| # taz.de -- Mitte-Rechts-Bündnis in Schweden: Tabubruch in Bullerbü | |
| > Die bürgerlichen Parteien machen mit den völkischen Schwedendemokraten | |
| > gemeinsame Sache. Das liegt auch an einem schwachen Premierminister. | |
| Bild: Die Brandmauer ist gefallen: Jimmie Åkesson von den rechtspopulistischen… | |
| Diesen Sommer werden wieder Zehntausende [1][deutsche Schwedenfans] – dank | |
| Impfung oder Negativtest – die Fähre in den Norden nehmen, viele mit | |
| reichlich naiven Bildern im Kopf: Die EinwohnerInnen sind von Geburt an | |
| politisch links, wahnsinnig tolerant und zahlen gern Steuern, um einen | |
| tollen Sozialstaat zu finanzieren. | |
| Dieses Schwedenbild war schon immer schräg. Seit dieser Woche ist es | |
| endgültig zu einem Klischee verkommen, das nichts mit der politischen | |
| Realität zu tun hat. Die bürgerlichen Parteien haben zusammen mit den | |
| [2][rechtspopulistisch-völkischen Schwedendemokraten (SD)] eine gemeinsame | |
| Initiative für eine restriktivere Einwanderungspolitik vorgestellt – weil | |
| ihnen das gar nicht so freizügige neue Einwanderungsgesetz der rot-grünen | |
| Minderheitsregierung zu lasch ist. | |
| Mit dabei ist die kleine liberale Partei, die eigentlich Rot-Grün im | |
| Parlament stützt. Familiennachzug und Aufenthaltsgenehmigungen aus | |
| humanitären Gründen sollen erschwert werden. Mehr noch: Die Liberalen | |
| schließen nicht mehr aus, eine Koalition zu unterstützen, die von den | |
| Schwedendemokraten abhängig ist. | |
| Es ist ein Tabubruch, in der Tat ein „historischer Schritt“, wie SD-Chef | |
| Jimmie Åkesson twitterte – die Brandmauer gegen die ehemals offen | |
| rechtsradikale Partei ist gefallen. Seit 2014 konnte die rot-grüne | |
| Minderheitsregierung davon profitieren, dass es keine Mehrheit rechts von | |
| ihr ohne Beteiligung der Schwedendemokraten gibt. Und sie konnte ausnutzen, | |
| dass die politische Mitte in Schweden mit vier im Parlament vertretenen | |
| Parteien zersplittert ist; ein oder zwei von ihnen ließen sich immer auf | |
| ihre Seite ziehen. | |
| Die Rechtswende in Schweden hat auch ihre Ursachen in der Führungsschwäche | |
| des [3][blassen sozialdemokratischen Premierministers Stefan Löfven], die | |
| er seit 14 Monaten in der Coronapandemie unter Beweis stellt. Ihm ist es | |
| nie gelungen, ein stabiles Bündnis in die Mitte hinein zu schmieden. | |
| Spätestens im Herbst 2022 wird in Schweden gewählt. Noch haben die | |
| SozialdemokratInnen genug Zeit zu überlegen, ob Löfven der Richtige ist – | |
| um Schlimmeres zu verhindern. | |
| 5 May 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gunnar Hinck | |
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