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# taz.de -- Lage in Lützerath: Urlaub vom Kapitalismus
> Auch wenn die Aktivist*innen am Ende das Dorf räumen müssen: Sie
> können stolz sein auf gemeinsame Jahre der Solidarität.
Bild: Aktivisten während einer Sitzblockade in Lützerath am 12. Januar
Eckhard von Hirschhausen, der Arzt und Entertainer, will seine
Kabarettistenkarriere aufgeben. Er will nur noch klimapolitisch arbeiten.
Zu Lützerath sagte er am Mittwochabend bei „Maischberger“, wer einmal im
Leben an einer solchen Tagebaukante gestanden habe, sehe beim Blick in so
ein monströses Loch die Welt anders: „Und man fragt sich doch: Wo ist das
eigentlich hin, was da eben noch war? Antwort: Es schwebt alles über uns.“
Die Voraussetzungen für noch viel mehr herumschwebendes Braunkohlerevier in
unserer Luft wird derzeit geschaffen, und das offenbar fix. Die Räumung von
Lützerath geht schneller als gedacht. Viele glaubten, die Einsatzkräfte
würden warten, bis die große Demonstration [1][diesen Samstag (unter
anderem mit Greta Thunberg)] vorbei ist. Stattdessen ist die Räumung bis
dahin womöglich schon abgeschlossen. Am Donnerstag begannen die
Hundertschaften auch in die Häuser einzudringen und machten sich an den
ersten Baumhäusern zu schaffen. Die Hoffnung, Lützi bis zum Ende der
Rodungssaison am 1. März verteidigen zu können, war offenbar naiv.
Die Polizei, die aus ihrem vertölpelten Einsatz im Hambacher Wald gelernt
hat, [2][geht gut organisiert mit chirurgischer Präzision] vor. Sie
arbeitet mit taghellem Flutlicht, und das 24/7. Aber das Schlimmste kommt
erst noch: wenn die RWE-Abrissbagger anrücken und die Häuser wegrasieren.
Bei aller Trauer der vielfach sehr jungen BewohnerInnen von Lützerath haben
sie allen Grund, stolz zu sein: auf ihr Durchhaltevermögen, auf ihre eigene
emissionsfreie Energie. Und sie wissen, dass ihnen niemand mehr die
gemeinsame Lützi-Zeit nehmen kann, die teils zwei Jahre andauerte: Jahre
der Solidarität, für ein intensives und selbstbestimmtes Dasein im
Miteinander, die für den Rest des Lebens prägend sein wird, auch für
differenziertes politisches Denken. Eine Aktivistin hat mal gesagt, sie
habe „den Urlaub vom Kapitalismus“ besonders genossen. Uns allen täten mehr
freie Tage gut, bis hin zum Langzeiturlaub.
12 Jan 2023
## LINKS
[1] /-Live-Ticker-Raeumung-Luetzerath-/!5908322
[2] /Luetzerath-und-die-Gruenen/!5905166
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Lützerath
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimaproteste
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