# taz.de -- Langfristige Finanzplanung der EU: Kommission plant Billionen-Reform | |
> Europa braucht Geld für Verteidigung, Landwirtschaft und strukturschwache | |
> Regionen. Wo kommt es künftig her und wie soll es verteilt werden? | |
Bild: Ein Großteil des EU-Budgets geht an die Landwirtschaft. Auch dort will d… | |
Brüssel dpa | Landwirte in der EU müssen sich auf Veränderungen bei den | |
milliardenschweren Zahlungen aus Brüssel einstellen. Wie aus einem | |
[1][Entwurf der Europäischen Kommission für den neuen langfristigen | |
Haushalt der EU] hervorgeht, will die Brüsseler Behörde den Geldtopf für | |
die Agrarpolitik mit anderen Politikbereichen zusammenlegen. Auch die | |
Förderkriterien könnten sich ändern. Der Entwurf liegt der Deutschen | |
Presse-Agentur vor. | |
An diesem Mittwoch will die EU-Kommission Vorschläge für den wahrscheinlich | |
billionenschweren EU-Mehrjahreshaushalt ab 2028 vorlegen. Sie hatte bereits | |
angekündigt, das derzeit mit zahlreichen unterschiedlichen Programmen | |
komplizierte Budget zu reformieren – und dabei vor allem vereinfachen und | |
flexibler gestalten zu wollen. Dabei müssen unterschiedliche Interessen | |
unter einen Hut gebracht werden. | |
So soll [2][mehr Geld für die Aufrüstung gegen Russland] ausgegeben werden | |
– gleichzeitig laufen Landwirte gegen mögliche Kürzungen Sturm und | |
finanzstarke EU-Staaten wie Deutschland wollen nicht tiefer in die Tasche | |
greifen. | |
## Was ist der mehrjährige EU-Haushalt? | |
In dem langfristigen Etat werden die Obergrenzen der jährlichen Ausgaben | |
der EU sowie deren Verwendung festgelegt. Der sogenannte Mehrjährige | |
Finanzrahmen (MFR) wird jeweils für sieben Jahre aufgestellt und zunächst | |
von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, bevor er von den EU-Staaten | |
und dem Europaparlament diskutiert wird. | |
Für die Jahre 2021 bis 2027 umfasst er rund 1,1 Billionen Euro. Mit jeweils | |
mehr als 400 Milliarden Euro fließt derzeit [3][das mit Abstand meiste Geld | |
in Europas Landwirtschaft] und die sogenannte Kohäsionspolitik. Mit diesen | |
Mitteln für die Strukturförderung soll wirtschaftlich schwach entwickelten | |
Regionen geholfen werden, um ökonomische und soziale Unterschiede | |
auszugleichen. | |
## Was soll mit den bislang großen Posten passieren? | |
Wie viel Geld der Haushalt insgesamt umfassen soll, geht aus dem Entwurf | |
nicht hervor. Aber es soll demnach künftig insgesamt weniger Programme | |
geben, auch soll weniger Geld fest verplant sein – um in einem sich rasch | |
entwickelnden globalen Umfeld agieren und reagieren zu können, wie es | |
heißt. | |
Für die Landwirtschaft und die Regionen soll es große Veränderungen geben. | |
Dem Entwurf zufolge will die Kommission künftig lediglich einen großen | |
Fonds auflegen, aus dem das Geld für die Strukturförderung und die | |
Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) kommt. Auch Mittel für Sicherheit und | |
Verteidigung sollen mit in dem Fonds gebündelt werden. | |
## Was ist für die Agrargelder geplant? | |
Während derzeit große Landwirtschaftsbetriebe besonders von den Geldern | |
profitieren, will die Kommission nun unter anderem, dass Mitgliedsstaaten | |
den jährlichen Betrag der flächenbezogenen Gelder ab einer bestimmten | |
Grenze kürzen. Kleine Betriebe könnten ebenso wie Jungbauern mehr | |
unterstützt werden. | |
Weil alle Bauern eigentlich mehr Geld wollen, haben sie sich für diesen | |
Mittwoch in Brüssel zu einem Protestmarsch verabredet. Hunderte Teilnehmer | |
aus verschiedenen EU-Ländern werden erwartet – darunter eine Gruppe | |
deutscher Landwirte. Für die deutschen Bauern ist die EU-Agrarfinanzierung | |
ein bedeutender Einkommensfaktor – mit derzeit insgesamt 6,3 Milliarden | |
Euro im Jahr. | |
Der Bauernverband fordert, ein weiterhin eigenständiges Agrarbudget | |
deutlich aufzustocken, um Europas Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln | |
und nachwachsenden Rohstoffen zu gewährleisten. Bundesagrarminister Alois | |
Rainer (CSU) sagt, eigentlich müsste man mehr haben, wies aber auch schon | |
auf Sparzwänge hin. Die Agrarminister der 16 Bundesländer fordern, die | |
EU-Agrarpolitik ab 2028 effizienter, nachhaltiger und praxisnäher zu | |
machen. | |
## Wie soll das Geld verteilt werden und woher soll es kommen? | |
Für Geld aus dem Fonds soll nach dem Willen der Kommission jeder EU-Staat | |
einen sogenannten Nationalen Reform- und Investitionsplan (NRP) erstellen. | |
Darin würden sie zeigen, welche Reformen und Investitionen das Land von | |
2028 bis 2034 machen und wofür es EU-Gelder verwenden möchte. Bei der | |
Erstellung des Plans sollen etwa auch regionale Behörden mitwirken. | |
Der Löwenanteil des langfristigen EU-Haushalts wird aus Beiträgen der | |
Mitgliedsstaaten gestemmt. Er speist sich aber auch aus [4][sogenannten | |
Eigenmitteln, die der EU direkt zufließen]. Dem Entwurf zufolge plant die | |
Behörde neue Eigenmittel – etwa eine Abgabe für große Unternehmen mit einem | |
Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro, eine Abgabe auf nicht für das | |
Recycling gesammelten Elektroschrott, und sie sieht einen bestimmten Anteil | |
der Einnahmen aus Tabaksteuern vor, der von den Hauptstädten nach Brüssel | |
fließen soll. | |
## Wie geht es weiter? | |
Der nun erwartete Kommissionsvorschlag für die Jahre 2028 bis 2034 muss im | |
Anschluss von den EU-Ländern und dem Europäischen Parlament beraten werden. | |
Dann muss das EU-Parlament durch eine Mehrheitsentscheidung zustimmen, die | |
EU-Länder müssen den Haushalt einstimmig annehmen. Es werden lange und | |
komplizierte Verhandlungen erwartet. | |
[5][Deutschland steuert bislang als größter Nettozahler der Union] fast ein | |
Viertel der Mittel bei. Die Bundesregierung betont grundsätzlich, dass | |
Deutschland zugleich auch so sehr vom EU-Binnenmarkt profitiere wie keine | |
andere europäische Volkswirtschaft. | |
16 Jul 2025 | |
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