# taz.de -- Kolumbiens Friedensabkommen in Gefahr: Rückschlag für Kolumbien | |
> Iván Márquez verhandelte für die Guerilla das Friedensabkommen mit | |
> Kolumbiens Regierung. Jetzt ruft er wieder zum bewaffneten Kampf auf. | |
Bild: Jetzt wieder Guerillero: Der Ex-Farc-Kommandant und Unterhändler Iván M… | |
BOGOTÁ taz | Drei untergetauchte Anführer der ehemaligen Farc-Guerilla | |
haben ihre Rückkehr zu den Waffen angekündigt. Diese neue Farc wolle sich | |
mit den Rebellen der ELN-Guerilla zusammenschließen. „Wir wurden niemals | |
besiegt noch ideologisch geschlagen. Deshalb geht der Kampf weiter. Die | |
Geschichte wird zeigen, dass wir gezwungen wurden, wieder zu den Waffen zu | |
greifen“, sagt Luciano Marín Arango alias Iván Márquez in dem 32 Minuten | |
langen [1][Video], das gegen 1.30 Uhr Ortszeit auf YouTube und den sozialen | |
Medien auftauchte. | |
Márquez beruft sich darin auf das universelle Recht aller Völker, sich mit | |
Waffen gegen Unterdrückung aufzulehnen. Die Regierung verhindere das Morden | |
an Bürgerrechtlern und ehemaligen Farc-Kämpfern nicht und erfülle auch | |
nicht ihren Teil des Friedensabkommens, sagt er zur Begründung. | |
Márquez war die Nummer zwei der Guerilla und ihr Anführer bei den | |
[2][Friedensverhandlungen] mit der Regierung in Havanna. Vor mehr als einem | |
Jahr hatte er seinen Senatssitz aufgegeben und war untergetaucht. | |
„Solange der Wille zum Kampf da ist, gibt es Hoffnung zu siegen“, sagt | |
Márquez. „Wir verkünden der Welt, dass das zweite Marquetalia begonnen | |
hat.“ Marquetalia heißt der Ort, an dem vor über 50 Jahren die | |
Farc-Guerilla ihren Ursprung hatte. | |
## Annäherung an die ELN, die andere Guerilla | |
Die Guerilla werde künftig auf Entführungen verzichten – das war eine der | |
Haupteinnahmequellen der Farc. Sie würden jedoch gegen Korruption | |
vorgehen, gegen die Straffreiheit und die multinationalen Firmen, die den | |
Staat ausbluten lassen. Márquez kündigte an, die Allianz mit der | |
ELN-Guerilla zu suchen. Wenige Stunden später reagierte „Uriel“ von der | |
West-Kriegsfront der ELN mit einem Video positiv auf das Angebot. | |
In dem Video ist Márquez zusammen mit den ebenfalls untergetauchten Seuxis | |
Paucias Hernández alias Jesús Santrich, Hernán Darío Velásquez alias El | |
Paisa und Henry Castellanos Garzón alias Romaña zu sehen. Alle ehemaligen | |
Anführer hatten sich damit ihrer Verpflichtung entzogen, vor dem | |
Sondergericht für den Frieden zur Wahrheitsfindung und Wiedergutmachung | |
auszusagen. Auf alle waren Kopfgeld und Haftbefehle ausgesetzt worden. | |
Um sie herum stehen etwa 16 bewaffnete Frauen und Männer in Uniformen in | |
Oliv oder Flecktarn. Alle zeigen ihr Gesicht. Nach Angaben von Márquez | |
wurde das Video in der Nähe des Flusses Inírida in der Amazonasregion im | |
Süden des Landes aufgenommen, in der Nähe der Grenze zu Venezuela und | |
Brasilien. Die kolumbianische Regierung hatte Márquez und Santrich in | |
Venezuela vermutet. | |
Die beiden hatten schon durch ihr Untertauchen die Parteiführung der Farc | |
gegen sich aufgebracht. Die Farc-Partei hat sich immer wieder zum | |
Friedensprozess bekannt und von den beiden Abtrünnigen distanziert. Am | |
Donnerstagmorgen meldete sich Parteichef Rodrigo Londoño mit einer Flut an | |
Kurznachrichten auf Twitter – alles Bekenntnisse zum Frieden. „Trotz der | |
Hindernisse und Schwierigkeiten sind wir überzeugt, dass der Weg des | |
Friedens der richtige ist“, schrieb er. Präsident Iván Duque hat sich | |
bisher noch nicht geäußert. | |
29 Aug 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=cwjaj5TMxoI | |
[2] /Friedensprozess-in-Kolumbien/!5353839 | |
## AUTOREN | |
Katharina Wojczenko | |
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