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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Die Politik des Sammelns
> Das Arsenal widmet sich mit Archival Assembly #2 der Arbeit von
> internationalen Archiven. Im Kino Arsenal, silent green und Sinema
> Transtopia.
Bild: „Mediateca: A Resonance Spiral“ (Still), Film Performance von Filipa …
Schemenhaft zeichnen sich in den Grisaillebildern der Mine Menschen und
Loren ab. Wie von Geisterhand springen die Erzbrocken einen kleinen Abhang
hinauf zurück in die Wagen, gefüllt gleiten sie scheinbar ohne Anstrengung
zurück in den Bildhintergrund.
Das Summen von Fliegen füllt die Tonspur. Endlose Massen von Loren, Säcken,
Kisten und Fässern werden in Petna Ndaliko Katondolos gut zwanzigminütigem
„Kapita“ (2020) bewegt.
„Kapita“ verdichtet über die Zeiten hinweg Bilder der Extraktion von
Rohstoffen aus Zentralafrika. Ndaliko Katondolo legt Muster von
Rohstoffkreisläufen und kolonialen Repräsentationsmustern offen, die sich
bis in die Filmfarben selbst eingeschrieben haben, die auf die korrekte
Wiedergabe der Farbe weiß, ausgerichtet sind.
Vor zwei Jahren lud das Arsenal zum Abschluss eines [1][umfangreichen
Projektes zum eigenen Archiv] unabhängige Forschende zu Filmarchiven und
deren politischer Bedeutung zu einer großen Zusammenkunft. Ab Donnerstag
findet nun [2][die zweite Archival Assembly] statt.
Das Herz der Veranstaltung bilden zwei Symposien, ergänzt durch eine
Filmreihe und eine Ausstellung. Das Arsenal selbst widmet sich in einem
Symposium dem „Accidental Archivism. Shaping Cinema’s Futures With Remnants
Of The Past“ (Zufälliger Archivismus. Die Zukunft des Kinos mit
Überbleibseln der Vergangenheit gestalten).
Im [3][Sinema Transtopia] werden ab Montag, 12. Juni, vier Tage lang Found
Futures präsentiert. Die Veranstaltung entspinnt sich zwischen dem
aktuellen Kino des Arsenals am Potsdamer Platz, dem [4][silent green
Kulturquartier], in das in zwei Jahren nach dem Archiv des Arsenals das
Kino nachziehen wird, und dem Sinema Transtopia, das sich seit der
Neueröffnung zu einem zentralen Ort für Kinodiskurse entwickelt hat.
Insgesamt vier Filme Petna Ndaliko Katondolos versammelt die Archival
Assembly zu einem Tribut an den kongolesischen Filmemacher. „Matata“, der
neben „Kapita“ im Eröffnungsprogramm im silent green läuft, setzt auf
performative Elemente, um die Bilder von kolonialen Traditionslinien zu
befreien.
Wenig später läuft im Arsenal am Potsdamer Platz eine ganz andere Form der
Performance zur Eröffnung: Alain Gomis’ gut einstündiger „Rewind and Play…
in dem ein Fernsehteam den französischen Reporter Thelonius Monk 1969 kurz
vor einem Konzert in Paris in Wahrnehmungsmuster zu pressen versuchten, die
in Monk sichtbar Unbehagen erzeugen und denen er sich zu entziehen
versucht.
Die Bandbreite der zweiten Archival Assembly reicht von Vorträgen über
Filme bis zu performativen Praktiken wie der Filmperformance von Filipa
César und Marinho de Pina, in der gemeinsam mit vielen Beteiligten der Bau
des Filmzentrums Abotcha – Mediateca Onshore in Guinea-Bissau mit
filmischer Praxis in Interaktion gebracht wird. In den Filmen des
mexikanischen Filmkollektiv Los Ingrávidos wiederum klingen rituelle
Praktiken an.
In der diesjährigen Archival Assembly verstetigt sich die
Auseinandersetzung des Arsenals mit dem Politikum der Filmarchivierung. In
den vorgestellten Beispielen durchdringen sich Fragen des Bewahrens von
Film und der Repräsentation in Filmbildern.
Fragestellungen, die zentral sind für den Umgang mit Filmgeschichte und die
die Geschichte des Arsenals seit seinen Anfängen prägen. Umso passender,
dass die Archival Assembly #2 Auftakt der Feierlichkeiten ist, mit denen
das Arsenal von Juni an seinen 60. Geburtstag feiert.
31 May 2023
## LINKS
[1] /Festival-zu-globaler-Filmgeschichte/!5794045
[2] https://www.arsenal-berlin.de/news/abc/
[3] https://sinematranstopia.com/de/cooperations/archival-assembly-2
[4] https://www.silent-green.net/
## AUTOREN
Fabian Tietke
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