# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Die Zukunft in gedruckter Form | |
> Das neue Magazin Ada will die Zukunftsplattform der digitalen Welt sein. | |
> Dass es gedruckt erscheint, ist kein Widerspruch. | |
Bild: Arbeitet an mehr als nur einem Projekt: Miriam Meckel | |
Wir unterbrechen das ausgedruckte Programm mal eben für eine wichtige | |
Durchsage: Wir leben im Jahrhundert des Gehirns! Sagt jedenfalls Miriam | |
Meckel beziehungsweise spricht darüber bei den Mittwoch startenden | |
Medientagen München (Ja, die gibt es immer noch!). Untertitel ihrer | |
Keynote: „Wie wir unser Denken ans Internet anschließen“. | |
Wobei sich ja eher die Frage stellt, wer da wen anschließt, aber das ist | |
für eine digitale Hohepriesterin wie Miriam Meckel wahrscheinlich ein zu | |
kulturpessimistischer Ansatz. Denn Meckel, die ja nie mit einer Sache | |
wirklich ausgelastet scheint – aktuell ist es der Job als [1][Herausgeberin | |
der Wirtschaftswoche] (ja, die gibt’s auch noch) –, also Miriam Meckel | |
macht seit diesem Monat auch Ada. Was in Sachen Wirtschaftswoche und | |
Dieselskandalberichterstattung auch für Abgaszentrum der Automobilindustrie | |
stehen könnte, aber es natürlich nicht tut. | |
Denn Ada ist kein Auslaufmodell wie der Verbrennungsmotor, sondern will | |
„Zukunftsplattform“ für die digitale Welt sein und liegt aktuell mit der | |
ersten gedruckten Ausgabe am Kiosk. Das ist natürlich kein Widerspruch, | |
hier noch mal mit Print anzufangen, denn Ada ist „eine Anleitung zum | |
Glücklichsein im technischen Wandel“ und da muss man die Leute ja irgendwo | |
abholen, zum Beispiel am Bahnhofskiosk. | |
Dass in dessen Nähe heute auch gerne mal die ebenfalls technisch | |
runderneuerten Zeugen Jehovas stehen, passt ins Bild. Auch Meckel und | |
MitstreiterInnen haben einen quasimissionarischen Ansatz: „Join Ada! Die | |
Gemeinschaft für Zukunft und Zuversicht“ heißt es auf der vorletzten Seite. | |
Dann kommt die in deutschen Zeitschriften unvermeidliche Uhrenanzeige. | |
## Alles supi | |
Wenn wir also [2][unser Hirn ans Netz anschließen], wird alles supi, lautet | |
– etwas verkürzt – die Aussage, anspruchsvoller klingt das im Blatt dann | |
so: „KI wird zum Rorschachtest der Menschheit“, und lustigerweise bestückt | |
neben anderen ein gewisser Karl Theodor von und zu, Sie wissen schon, eine | |
Rubrik namens #thinktank. | |
Seine Botschaft: Die Deutschen „nörgeln über kalifornische Datenkraken und | |
Allmachtsfantasien, halten Monopolstrukturen für Teufelszeug und obszöne | |
Firmenbewertungen mit bizarren Gründern für Vorboten einer eigentlich | |
bereits geplatzten Blase“. (Liest sich schön sinnfrei-pseudokomplex – wer | |
hat ihm das denn wieder aufgeschrieben?) | |
Finanzieren soll sich Ada übrigens nicht so sehr über Heftverkäufe und | |
Anzeigen, sondern über Fort- und Weiterbildungen, die man der | |
zuversichtlichen Gemeinschaft angedeihen lassen will. Eine Art positiv | |
gestimmter Bibelkurs sozusagen. Mit Ada als „Wachturm“ für die | |
fortschrittsgläubige Hirncommunity. Gelobt sei Miriam Meckel! | |
23 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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