| # taz.de -- Migrationspolitik der USA: Enttäuschte Hoffnung | |
| > Viele Zentralamerikaner*innen hatten gehofft, unter Joe Biden | |
| > leichter in die USA zu kommen. Jetzt hängen sie an der US-mexikanischen | |
| > Grenze fest. | |
| Bild: Auf der Suche nach Migrierenden an der US-mexikanischen Grenze am 10. Mä… | |
| Oaxaca/Ciudad Juarez taz | Esdras Álvarez hat bereits ihren zweiten Anlauf | |
| hinter sich. Zunächst wollte die 24jährige Honduranerin über die | |
| mexikanische Stadt Reynosa in die Vereinigten Staaten einreisen, doch | |
| US-Migrationsbeamten wiesen sie sofort wieder zurück. Als sie dann am | |
| vergangenen Freitag die Grenzbrücke „Paso del Norte“ in Ciudad Juárez | |
| passieren wollte, wurde sie ebenfalls aufgehalten. Sie müsse warten, bis | |
| die Washingtoner Regierung die Sicherheitsregeln aufgehoben habe, die der | |
| ehemalige Präsident Donald Trump wegen der Corona-Pandemie verfügt hatte, | |
| hieß es. | |
| So wie Àlvarez hängen derzeit in Ciudad Juárez, Tijuana, Reynosa und | |
| anderen Grenzstädten Tausende Migrantinnen und Migranten fest, die sich | |
| nach der Wahl des Präsidenten Joe Biden aus Mittelamerika und dem Süden | |
| Mexikos auf den Weg in die USA aufgemacht haben. Wer es illegal auf die | |
| andere Seite schafft und entdeckt wird, wird sofort wieder abgeschoben. | |
| Im Februar nahm die US-Grenzpolizei 100.441 Menschen fest, 28 Prozent mehr | |
| als im Monat zuvor. Im März sind es täglich etwa 4000. Auch die Zahl der | |
| unbegleiteten Minderjährigen hat massiv zugenommen. | |
| Die Wahl Bidens hatte die Hoffnung geschürt, dass der beschwerliche Weg | |
| über den Rio Bravo einfacher zu überwinden sei als zu Trumps Zeiten. Der | |
| Demokrat kündigte [1][Lockerungen in der Einwanderungspolitik] an und hob | |
| eine Maßnahme seines Vorgängers auf, nach der alle Asylsuchenden nach | |
| Mexiko zurückgeschickt werden und dort warten müssen, bis über ihren Antrag | |
| entschieden wurde. | |
| ## „Es kommen immer mehr Leute“ | |
| Doch von den 25.000 Schutzsuchenden, die deshalb seit vielen Monaten in den | |
| gefährlichen Städten des mexikanischen Nordens ausharren, konnten bislang | |
| nur etwa 2.100 die Grenze überqueren. Wie Esdras Álvarez scheitern zudem | |
| die meisten neu Angereisten an den Corona-Maßnahmen, die auch unter Biden | |
| Gültigkeit haben. | |
| Das führt in den mexikanischen Grenzstädten zu erheblichen Problemen, „Die | |
| Herbergen sind überfüllt und es kommen immer mehr Leute“, erklärt Enrique | |
| Valenzuela von der Behörde Conapo, die das Netz von | |
| Migranten-Aufnahmestellen im Bundesstaat Chihuahua koordiniert. | |
| Pfarrer Juan Fierro García von der Herberge „El Buen Samaritano“ in Ciudad | |
| Juárez rechnet damit, dass sich die Lage so verschärfen könnte wie 2019, | |
| als viele Migrantinnen und Migranten in Karawanen an die Grenze zogen. „Die | |
| Menschen kommen, einer nach dem anderen, und da sie nicht weiterreisen | |
| können, werden sich alle hier an Grenze niederlassen“, erklärt er. Durch | |
| die Pandemie sei man nun besonders gefordert, um die Reisenden zu schützen. | |
| Angesichts der unklaren Asylpolitik haben in Tijuana am Mittwoch | |
| Bewohnerinnen und Bewohner eines Zeltlagers protestiert. „Wir gehen in | |
| keine Herberge, bis Klarheit darüber herrscht wann uns die Einreise in die | |
| USA gewährt wird,“ erklärten die Sprecher von 1.500 Asylsuchenden aus | |
| Mittelamerika, Haiti, Kuba und afrikanischen Staaten. Zugleich kritisierten | |
| sie, dass sie weder sanitäre Anlagen noch polizeilichen Schutz hätten. | |
| Die mexikanische Regierung bleibt indes der Linie treu, die sie bereits zu | |
| Trumps Zeiten eingenommen hat: Sie sorgt dafür, dass die Migration | |
| eingedämmt wird. 7.770 Nationalgardisten stehen an der Südgrenze zu | |
| Guatemala, um die Reisenden aus Mittelamerika auf ihrem Weg zu stoppen. | |
| Nach Angaben der honduranischen Migrationsbehörde wurden seit Anfang des | |
| Jahres 9.974 Menschen in ihre mittelamerikanische Heimat abgeschoben, 8.305 | |
| von ihnen aus Mexiko. | |
| Das könnte auch der Honduranerin Esdras Álvarez drohen. „Ich habe meine | |
| Eltern zurückgelassen, um in die USA zu gelangen dort zu arbeiten und ihnen | |
| zu helfen.“, sagt sie, während sie in einer Herberge in Ciudad Juárez | |
| festhängt. „Nun weiß nicht, was ich tun soll: es weiter versuchen, warten | |
| oder wieder zurückreisen.“ | |
| 19 Mar 2021 | |
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| [1] /Kurswechsel-in-US-Migrationspolitik/!5753412 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
| Rocío Gallegos | |
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