# taz.de -- Kommentar Merkel und ihr Innenminister: Problempersonalie Horst See… | |
> Merkels Kalkül, den Innenminister durch ganz viel Arbeit politisch | |
> einzuhegen, geht gerade voll nach hinten los. Ihr bleibt nur ein – jedoch | |
> riskanter – Move. | |
Bild: Ob er die Warnsignale wahrnimmt? | |
Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten“ – dieser hasserfüllte Satz wird | |
dem amtierenden Bundesinnenminister zugeschrieben. Auch wenn Horst Seehofer | |
mehrfach bestritten hat, das so gesagt zu haben; dass ihm eine solche | |
Bemerkung über seine Regierungschefin problemlos zugetraut wird, umreißt | |
recht anschaulich den politischen Schlamassel, dem dieses Land seit Monaten | |
beizuwohnen gezwungen ist. | |
Aus Horst Seehofer, dem einstmals heftig kritisierten wie durchaus | |
respektierten bayerischen Politiker, ist ein nicht mehr zu kalkulierendes | |
Risiko für dieses Land, für [1][dessen inneren Zusammenhalt] geworden. Ein | |
Problem, das die Kanzlerin lösen müsste, indem sie ihren Innenminister | |
entlässt. Dass sie es nicht tut, liegt einzig an der Parteiräson, am Willen | |
zum Machterhalt der eng verbandelten Unionsparteien in politisch kritischen | |
Zeiten. | |
Seit drei Jahren bekämpft Horst Seehofer Angela Merkel von München aus als | |
CSU-Vorsitzender. Und seit einem knappen halben Jahr aus Berlin als ihr | |
Minister. Er lässt zu, dass der ihm unterstellte Chef des Bundesamts für | |
Verfassungsschutz die Kanzlerin bloßstellt und ihr eine wortklauberische | |
Debatte über Formen von Gewalt aufzuzwingen versucht. Er schweigt | |
anhaltend, wenn Rechtsradikale den öffentlichen Raum [2][mit ihrer | |
Menschenverachtung kontaminieren]. Und sagt er doch mal was, blitzt ihm | |
seine Eitelkeit, letztlich sein Desinteresse an seinem Amt, aus allen | |
Knopflöchern. | |
Im politischen Berlin erzählt man sich, weit über einschlägig interessierte | |
Kreise hinaus, dass Seehofers Führungsstil dem eines wankenden Potentaten | |
gleicht, dessen Beamte vor allem damit befasst sind, dem Minister | |
hinterherzuräumen. Und das alles, während sein Etat und die ihm | |
anvertrauten Kompetenzen gewachsen sind. Inneres, Bau, Heimat – um all dies | |
sollte Seehofer sich kümmern. Doch Merkels Kalkül, den Ingolstädter durch | |
ganz viel Arbeit politisch einzuhegen, geht gerade voll nach hinten los. | |
Auf diesen Innenminister ist kein Verlass, das hat mittlerweile selbst der | |
hoffnungsvollste Demokrat verstanden. | |
Man weiß gar nicht, was schlimmer ist: Seehofers unwürdiges Gewurschtel in | |
brennenden, die Demokratie gefährdenden Fragen. Oder die Aussicht auf | |
weitere Monate und Jahre mit diesem Innenminister. Nicht mal die Aussicht | |
auf die Zeit nach der Bayernwahl gibt Anlass zur Hoffnung. Mag sein, | |
Seehofers Leute jagen ihren greisen König nach dem 14. Oktober vom Hof. | |
Sein Ende als Innenminister bedeutete dies nicht. Dafür sorgen kann nur | |
eine: die Kanzlerin. Sie sollte es endlich tun. | |
10 Sep 2018 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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