# taz.de -- Letzte Generation: Erfolg statt Erpressung | |
> Wo steht die Letzte Generation nach über einem Jahr Straßenblockaden? Ein | |
> Protestforscher sieht einen Erfolg in den Vereinbarungen mit den | |
> Kommunen. | |
Bild: Aktivisten der Letzten Generation blockieren am 21.3.2023 in Hannover die… | |
BERLIN taz | Die Letzte Generation reagierte am Dienstag mit einem weiteren | |
Brief an die Kommunen auf den Vorwurf der Erpressung. Sie entschuldige | |
sich, dass ihr erster Brief als erpresserisch interpretiert werden konnte. | |
„Das war nie unsere Absicht“, schreiben die Aktivist:innen. In einem | |
Statement betonten sie gleichzeitig: „Niemand kann erpresst werden, die | |
eigenen Gesetze einzuhalten.“ | |
Zuletzt hat die Gruppe für Aufregung gesorgt, als sie Kommunen mit einer | |
„maximalen Störung“ drohte, wenn diese nicht auf ihre Forderungen eingehen | |
würden. Daraufhin teilte zum Beispiel der Leipziger Oberbürgermeister mit: | |
„Eine Lösung findet sich im Für und Wider der Argumente, niemals dadurch, | |
dass eine Seite die andere erpresst.“ Andere Kommunen hingegen gingen auf | |
die Briefe der Letzten Generation ein und setzten sich mit den | |
Aktivist:innen an den Tisch. Inzwischen unterstützen die | |
Bürgermeister:innen von Lüneburg, Greifswald, Tübingen, Hannover und | |
Marburg die Forderungen der Gruppe. Mit vielen weiteren liefen Gespräche. | |
Der Protestforscher Michael Neuber von der TU Berlin wertet die | |
Unterstützung als Erfolg, zumindest symbolisch. „Das Ziel der Gruppe ist ja | |
der Austausch mit der ganzen Bevölkerung, dazu gehören auch die politischen | |
Eliten“, sagt Neuber. Jedes Gespräch erfülle ein Teilziel der Gruppe. | |
Bisher sei sie auf der Straße gewesen, jetzt unterhalte sie sich mit | |
politischen Entscheidungsträger:innen. „Die Kommunikation wurde damit auf | |
ein anderes Level gehoben“, sagt Neuber. Nach Ansicht anderer | |
Kommentator:innen hätte sich die Gruppe hingegen durch die Briefe nach | |
Berlin [1][billig stummschalten lassen]. | |
So oder so scheint der jüngste Plan der Aktivist:innen aufgegangen zu | |
sein. [2][Im Januar kündigte die Gruppe anlässlich des Jahrestages der | |
ersten Straßenblockade an], den Protest auszuweiten und „an so vielen | |
Stellen wie möglich“ den Alltag zu unterbrechen. Seitdem werden nicht mehr | |
nur in Großstädten Straßen blockiert. In den letzten Monaten klebten sich | |
Aktivist:innen auch in Bielefeld, Heidelberg, Aalen, Oldenburg und | |
vielen weiteren Städten fest. | |
## Aufmerksamkeit trotz Polykrise | |
Mit ihren Aktionen habe es die Letzte Generation innerhalb eines Jahres | |
geschafft, sich zu einem wichtigen Teil der Klimabewegung zu entwickeln. | |
Sie sei „unignorierbar“ geworden, wie die Gruppe selbst bilanziert. Durch | |
zivilen Ungehorsam habe die Gruppe selbst „in der Polykrisensituation, in | |
der wir uns durch Coronapandemie, Ukrainekrieg und Klimawandel gerade | |
befinden, die Aufmerksamkeit auf die Klimakrise gelenkt“, so Neuber. | |
Die Rahmenbedingungen seien gerade zudem günstig. Vergangene Woche zeigten | |
die Emissionszahlen für das Jahr 2022, dass die Bundesregierung im | |
Verkehrs- und Gebäudesektor wieder gegen ihre Ziele verstoßen hat. Diese | |
Woche wurde ein [3][neuer Bericht des Weltklimarats IPCC veröffentlicht], | |
der alarmierend ausfällt. „Auf den Diskurs kann die Letzte Generation | |
aufbauen“, sagt Neuber. | |
21 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Deals-der-Letzten-Generation-mit-Staedten/!5917324 | |
[2] /Neue-Ziele-der-Letzten-Generation/!5907709 | |
[3] /Neuer-Bericht-des-Weltklimarats-IPCC/!5920070 | |
## AUTOREN | |
Tom Burggraf | |
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