# taz.de -- Kontrolle der Maskenpflicht: Sitzt manchmal locker | |
> Im Supermarkt ist sie ein Muss, in kleinen Läden oder Imbissen nimmt man | |
> es mit der Maskenpflicht weniger genau. Kontrollen sind eher sporadisch. | |
Bild: Schreiben viele aufs Schild, sich aber nicht hinter die Ohren | |
Wenn die Debatte wieder einmal hochkocht, ob die Anticoronamaßnahmen | |
ausreichen oder noch weiter verschärft werden müssen, stellt sich immer | |
auch die Frage: Werden die derzeit geltenden Regeln überhaupt befolgt? | |
Hinsichtlich der Maskenpflicht bietet sich BeobachterInnen ein sehr | |
heterogenes Bild: An manchen Orten wird sie konsequent eingehalten, | |
anderswo eher sporadisch. | |
Ein Faktor für den Grad der Maskendisziplin könnte sein, wie lange die | |
Vorschrift bereits gilt, ein anderer, ob der betreffende Raum mehr oder | |
weniger öffentlich ist. Während sich in Bussen und Bahnen ein | |
Dreivierteljahr nach Inkrafttreten der Pflicht die allermeisten daran zu | |
halten scheinen, ist das Bild in Läden, Imbissen oder Restaurants, die | |
einen Takeaway-Service anbieten, recht durchwachsen. | |
Dem Augenschein nach halten sich die Angestellten größerer Geschäfte wie | |
Lebensmittel oder Drogeriemärkte am konsequentesten an die Vorschrift, und | |
auch KundInnen werden dazu aufgefordert – oft von Sicherheitspersonal, das | |
speziell dazu angeheuert wurde. In etlichen kleineren Verkaufsstellen, | |
besonders in Imbissen, Spätis oder Handyläden, sieht man dagegen vor allem | |
in den Abendstunden öfter Menschen ohne oder mit „locker“ sitzender | |
Mund-Nasen-Bedeckung. | |
In Zahlen lassen sich diese Beobachtungen schwer fassen. Das liegt auch | |
daran, dass die Einhaltung der Verordnung eher lückenhaft kontrolliert wird | |
und die Ergebnisse dieser Kontrollen nicht zentral dokumentiert werden. | |
Was die Zuständigkeit angeht, verweist die Senatsinnenverwaltung auf die | |
Ordnungsämter der zwölf Bezirke. Die Polizei unterstütze deren Kontrollen, | |
„die Zusammenarbeit läuft gut“, teilt die Pressestelle mit. Sie verweist | |
darauf, dass allein die Polizei in den ersten drei Wochen des Jahres über | |
750 Ordnungswidrigkeitsanzeigen mit Coronabezug geschrieben habe. 600 der | |
so geahndeten Verstöße hätten allerdings im öffentlichen Nahverkehr | |
stattgefunden. | |
Aus dem Bezirksamt Neukölln heißt es, der allgemeine Ordnungsdienst (AOD) | |
des Ordnungsamts sei in der Regel täglich von 8 bis 22 Uhr zur Kontrolle | |
der Maskenpflicht unterwegs – insbesondere auf den drei großen | |
Geschäftsstraßen im Bezirk (Sonnenallee, Karl-Marx-Straße und | |
Hermannstraße) und ab 18 Uhr meist zusammen mit der Polizei. | |
Seit Beginn der Maskenpflicht in Berlin habe das Ordnungsamt in Neukölln | |
454 Verstöße registriert und mit Bußgeldern von 100 Euro geahndet, sagt | |
Bezirksamtssprecher Christian Berg. Hinzu kämen weitere 300 Fälle, bei | |
denen der Ordnungsdienst ein Verwarnungsgeld von 55 Euro vor Ort verhängt | |
habe. Es handele sich allerdings bei einem Großteil dieser Fälle um | |
Verstöße auf Gehwegen. | |
Aus dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg heißt es, Zahlen könnten nicht | |
genannt werden, da „keine nach Einzeltatbeständen der | |
Infektionsschutzmaßnahmenverordnung differenzierte Statistik geführt“ | |
werde. Sprecher Dominik Krejsa weist darauf hin, dass die Pflicht, | |
medizinische Masken zu tragen, erst seit dem 24. Januar gelte und erst seit | |
dem 2. Februar bußgeldbewehrt sei. In den ersten Tagen habe man daher mit | |
der Vorgabe gehandelt, es im Falle von Verstößen bei mündlichen | |
Verwarnungen bewenden zu lassen. | |
Ebenso wenig Konkretes ist aus anderen Bezirksämtern zu erfahren. „Eine | |
statistische Erfassung der einzelnen Kontrollen erfolgt nicht“, teilt der | |
für Ordnungsangelegenheiten zuständige Bezirksstadtrat Arne Herz (CDU) | |
relativ knapp mit. Daniel Krüger, parteiloser Stadtrat auf AfD-Ticket in | |
Pankow, sagt am Telefon, Kontrollen fänden in erster Linie „anlassbezogen“ | |
statt, also bei Beschwerden: „Wenn Kunden den Eindruck gewinnen, dass sich | |
nicht an die Maskenpflicht gehalten wird, gehen wir in den ein oder anderen | |
Laden. In den selteneren Fällen wird man dann auch fündig.“ | |
## In der Regel einsichtig | |
Den Quittungsblock zückten die Kollegen vom Ordnungsamt aber nur, wenn sie | |
tatsächlich auf Unwillen träfen, sich an die Vorschrift zu halten. Das | |
komme selten vor, so Krüger: „Im Regelfall wird dann auch Einsicht | |
gezeigt.“ | |
Die Pflicht zum Tragen einer – nicht notwendigerweise medizinischen – | |
Mund-Nasen-Bedeckung im Einzelhandel hatte der Senat bereits Ende April | |
2020 beschlossen, seit Juni werden bei Nichtbeachtung auch Bußgelder | |
fällig. Seit einer Novellierung der Infektionsschutzverordnung Ende | |
Dezember müssen im Einzelhandel ebenso wie im ÖPNV sogenannte OP-Masken | |
oder FFP2-Masken getragen werden. In Imbissen, die als gastronomische | |
Betriebe gelten, herrscht nur die Pflicht zum Tragen einer | |
Mund-Nasen-Bedeckung für KundInnen sowie MitarbeiterInnen mit | |
Kundenkontakt. | |
Streng genommen gilt sie also nicht für Angestellte, die hinter einem | |
Tresen mit der Zubereitung von Speisen beschäftigt sind, ohne diese dem | |
Gast direkt auszuhändigen. Wer sich auch in diesen Situationen vor frei | |
herumschwebenden Aerosolen und möglicher Infektion schützen möchte, sollte | |
also auch dort – ohne Pflicht – eine FFP2-Maske aufsetzen. | |
10 Feb 2021 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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Bremen | |
Wochenkommentar | |
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