# taz.de -- Lösungsvorschlag für Wohnungsnot: Mach ein Home aus dem Office | |
> Verbände errechnen ein Potenzial von 235.000 zusätzlichen Wohnungen. Dazu | |
> müssten Büros einfach umgewandelt werden. | |
Bild: Könnte eine Wohnung werden: Ein Bürogebäude in Köln | |
BERLIN taz | Die Idee klingt logisch in Zeiten von Homeoffice: Das | |
Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ fordert die Umwidmung von nicht mehr | |
benötigten Büroflächen zu Wohnraum. Bis zum Jahr 2025 könnten so rund | |
235.000 Wohnungen entstehen, sagte Dietmar Walberg, Leiter des Kieler | |
Beratungsinstituts [1][Arge], am Freitag in Berlin. | |
Für einen Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden sei ein Flächenbedarf von | |
5 bis 10 Quadratmetern anzusetzen. Ein Büroarbeitsplatz verschlinge aber | |
inklusive der Infrastruktur von Sanitärräumen, Aufenthaltsräumen und | |
anderem im Schnitt eine Fläche von 25 bis 45 Quadratmetern, so Walberg. | |
Da die ForscherInnen davon ausgehen, dass etwa 40 Prozent der | |
Bürobeschäftigten in Deutschland potenziell im Homeoffice arbeiten könnten, | |
errechneten sie ein Potenzial von 136 Millionen Quadratmetern, die | |
theoretisch in Wohnflächen umgewandelt werden könnten. | |
Der Umbau des Büros zur Wohnung koste dabei „nur ein gutes Drittel von dem, | |
was heute für eine Neubauwohnung bezahlt werden muss- und das oft noch in | |
guter innenstädtischer Lage“, sagte Walberg. | |
## Nur sechs Prozent Sozialwohnungen | |
Die optimistische Rechnung der Bauexperten wurde allerdings am Freitag | |
durch eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft | |
[2][(IW) getrübt.] Laut einer Erhebung unter 1.200 Unternehmen will | |
lediglich jede 17. Firma in den kommenden zwölf Monaten ihre Bürofläche | |
reduzieren. Zwei Drittel der Firmen hätten nicht vor, ihren Beschäftigten | |
nach der Coronakrise mehr Homeoffice als vor der Krise zu ermöglichen, | |
heißt es in dem IW-Papier. | |
Das Verbändebündnis warnte vor wachsender Wohnungsnot in den Städten. Es | |
fehlten bundesweit 670.000 Wohnungen mit „bezahlbarer Miete“, sagte der | |
Leiter des [3][Pestel-Instituts], Matthias Günther. Er warf der | |
Bundesregierung vor, ihr Ziel von 1,5 Millionen bezugsfertigen | |
Neubauwohnungen bis zum Herbst 2021 um rund 300.000 zu verfehlen. | |
Das Bündnis fordert jährlich 215.000 zusätzliche mietpreisgebundene | |
Wohnungen durch Neubau, Modernisierungen und Belegrechte für | |
Bestandswohnungen. | |
Laut eines Arge-Papiers haben 40 bis 60 Prozent der privaten Haushalte in | |
den Großstädten Einkommen, die so niedrig sind, dass sie zum Bezug einer | |
Sozialwohnung durchaus berechtigen würden. Das Angebot an Sozialwohnungen | |
mache aber bundesweit weniger als 6 Prozent des Mietwohnungsbestandes aus. | |
Die Wohnungsnot treffe auch Erwerbstätige mit Durchschnittseinkommen. | |
5 Feb 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://arge-ev.de/ | |
[2] https://www.iwkoeln.de/studien/iw-kurzberichte/beitrag/oliver-stettes-micha… | |
[3] https://www.pestel-institut.de/ | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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