# taz.de -- Kommentar Gender Pay Gap: Tut euch zusammen! | |
> Jedes Jahr dasselbe: neue Zahlen zum Gehaltsunterschied zwischen Frauen | |
> und Männern. Doch von rechts mischt sich jetzt eine neuer Ton in die | |
> Debatte. | |
Bild: Nach einer Scheidung schauen manche autonome Frauen betroffen in ihren Ge… | |
Der Pay Gap. Die Entgeltlücke. Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und | |
Männern. Liegt mal wieder bei 22 Prozent. Das sagen die neuesten Zahlen des | |
Statistischen Bundesamtes. Es ist jedes Jahr dasselbe. Dieselbe Zahl, | |
dieselben Begründungen. Doch, halt, ein neuer Ton mischt sich in die | |
Debatte: Er kommt von rechts außen und steuert direkt auf den sogenannten | |
gesunden Menschenverstand zu. Es sind die GleichstellungskritikerInnen. Sie | |
vertreten die These, dass der Pay Gap gar kein Skandal sei. Schließlich | |
würden die Frauen freiwillig in schlechter bezahlten Berufen und in | |
Teilzeit arbeiten. | |
Das ist wahr und das muss auch immer bedacht werden. Denn wer die Frauen | |
als Objekt allseitiger Diskriminierungen sieht, der verniedlicht sie oft | |
unfreiwillig. Als würden sie willenlos von finsteren Mächten in Frauenjobs | |
gedrängt und von Männern mit Händen und Füßen davon abgehalten, ein schön… | |
naturwissenschaftliches Fach zu studieren oder die Kinder in die | |
Ganztagsschule zu schicken, damit sie länger arbeiten können. | |
Die Frau soll wieder autonomes Subjekt sein. Das klingt gut und modern. | |
Blöd nur an solchen Argumentationen: sie verteidigen den Status Quo. Sie | |
wollen nichts. Sie wollen weniger als nichts, nämlich keinerlei | |
Veränderung, von welcher Seite auch immer. | |
Dagegen ist nichts zu sagen, außer: es hilft gar nicht weiter. Weiter hilft | |
zu gucken, wie diese ganzen autonomen Entscheidungen der Frauen ein System | |
ergeben. Und wie sie in diesem System abgewertet werden. Ihre bevorzugten | |
Tätigkeiten sind in Tarifverträgen oft unterbewertet. Die Ganztagsschule | |
ist in vielen Regionen pure Fiktion. Der Arbeitgeber mobbt eine Mutter | |
raus, die wieder in den Beruf einsteigen will. Und nach einer Scheidung | |
schaut die autonome Frau betroffen in ihr Portemonnaie. | |
Es ist gut, wenn die Autonomie der Frauen betont wird. Noch besser ist es, | |
wenn diese autonomen Frauen sich zusammen tun, das System durchschauen und | |
etwas dagegen tun. | |
17 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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