# taz.de -- Klimacamp in Bremen baut ab: Der Aufwand lohnt sich nicht mehr | |
> Nach über einem Jahr bricht das Bremer Klimagerechtigkeitscamp seine | |
> Zelte ab. Es braucht andere Aktionsformen, sagen die Aktivist*innen. | |
Bild: Gekommen, um zu bleiben? Nicht mehr. Das Klimacamp Bremen wenige Wochen v… | |
BREMEN taz | Das [1][Bremer Klimacamp] baut ab. Am Dienstag ist vorbei, was | |
420 Tage gewährt hat. „Das Camp hat unseres Erachtens ausgedient“, heißt … | |
in einer Mitteilung der Aktivist*innen. „Die Bevölkerung und die Politik | |
haben sich an den Anblick des Klimacamps gewöhnt.“ | |
In den vergangenen Monaten wollten sie Aufmerksamkeit für die Klimakrise | |
erregen und die Politik dazu bewegen, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und | |
Bremen bis 2032 klimaneutral zu machen. Dass das klappt, danach sieht es | |
derzeit nicht aus. | |
Aber: „Wir haben die Öffentlichkeit erreicht“, sagt Heike Dietzmann. Sie | |
hat selbst nicht im Camp gewohnt, es aber unterstützt. Nun möchte sie die | |
Bremer*innen über den Abbau informieren. „Durch Gespräche und Workshops | |
haben wir auch Menschen angesprochen, die sich vorher noch nicht so | |
intensiv damit beschäftigt hatten.“ | |
## Vom Marktplatz in die Wallanlagen | |
Begonnen hat alles im April vergangenen Jahres auf dem Marktplatz, [2][mit | |
ein paar Sofas und einer wütenden Rede]. Kurz danach konnten sich die | |
Aktivist*innen vor Gericht gegen das Verbot des Ordnungsamtes, auch | |
Zelte aufzustellen, durchsetzen. Das Camp wurde größer und bunter, zum | |
Blickfang zwischen Dom und Rathaus. Doch so richtig kuschelig wurde es dort | |
nie. | |
Das mag zum einen an der Schwere des Themas gelegen haben, aufgrund dessen | |
die Aktivist*innen dort ihren Alltag verbrachten. Der Stress mit | |
Behörden, die vermeintliche Konkurrenz eines Kinderkarussells vom Bremer | |
Freimarkt sowie die Suche nach Nachwuchs, der sich auf dem Marktplatz die | |
Nächte um die Ohren schlägt, hat sicherlich auch nicht zu mehr | |
Gemütlichkeit beigetragen. Als „lebensfeindlichen Ort“ bezeichnete der | |
Camp-Gründer den zugigen Platz, auf dem es [3][auch nachts taghell und dank | |
Domglocken und Straßenbahn laut] ist. | |
Anfang November kam es zum lang ersehnten Umzug. Es ging in die | |
Wallanlagen, auf eine Wiese unweit der Innenstadt. Zum Wohnen ein | |
angenehmerer Ort – doch mit dem Ortswechsel und dem Winter wurde die | |
Aufmerksamkeit stetig weniger. Selbst im Frühjahr sei der Ort nicht wieder | |
so belebt gewesen wie zuvor, sagt Dietzmann. „Wir wollen unsere Ressourcen | |
lieber anderswo einsetzen.“ Der Aufwand sei gemessen an der Wirkung zu | |
hoch. | |
Bereut haben die Aktivist*innen den Umzug aber nicht. „Es ist wie mit | |
allen Dingen – irgendwann ist es auch mal genug. Dann braucht es was | |
anderes“, so Dietzmann. Auch andere Aktionsformen – „angemessenere“. Was | |
das genau heißt, darüber sei man noch im Austausch. Ebenso darüber, in | |
welchen Gruppierungen man sich in Zukunft organisieren werde. | |
20 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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