| # taz.de -- Kommunalkino von Schließung bedroht: Zu viel Profil ist tödlich | |
| > Das „Cine K“ in Oldenburg ist vom Programm her ein Kommunalkino – | |
| > allerdings bislang ohne städtische Förderung. Jetzt braucht es die aber | |
| > doch. | |
| Bild: Voller Saal, leere Kasen: Corona war für das Cine K kein Problem, jetzt … | |
| „Das Cine K ist gefährdet“. Dieser Hilferuf steht seit einigen Wochen auf | |
| der [1][Homepage des kleinen Kinos in Oldenburg]. „Nach 20 Jahren stehen | |
| wir erstmals vor dem Aus. Wir können das Kino nicht mehr finanzieren!“ | |
| Was ist da passiert? Von der Philosophie und der Programmierung mit | |
| anspruchsvollen, nicht-kommerziellen Filmen her, ist das Cine K ein | |
| kommunales Kino. Nur wird es eben nicht kommunal, sprich von der Stadt | |
| Oldenburg, gefördert. Marion Fittje und Wolfgang Bruch, die seit den | |
| Anfängen in den frühen 1990er-Jahren im Kino arbeiten und sich heute die | |
| Leitung teilen, hatten eine andere Lösung fürs Überleben gefunden: Sie | |
| verwandelten den Verein, der das Kino bis dahin organisiert hatte in eine | |
| Firma, die sie nun auf eigene Rechnung betrieben – und auf eigenes Risiko. | |
| „Unternehmer*innen wider Willen“ war die passende Überschrift des | |
| [2][Kino-Porträts, das am] [3][27. 6. 2019 in der taz nord erschien]. | |
| Damals rechnete sich das Konzept auch gut: Das Jahr 2019 war von den | |
| Besucher*innenzahlen und vom Umsatz her das beste des Cine K. | |
| Doch nun sieht es anders aus: Die Firma steht mit mehr als 40.000 Euro in | |
| der Kreide. Da Fittje und Bruch dafür persönlich haften, geht es so nicht | |
| weiter. Ein Grund für die finanzielle Schieflage scheint paradox zu sein: | |
| Für ein Kino bedeutet schlechtes Wetter grundsätzlich bessere Geschäfte. | |
| Aber das Cine K hat im verregneten Spätsommer vier Wochen lang ein | |
| Open-Air-Kino im Hof der Kulturetage betrieben, um so Defizite | |
| auszugleichen. Diese Rettungsaktion ist dann ins Wasser gefallen. | |
| ## Freizeitverhalten hat sich verändert | |
| Das Problem liegt tiefer, erklärt Wolfgang Bruch: „Das Freizeitverhalten | |
| der Kinobesucher*innen hat sich deutlich verändert“, so sein Befund. | |
| „Vor Corona hatte das ältere Arthousepublikum noch keinen Streamingdienst. | |
| Jetzt haben alle einen. Und viele haben die Mediatheken für sich entdeckt.“ | |
| Außerdem sei heute alles „so schwierig, dass die Leute sich abends nicht | |
| auch noch einen Film reinziehen wollen, der sie ebenfalls fordert“. | |
| Nun ist dies ein Problem, mit dem alle Arthouse-Kinos kämpfen. Aber für das | |
| Cine K ist es besonders schwer zu lösen, denn in der Stadt mit etwas mehr | |
| als 170.000 Einwohner*innen gibt es mit dem „Casablanca“ schon ein | |
| großes Programmkino mit vier Sälen. „Und das bedeutet, dass wir etwa eine | |
| anspruchsvolle Komödie gar nicht kriegen, weil die Verleiher das größere | |
| Kino in der Stadt zuerst bedienen“, erklärt Bruch weiter: „Und so sind die | |
| schwierigeren Filme für uns die Nische, an der wir nichts verändern | |
| können.“ | |
| Auch die komplexen Bedingungen, unter denen das Cine K als Kino betrieben | |
| wird, haben sich verändert: Das Cine K hat in dem [4][Kulturzentrum | |
| Kulturetage] einen kleinen Kinosaal mit 50 Sitzplätzen gemietet. Es teilt | |
| sich mit dem dort beheimateten Theater das größere Studio mit 150 Plätzen. | |
| Zum Foyer vor beiden Sälen gehört eine Theke, die vom Cine K betrieben | |
| wird. Bei den Theatervorstellungen an den Wochenenden wurde dort gut | |
| verdient. | |
| Doch nach Corona hatte auch das Theater Schwierigkeiten, wieder in die | |
| Gänge zu kommen. Eine neue Theaterleitung änderte zudem das Konzept, sodass | |
| es in diesem Saal kaum noch öffentliche Veranstaltungen gibt. Dadurch ist | |
| also noch eine andere Einkommensquelle „weggebrochen“, so Marion Fittje. | |
| „Außerdem sind die Kosten für Energie und das Personal gestiegen, und wir | |
| können das nicht auf die Eintrittspreise umlegen“, führt sie weiter aus. | |
| „So wurde die finanzielle Lücke immer größer.“ | |
| ## Corona war kein Problem | |
| Die Coronakrise hatte das Cine K noch gut überstanden, gerade weil es keine | |
| kulturelle Förderung von der Stadt bekam. „Da war es für uns von Vorteil | |
| ein Wirtschaftsunternehmen zu sein, denn wir konnten so Förderungen | |
| bekommen, die uns gerettet haben“ erklärt Marion Fittje. | |
| Aber nun funktioniert der Wirtschaftsplan nicht mehr. Die | |
| Unterstützungskampagne war in den ersten paar Wochen zwar schon sehr | |
| erfolgreich: Viele Oldenburger*innen haben gespendet oder sind in den | |
| Förderverein eingetreten. Doch selbst wenn die drohende Schließung des | |
| Kinos dadurch abgewendet wird, ist dies nur eine kurzfristige Lösung. | |
| „Unser Modell trägt nicht mehr. Wir brauchen eine stärkere strukturelle | |
| Förderung, um so weiter Kino zu machen“, fordert Wolfgang Bruch. Die | |
| Chancen dafür stehen nicht ganz schlecht. | |
| Die Stadt Oldenburg wird in den kommenden Wochen über ein neues Konzept der | |
| kulturellen Förderung entscheiden. Wie alle freien Kulturträger der Stadt | |
| hat auch das Cine K einen Antrag gestellt, über den eine Jury des Beirats | |
| entscheidet. Wenn dort alles gut geht, hätten Fittje und Bruch | |
| Planungssicherheit für die nächsten fünf Jahre. Wenn nicht, könnte | |
| Oldenburg einen seiner lebendigsten Kulturorte verlieren. | |
| 21 Oct 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.cine-k.de/ | |
| [2] /Oldenburger-Kino-Cine-K/!5603449 | |
| [3] /Oldenburger-Kino-Cine-K/!5603449 | |
| [4] https://www.kulturetage.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Wilfried Hippen | |
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