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# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Die Verlegerklagen sind verstummt
> Das Prinzip Zeitung und die Öffentlich-Rechtlichen sind zurück im
> Verlegerherz: BDZV-Chef Döpfner spricht beim Kongress des Verbands.
Bild: In seiner Rede war auch ein bisschen Moll: BDZV-Präsident Matthias Döpf…
Früher traten bei Verlegerkongressen gerne die Klagemänner auf (Zeitungen
sind in Deutschland nämlich ihres grammatikalischen Geschlechts zum Trotz
immer noch sehr männlich), also Herren in mehr oder minder gut sitzenden
Anzügen, wobei in Sachen Farbe Anthrazit schon als knallig empfunden wurde.
Daran hat sich bis heute wenig geändert – nur das Klagen ist seltsam
verstummt. Das hat auch mit Springer-Chef Mathias Döpfner zu tun, der den
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) seit einiger Zeit führt.
Vergangenes Jahr hatte Döpfner seiner Truppe mal gezeigt, wie man richtig
klagt, vor allem über die öffentlich-rechtlichen Marktverzerrer und ihre
ungebremste Expansion. Jetzt, nach geschlossenem Burgfrieden, nur so viel:
„Ich bin zuversichtlich, dass es zukünftig deutlich weniger Eingriffe der
Rundfunkanstalten in die Märkte der Presse geben wird und sich stattdessen
mehr Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten auftun“, sagte Döpfner –
nicht mal in seiner großen Kongressrede, sondern per Pressemitteilung vom
Vortag.
Dem „neuen gemeinsamen Geist“ mit den also unbeschadet ins Verlegerherz
zurückgekehrten Öffentlich-Rechtlichen – gemeint war übrigens recht
eigentlich nur die ARD – können derzeit nicht mal die leicht polterigen
Ansagen aus deren Gremienkreisen zum Herzstück der Einigung etwas anhaben:
Künftig soll ja bei zu viel gefühltem Eingriff und Presseähnlichkeit
öffentlich-rechtlicher Onlineangebote eine von Intendanzen und
BDZV-Chefetage gemeinsam besetzte [1][Schlichtungsstelle] vermitteln. Die
Gremienvorsitzenden hatten Mitwirkung daran dankend abgelehnt und darauf
gepocht, dass sie Entscheidungen dieser Schlichtungsstelle nicht als
bindend ansehen. Macht nichts, heißt es dazu entspannt in BDZV-Kreisen,
wenn künftig Fälle à la „tagesschau“-App vor Gericht landeten, lehre die
Erfahrung, dass RichterInnen gern Sprüche solcher Schlichtungsstellen
übernähmen und damit verbindlich machten.
Und so konnte Döpfner grundsätzlich werden und das Prinzip Zeitung im
Vergleich zu Social Media erklären: „Das Prinzip Zeitung ist nicht sozial,
hier entscheidet keine anonyme Masse darüber, was geteilt, gesendet, oder
geliked wird. Hier übernimmt ein klar gekennzeichneter Absender
Verantwortung“. Und das stimmt ja auch. Ein bisschen Moll war die Rede
trotzdem, weil es auch um den Kotau der Netzgiganten vor Chinas
Zensurwünschen ging, die das Gegenteil von Meinungsfreiheit sind und
letztlich auch Auswirkungen auf die westlichen Demokratien haben, weshalb
man sich politische Schützenhilfe wünschte.
Die sicherte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als politischer
Kongresspart zu – und versprach auch die 46 Millionen Euro pro Jahr zu
schultern, die den Verlegern mit der Ermäßigung des Arbeitgeberanteils bei
den [2][Minijob-Renten für ZeitungszustellerInnen] zuteilwerden sollen. Ach
so: Und die alte Leier, dass man auf keinen Fall öffentliche Kohle für die
Branche wolle – auch so ein BDZV-Kongress-Evergreen – blieb dieses Jahr
auch im Schrank. Ein Schelm, wer Arges …
26 Sep 2018
## LINKS
[1] /Streit-um-Presseaehnlichkeit/!5510799
[2] /Presse-Lobby-gegen-Zeitungsboten/!5491310
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
BDZV
Mathias Döpfner
Presse
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
Schwerpunkt #metoo
Fake News
öffentlich-rechtliches Fernsehen
Schwerpunkt Zeitungskrise
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