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# taz.de -- Parteitag der AfD in Bremen: Lucke drinnen, Proteste draußen
> Bernd Lucke setzt sich vorerst gegen seine internen Widersacher durch.
> AfD-Gegner mobilisieren eine große Zahl Protestierender.
Bild: Parteisprecherin Frauke Petry (rechts) in Bremen
BREMEN taz/afp | AfD-Gründer Bernd Lucke hat sich im Führungsstreit seiner
Partei durchgesetzt. Die rund 1.700 Teilnehmer des AfD-Parteitags in Bremen
folgten am Samstag mit großer Mehrheit Luckes Wunsch, die AfD nur noch von
einem Vorsitzenden führen zu lassen. Dem Votum war eine scharfe Abrechnung
Luckes mit der bislang dreiköpfigen Parteiführung vorausgegangen: Deren
Arbeit sei „stümperhaft" gewesen.
Der Parteitag ließ die Spannungen in der bisherigen Führung offen zutage
treten. In den zwei Jahren seit Gründung der Partei habe es dem Vorstand an
Planung, Organisation und Kommunikation gemangelt, sagte Lucke. „Auch heute
arbeitet der Bundesvorstand noch nicht besser".
Die AfD benötige eine „Professionalisierung der politischen Prozesse" im
Bundesvorstand. „Wir sind kein Kegelclub oder Karnickelzüchterverein, den
man nebenberuflich führen kann."
Parteiinterne Kritiker werfen Lucke vor, mit der Reform seine Machtstellung
in der Partei ausbauen zu wollen. Nach scharfem Streit hatte sich Lucke
Mitte Januar mit den bisherigen Ko-Vorsitzenden Frauke Petry und Konrad
Adam darauf geeinigt, die Partei ab Dezember von einem einzigen
Vorsitzenden führen zu lassen. Bis dahin sollen zwei Chefs übergangsweise
die Partei leiten. Lucke gilt als Anwärter für den alleinigen Vorsitz, ließ
eine Kandidatur zunächst aber offen.
## Proteste vor der Tür
Ein bisschen Gerangel gab es draußen, als am späten Nachmittag die
Gegendemonstration zu ihrer Abschlusskundgebung in Rufweite des
Tagungshotels ankam, in dem der Hauptteil des Parteitages stattfindet.
Mehrere Tausend Menschen waren zuvor gegen die AfD und Rechtpopulismus
durch die Bremer Innenstadt gezogen. Die Polizei spricht von 3.700, die
Veranstalter von fast 10.000 TeilnehmerInnen.
Auf dem Balkon des Tagungshotels hatten sich zur Begrüßung der
Demonstration einige AfD-Mitglieder versammelt und die deutsche
Nationalhymne gesungen. Autonome antworteten mit Böllerwürfen, ein paar
Flaschen und ein Farbbeutel flogen - ansonsten blieb es friedlich. Drinnen
versuchte die Parteiführung, die Leute vom Balkon zu bekommen, „um nicht zu
provozieren".
In mehreren Redebeiträgen wurde auf der Demo die AfD zuvor als
„parlamentarischer Arm der Wutbürger" und der Pegida-Demonstrationen
kritisiert. Eine Vertreterin der Interventionistischen Linken nannte die
Partei „eine Mischung aus Sarrazins und Bachmanns". Die AfD schaffe es,
sich als demokratische Partei zu verkaufen und sei dabei für einen
deutlichen Rechtsruck in der Gesellschaft mitverantwortlich. Eine
„Etablierung der AfD" müsse verhindert werden.
## Linksradikales Bündnis
Zur Demo aufgerufen hatten ein linksradikales „Bündnis gegen Nationalismus"
und ein linkes „Bündnis gegen gegen Rechtspopulismus und Rassismus" aus 80
Initiativen, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund,
Studierendenvertretungen und MigrantInnenorganisationen. Als Ausdruck eines
politischen Kompromisses wurde die Demospitze von einem neutralen bunten
Block angeführt, erst dahinter liefen Autonome und linksradikale
AntifaschistInnen und FeministInnen.
„Es ist die größte radikale Demo der letzten Jahre in Bremen", sagte Tobias
Helfst, Sprecher des linkradikalen Bündnisses. Sofia Leonidakis, Sprecherin
des gewerkschaftsnahen Bündnisses sagte, der Versuch, einen breiten
gesellschaftlichen Konsens gegen die AfD herzustellen sei geglückt: „Es ist
ein gutes Signal, dass wir uns nicht spalten lassen, weder nach Hautfarbe,
Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder Herkunft."
Die Polizei sprach von einem „weitestgehend friedlichen Verlauf" der
Demonstration. Zwei Menschen seien wegen Farbbeutelwürfen gegen Polizisten
in Gewahrsam genommen worden.
31 Jan 2015
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
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Bremen
Frauke Petry
Bernd Lucke
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