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# taz.de -- Klima und G20: Gegen faulen Klimakompromiss
> Verbände und Stiftungen machen Druck, damit die übrigen G20-Teilnehmer
> beim Klima eine klare Linie gegen Trump vertreten.
Bild: Wenn nicht mehr für's Klima getan wird, leidet auch sie: die Natur
Kurz vor Beginn des G20-Gipfels hat ein neu gegründetes Bündnis 45
deutscher und internationaler Stiftungen die Staats- und Regierungschefs
dazu aufgerufen, trotz des von US-Präsident Donald Trump angekündigten
Ausstiegs aus dem Paris-Abkommen keine Abstriche beim Klimaschutz zu
machen. „Paris war ein Meilenstein. Das Abkommen ist unumkehrbar“, sagte
Michael Otto, ehemaliger Vorstand des Otto-Versands, der seine Milliarden
in eine Stiftung übertragen hat, die auch den Klimaschutz fördert.
Ob die G20-Abschlusserklärung beim Klima so abgeschwächt wird, dass auch
Trump sie mitträgt, oder ob es – wie zuletzt beim G7-Gipfel – getrennte
Positionen der USA und der übrigen Staaten gibt, ist derzeit offen. Ein
aktueller Textentwurf stimme ihn optimistisch, sagte Klaus Milke von der
Stiftung Zukunftsfähigkeit. Darin heiße es, dass 19 Gipfel-Teilnehmer die
Ziele des Paris-Abkommens unterstützen und für irreversibel erklären.
Über die USA heißt es demnach, sie würden weiterhin einen globalen Prozess
zur Senkung der Emissionen unterstützen. Dies sei problematisch, weil es
als Konkurrenz zum UN-Prozess verstanden werden könne, warnte Milke. Der
Klimaaktionsplan der G20, ein gesondertes Papier, ist mit Rücksicht auf
die USA bereits deutlich abgeschwächt worden. Weil dies bereits geschah,
als noch Hoffnung bestand, dass die USA doch nicht aus dem Paris-Abkommen
austreten, könnte es hier noch einmal Änderungen geben.
## Kein Zurücklehnen
Zurücklehnen dürfen sich aber auch die übrigen G20-Staaten nicht. „Die
nationalen Klimaschutzzusagen reichen bislang nicht aus, um die Ziele des
Pariser Abkommens zu erreichen“, sagte Lars Grotewold von der Stiftung
Mercator unter Verweis auf einen neuen Report des französischen Thinktanks
IDDRI. Dieser wurde am Dienstag an Umweltministerin Barbara Hendricks
übergeben. „In den nächsten 20 Jahren entscheidet sich die Zukunft unseres
Planeten“, warnte der renommierte Klimaökonom Nicolas Stern.
Scharfe Kritik an der bisherigen Politik der G20 übt auch ein neuer Report,
den die Umweltorganisationen Friends of the Earth, Oil Change International
und Urgewald am heutigen Mittwoch vorstellen. Er zeigt auf, dass die
G20-Staaten fast viermal so viel öffentliches Geld für Öl, Gas und Kohle
zur Verfügung stellen wie für saubere Energien – zu denen die Autoren alle
Erneuerbaren außer den umstrittenen großen Wasserkraftwerken zählen.
Der Bericht hat die öffentlichen Gelder und Bürgschaften von G20-Staaten
unter anderem durch Entwicklungsbanken und Exportkreditagenturen von 2013
bis 2015 analysiert. In dieser Zeit unterstützten sie fossile Energie mit
72 Milliarden Dollar im Jahr, saubere Energie nur mit 19 Milliarden.
## Deutschlands Kohleproblem
In Deutschland gingen die Bürgschaften für neue Kohlekraftwerke in dem
Zeitraum deutlich zurück. Ende 2016 erhielt jedoch ein Kraftwerk in Vietnam
eine Zusage, kritisierte Urgewald-Klimaexpertin Regine Richter. „Damit wird
Deutschland seinem selbst formulierten Anspruch, ein großer Klimaschützer
zu sein, nicht gerecht.“
Auf Kritik stößt auch, dass Deutschland neue Kohlekraftwerke ans Netz
bringt und bisher keinen Plan für einen Kohleausstieg hat. Am Sonntag
hatten Greenpeace-Aktivisten darum einen Kohlefrachter im Hamburger Hafen
blockiert. „Nur der Ausstieg aus der Kohle kann verhindern, dass die
Energiewende auf halbem Wege stecken bleibt“, sagte
Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. „Ohne Deutschlands Kohleproblem
anzugehen, bleibt die Kanzlerin in jeder Klimadiskussion unglaubwürdig.“
5 Jul 2017
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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