| # taz.de -- Neue Coronaregeln: Nichts Genaues weiß man nicht | |
| > Die neuen Coronaregeln des Berliner Senats sind verwirrend und unscharf. | |
| > Die Arbeit im Homeoffice bleibt eine Empfehlung. | |
| Bild: Ganz schön voll: Markt auf dem Winterfeldtplatz in Berlin | |
| Berlin taz | Muss [1][Karl Lauterbach] jetzt ein Bußgeld bezahlen? Immer | |
| wieder ist der SPD-Gesundheitsexperte und Verfechter einer harten | |
| Eindämmungspolitik mit einer Maske des [2][Herstellers Livinguard] zu | |
| sehen, sogar im Beisein der Kanzlerin. Laut Angaben des Herstellers werden | |
| Viren im Vergleich zu FFP2-Masken nicht nur herausgefiltert, sondern auch | |
| unschädlich gemacht. Vor allem aber sind die Masken wiederverwertbar. | |
| Lauterbach geht also nicht nur auf Nummer sicher, er trägt auch den | |
| Nachweis einer nachhaltigen Gesinnung auf Mund und Nase. | |
| Das Problem ist nur: Offiziell ist die Livinguard-Pro-Maske gar nicht | |
| zugelassen. Zwar ist sie nach dem Standard EN 14683:2019 als medizinische | |
| Gesichtsmaske Typ I zertifiziert. In der [3][Pressemitteilung der | |
| Senatskanzlei] und von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) aber ist | |
| sie nicht aufgeführt. Dort heißt es zur verschärften Maskenpflicht: Im | |
| öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften „ist eine medizinische | |
| Gesichtsmaske (also sogenannte OP-Maske oder sogar virenfilternde Maske der | |
| Standards KN95 oder FFP2) zu tragen“. | |
| Gut möglich also, dass Lauterbach bei einer Kontrolle in der U-Bahn ein | |
| Bußgeld bezahlen müsste, und das, obwohl die Livinguard einer herkömmlichen | |
| OP-Maske offenbar weit überlegen ist. Es ist also für Verwirrung gesorgt | |
| und für reichlich Gesprächsstoff bei Kontrollen der neuen Maskenpflicht. | |
| Doch das ist nicht die einzige Unschärfe, die der rot-rot-grüne Senat bei | |
| der Übernahme der Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz angerichtet hat. | |
| Auch eine Konkretisierung der Ausweitung des Homeoffice hat er bei seiner | |
| Sitzung am Mittwoch unterlassen. Zwar hatte Arbeitssenatorin Elke | |
| Breitenbach (Linke) dem Tagesspiegel zufolge einen Antrag eingebracht, | |
| Arbeit am Bildschirm zu verbieten, wenn Arbeitnehmer dafür ins Büro gehen | |
| müssen. Doch der Antrag wurde vertagt: Man müsse sich erst mit dem Bund | |
| abstimmen, hieß es. Bis dahin bleibt es wieder nur bei einem Appell zum | |
| Homeoffice. | |
| ## „Kein Handlungsbedarf“ auf Märkten | |
| So richtig weiß also niemand, was in Berlin gilt und was nicht. Gleiches | |
| gilt auch für die Notfallbetreuung in Kitas. Für sie wurde die [4][Liste | |
| der systemrelevanten Berufe] überarbeitet. Schätzungen zufolge könnte die | |
| Auslastung der Kitas auf über 50 Prozent steigen. Ob das im Sinne der | |
| Kontaktreduzierung ist, mit der die Ausbreitung der B.1.1.7-Mutation | |
| verhindert oder zumindest gebremst werden soll? Würden die Kitas einen | |
| wahren Sturm erfahren, heißt es, müsse man die systemrelevanten Berufe | |
| priorisieren. | |
| Ach ja, Kontakte. Am Samstag sind wieder die Wochenmärkte offen. Wieder | |
| wird es Gedränge geben, wieder werden dort Waren verkauft werden, die in | |
| Geschäften nicht verkauft werden dürfen. Und wieder werden die | |
| Ordnungsämter streng gucken, passieren wird aber nichts. Wie sagte der von | |
| der AfD gestellte Pankower Ordnungsstadtrat Daniel Krüger: Er sehe aktuell | |
| keinen Handlungsbedarf. | |
| 23 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.presseportal.de/pm/147362/4770838 | |
| [2] https://wingguard.de/?gclid=EAIaIQobChMI-azmzbOv7gIVQed3Ch23NAFjEAAYASAAEgK… | |
| [3] https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitte… | |
| [4] https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2021/01/liste-systemrel… | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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