# taz.de -- Kommentar AfD-Parteitag: Der große Zoff steht noch aus | |
> Knapp gibt sich die AfD eine neue Satzung. Jetzt hat die Partei zwar eine | |
> neue Führungsstruktur. Beigelegt ist der interne Streit aber nicht. | |
Bild: Parteichef Bernd Lucke mag alle umarmen | |
BREMEN taz | Das war knapp, sehr knapp sogar. Mit gerade mal 67,5 Prozent | |
der Stimmen hat sich die AfD am Samstag-Abend eine neue Satzung gegeben, | |
eine Zwei-Drittel Mehrheit war dafür erforderlich. Fast hätte die Partei | |
also genau das ausgesandt, was die Führung unbedingt verhindern wollte: das | |
Bild einer gespaltenen Partei, die dabei ist, sich selbst zu zerlegen. | |
Jetzt hat die AfD zwar eine neue Führungsstruktur, ab Dezember könnte Bernd | |
Lucke der alleinige Parteichef sein. Doch der interne Streit ist | |
keinesfalls beigelegt. Im Gegenteil: Obwohl auf dem Parteitag weder der | |
Umgang mit Pegida, das Freihandelsabkommen TTIP oder die Russland-Frage | |
Thema waren, schwang das Misstrauen der Parteiflügel – die | |
Nationalkonservativen auf der einen, die Wirtschaftsliberalen auf der | |
anderen Seite – stets mit. Als der ehemalige BDI-Chef Hans-Olaf Henkel, | |
einer der profiliertesten Vertreter der Wirtschaftsliberalen, in einer | |
Videobotschaft eingespielt wurde, kam es zu Buh-Rufen. | |
Lucke hat wenig getan, um das Vertrauen der Mitglieder zu gewinnen und die | |
Partei zu einen. Arrogant und selbstgewiss hat er darauf gesetzt, dass die | |
Partei auf ihn nicht verzichten kann. Er, der Ökonomieprofessor, den es | |
nach eigenem Bekunden aus Sorge um das Land in die Politik zog, ist das | |
Gesicht der AfD, das bürgerliche dazu. Er macht die Partei in der Mitte der | |
Gesellschaft anschlussfähig. | |
Das funktioniert bislang auch so gut, weil die Partei kein wirkliches | |
Programm hat. Jeder kann in der AfD sehen, was er gerne will. Wenn man nur | |
Lucke wahrnimmt, kann man Gaulands rassistische Ausfälle übersehen. Wenn | |
man sich auf Petry konzentriert, muss man Henkels Amnesty-Gerede nicht | |
ernst nehmen. | |
Bis November aber will sich die Partei ein Grundsatzprogramm geben. Bislang | |
ist völlig offen, wie sie sich in zentralen Fragen auf Positionen | |
verständigen will. Das kann schief gehen. „Die einzig wirkliche Gefahr für | |
die AfD geht von uns selbst aus“, hat Lucke auf dem Parteitag gesagt. Er | |
könnte Recht haben. | |
1 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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