# taz.de -- Missachtete Abstandsregeln: AfD will Hotspot werden | |
> Ohne Abstand und Maske lässt es Alexander Gauland mit 80 Parteifreunden | |
> bei Wein und Bier in einer Gaststätte im Kreis Dithmarschen krachen. | |
Bild: Direkt bei Youtube hochgeladen: Video der Parteiveranstaltung | |
HAMBURG taz | Rot- und Weißwein auf dem Podium, Bier und warme Speisen auf | |
den Tischen im Publikum: Feuchtfröhlich und gesellig mit rund 80 Leuten kam | |
die AfD am Freitagabend in einer Gaststätte in Nordhastedt (Kreis | |
Dithmarschen) zusammen. | |
Gemeinsam und eng beieinander sitzend lauschten die Gäste dem Vortrag vom | |
Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland und debattierten über die | |
vermeintlich großen Probleme in Deutschland und die [1][internen] Querelen | |
des schleswig-holsteinischen Landesverbands. Allerdings könnte es wegen | |
Verstößen gegen die Coronaverordnung ein Nachspiel haben. | |
„Natürlich“ sei die Veranstaltung vom zuständigen Gesundheitsamt genehmigt | |
gewesen, gibt der AfD-Kreisverband bekannt und freut sich über „den sehr | |
gut besuchten Abend“. Neben Gauland sprachen auch die | |
Bundestagsabgeordneten Uwe Witt und Steffen Kotré. | |
Nicht zum ersten Mal hat die AfD die Gaststätte „Zum alten Bahnhof“ für | |
Parteizwecke angemietet. Inhaber des Lokals ist [2][Mario Reschke, | |
Kreisvorsitzender der Partei], der gerne mit Waffen posiert und auch | |
Sympathien für die Reichsbürgerszene und andere Verschwörungsmythen hegt. | |
Nun stellt sich die Frage, wie diese Veranstaltung mit den Vorgaben der | |
geltenden Coronaverordnung in Schleswig-Holstein zusammenpasst. Auf einem | |
von der AfD online veröffentlichten Video der Veranstaltung ist zu sehen, | |
wie eng die überwiegend ergrauten Herren beieinander sitzen: Vom 1,5 | |
Meter-Abstandsgebot keine Spur. Und eine Maske trägt lediglich die | |
Bedienung. Unter den Gästen wird munter und ohne Desinfektionsmittel ein | |
Mikrofon für Fragen umhergereicht. | |
Tatsächlich dürfen im Land derzeit Privatveranstaltungen mit bis zu 100 | |
Personen stattfinden. Dann jedoch gelten weitere Vorsichtsmaßnahmen, an die | |
sich Veranstalter*innen halten müssen. Der zuständigen Polizeidirektion in | |
Itzehoe sei die Veranstaltung bekannt gewesen. Bedenken über die Einhaltung | |
der Maßnahmen habe es keine gegeben. | |
Grund zum Revidieren der Einschätzung sieht sie nun nicht. „Zum jetzigen | |
Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es keine Verstöße gegeben hat“, sagt | |
eine Sprecherin auf Nachfrage der taz. | |
Anders sieht es im Kreishaus von Dithmarschen aus. Dithmarschen hat derzeit | |
einen vergleichsweise niedrigen Inzidenzwert von 35,5. Doch viele andere | |
Landkreise haben in den vergangenen Wochen schon die Erfahrung machen | |
müssen, wie schnell die Zahl nach einer Veranstaltung nach oben gehen kann, | |
wenn ein Gast andere angesteckt hat. | |
Dort sei am Montagmorgen die Veranstaltung ein großes Thema gewesen, sagt | |
Sprecher Björn Jörgensen. „Der Kreis hat aber keine rechtliche Handhabe, | |
derartige Veranstaltungen zu untersagen.“ Allerdings sei vom Gesundheitsamt | |
größerer Abstand zwischen den Gästen gefordert worden, als er auf den | |
Videos zu sehen ist. „Der Kreis wird rechtlich prüfen, wie mit dem | |
Videomaterial umzugehen ist“, sagt Jörgensen. | |
Auch bei den anderen Parteien im Landkreis kommt die Veranstaltung – | |
erwartungsgemäß – nicht gut an. „Ich war geschockt, als ich davon hörte�… | |
sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Jörg Hollmann. „Alle | |
demokratischen Parteien in Dithmarschen verzichten momentan auf | |
Veranstaltungen, deshalb herrscht wenig Verständnis, dass so eine | |
Veranstaltung durchgeführt wird.“ | |
Auch bei der SPD herrscht Kopfschütteln. „Wir alle reduzieren die | |
notwendigen Sitzungen oder versuchen sie digital stattfinden zu lassen“, | |
sagt Kreistagsfraktionschef Jörg-Uwe Halusa. „Da ist eine solche | |
'Großveranstaltung’ der AfD, gelinde gesagt, bemerkenswert.“ | |
Dabei war das Coronavirus auch Thema beim AfD-Umtrunk – allerdings | |
vorrangig, um klarzustellen, [3][dass es gegenwärtig eine „Coronadiktatur“ | |
gebe, so Gauland]. „Die Bürger können für ihre Gesundheit selbst | |
Verantwortung übernehmen.“ | |
17 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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