| # taz.de -- Kandidatur für den CDU-Vorsitz: Röttgen startet zweiten Versuch | |
| > Der Außenpolitiker Norbert Röttgen kandidiert als CDU-Chef. Wird er | |
| > gewählt, soll Franziska Hoppermann aus Hamburg Generalsekretärin werden. | |
| Bild: Hoppermann und Röttgen auf ihrer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag | |
| Berlin taz | Sieben Tage nach Beginn der Nominierungsfrist [1][für den | |
| künftigen CDU-Vorsitz] hat sich der erste Kandidat am Freitagmorgen | |
| offiziell vorgestellt. Am Abend zuvor war eine Einladung der | |
| Bundespressekonferenz rausgegangen, um kurz vor neun sitzt Norbert Röttgen | |
| vor der blauen Wand und erklärt seine Kandidatur. Der 56-jährige | |
| Rheinländer erinnert selbst daran, was im Saal ohnehin alle denken: Dass er | |
| [2][im Februar 2020] mit derselben Nachricht schon einmal hier gesessen | |
| hat. Und dann im ersten Wahlgang rausgeflogen ist. | |
| Damals, sagt Röttgen, sei die Situation anders als heute. Damals sei er | |
| [3][als Überraschungskandidat angetreten] und habe nicht mit einem Sieg | |
| gerechnet. Und damals sei auch die Situation der CDU, die als | |
| Regierungspartei mit der sichereren Wiederwahl rechnete, eine andere | |
| gewesen. Gleich aber sei das Ziel geblieben: durch seine Kandidatur für | |
| eine grundlegende Erneuerung der CDU einzutreten. Denn nur so könne die CDU | |
| Volkspartei bleiben – die ohne jeden Zweifel in der gesellschaftlichen | |
| Mitte stehen müsse. | |
| Mitgebracht hat der Außenpolitiker Röttgen eine in Berlin weitgehend | |
| unbekannte Hamburgerin: Franziska Hoppermann, frisch gewählte | |
| Bundestagsabgeordnete aus Hamburg-Wandsbek, soll im Falle von Röttgens | |
| Wahlsieg Generalsektretärin der CDU werden. | |
| Die 39-jährige Hoppermann war fast 20 Jahre kommunalpolitisch aktiv und | |
| arbeitete in der Hamburger Verwaltung, zuletzt leitete die Diplomkauffrau | |
| als Senatsdirektorin das Zentralamt der Behörde für Justiz und | |
| Verbraucherschutz. Der Posten als Generalsekretärin flöße ihr Respekt ein, | |
| sagt Hoppermann, aber sie traue sich ihn auch wegen ihrer beruflichen | |
| Erfahrung zu. | |
| ## „Allem voran die Zusage, dass der Staat klappt“ | |
| Sich selbst bezeichnet die Hamburgerin als bodenständig, | |
| auseinandesetzungsfreudig und „Vertreterin der jüngeren CDU“. Sie | |
| persönlich habe immer Familie, Vollzeitberuf und Politik unter einen Hut | |
| bringen wollen, sagt Hoppermann, die verheiratet ist und einen 15-jährigen | |
| Sohn hat. Dazu müssten die Unterstützungsstrukturen stimmen. | |
| „Wir brauchen da keine ideologische Debatten über das richtige Weltbild, | |
| sondern konkrete Lösungen“, sagt Hoppermann. Eine zeitgemäße Interpretation | |
| von konservativ sei weder die Rückkehr ins letzte Jahrhundert noch FDP | |
| light, sondern „allem voran die Zusage, dass der Staat klappt“. | |
| Auf ihrer Website ist ein gemeinsames Foto mit dem ehemaligen Ersten | |
| Bürgermeister Hamburgs, Ole von Beust, zu finden, keines mit dem | |
| derzeitigen Landesvorsitzenden Christoph Ploß. Ein Zufall dürfte das kaum | |
| sein. Hoppermann, die Landesvorsitzende der Frauen-Union ist, steht anders | |
| als Ploß für die liberale Großstadtpartei. Kurz nach der Vorstellung | |
| Hoppermanns schreibt die Frauen-Union auf Twitter: „Gute Wahl – starke | |
| Frau“. | |
| Bevor Hoppermann sich in der Bundespressekonferenz vorstellen kann, spricht | |
| aber zunächst Röttgen mehr als 20 Minuten lang. In sechs Punkten vom | |
| christdemokratischen Selbstverständnis über Politik für die junge | |
| Generation, die EU bis zum Umbau der CDU-Zentrale in eine Denkwerkstatt | |
| führt Röttgen, aus, wohin er mit der Partei will. | |
| ## Brinkhaus soll weitermachen | |
| Den Posten des Fraktionschefs will er im Fall einer Wahl nicht übernehmen, | |
| sondern mit Ralph Brinkhaus vertrauensvoll zusammenarbeiten. Eine Absprache | |
| mit Brinkhaus gebe es aber nicht. Zudem will sich Röttgen dafür einsetzen, | |
| dass mindestens einer der stellvertretenden Parteivorsitzenden aus dem | |
| Osten kommt. | |
| Bei seinem ersten Anlauf war Röttgen gemeinsam mit Ellen Demuth angetreten, | |
| Landtagsabgeordnete in Rheinland-Pfalz. Auf die Frage, warum dies nicht | |
| wieder der Fall sei, antwortet Röttgen, mit der wahrscheinlichen | |
| Oppositionsrolle sei es besser, wenn die Generalsekretärin auch Mitglied | |
| der Bundestagsfraktion sei. | |
| Demuth hatte jüngst verkündet, es gebe zwischen Röttgen und ihr | |
| unterschiedliche Auffassungen über die personelle Neuaufstellung der | |
| Christdemokraten. Zudem steht Röttgen in dem Ruf, nicht unbedingt der beste | |
| Teamplayer zu sein. | |
| ## Röttgen, Braun, jetzt fehlt noch Merz | |
| Am Freitagnachmittag war dann auch die Kandidatur von | |
| [4][Noch-Kanzleramtschef Helge Braun] klar. Der 49-Jährige kündigte sie am | |
| Freitag in einer Online-Sitzung des Landesvorstands der hessischen CDU an, | |
| wie der Landesvorsitzende Volker Bouffier mitteilte. | |
| Röttgen will sich am Montag von seinem Kreisverband Rhein-Sieg offiziell | |
| nominieren lassen. Zudem geht man in der CDU davon aus, dass auch der | |
| konservative Wirtschaftsliberale und frühere Fraktionschef [5][Friedrich | |
| Merz] antreten wird. | |
| Wie Röttgen war auch Merz gegen Armin Laschet angetreten, der nach seinem | |
| Scheitern als Kanzlerkandidat nun das Amt zur Verfügung stellt. Weiterhin | |
| wird darüber spekuliert, ob noch ein vierter etwas unbelasteter und | |
| frischerer Kandidat antreten könnte. | |
| Nominiert werden könnten Kandidaten noch bis zum kommenden Mittwoch. Sie | |
| müssen sich dann einer Befragung der etwa 400.000 Mitglieder der CDU | |
| stellen. Mitte Januar soll dann ein Parteitag endgültig über den neuen | |
| Vorsitzenden und die Neuaufstellung des gesamten Bundesvorstands | |
| entscheiden. | |
| 12 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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