# taz.de -- Nachfolge von Armin Laschet: Helge Braun will CDU-Chef werden | |
> Bis zur Coronakrise kannten viele den Kanzleramtschef Braun nicht. Jetzt | |
> bewirbt sich „die rechte Hand Merkels“ um den Posten als Parteichef. | |
Bild: Helge Braun will in der Partei nach oben, hier im Bundesrat am 5. November | |
Plötzlich liest sich die Interviewantwort wie eine versteckte Ankündigung. | |
„Ich hoffe für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein Kandidatenfeld | |
mit echten Alternativen“, hatte der amtierende CDU-[1][Kanzleramtsminister | |
Helge Braun] am vergangenen Samstag der FAZ gesagt. Damals hatte noch so | |
gut wie niemand den engen Vertrauten von Angela Merkel als möglichen | |
Kandidaten für den [2][CDU-Vorsitz] auf dem Schirm. Doch am Donnerstag | |
bestätigte die hessische CDU: Der 49-Jährige wird für die Nachfolge von | |
Armin Laschet antreten. Damit ist plötzlich neben den vielen gehandelten | |
Nordrhein-Westfalen auch ein Hesse im Spiel. | |
Einer größeren Öffentlichkeit ist der Mann mit dem wichtigen Posten im | |
Kanzleramt wohl erst seit der Coronakrise bekannt. Seitdem hat Braun in | |
zahlreichen Talkshowssesseln klug und kenntnisreich die Pandemiepolitik der | |
Bundesregierung erklärt. Weil er dabei stets freundlich blieb, hat er dabei | |
oft wie der gemütliche Erklärbär der Kanzlerin gewirkt. | |
Wie Merkel – und anders als die vielen Juristen in der Spitzenpolitik – hat | |
Braun einen naturwissenschaftlichen Blick auf die Dinge. Mit der noch | |
amtierenden Kanzlerin teilt er außerdem eine große Vorsicht im Umgang mit | |
der Pandemie. Der Sohn einer Lehrerin und eines Gynäkologen aus Gießen ist | |
ausgebildeter Intensivmediziner und Narkosearzt und hat promoviert. Wohl | |
auch deshalb hat er die Gefahr der Pandemie früher als andere erkannt. | |
## Merkels rechte Hand | |
2014, da war er bereits Staatssekretär im Kanzleramt, warnte Braun vor der | |
Ebolakrise in Westafrika. Seit 2018 ist er als Kanzleramtsminister Merkels | |
rechte Hand und musste als solcher die [3][berüchtigten | |
Bund-Länder-Sitzungen] vorbereiten. Auch dadurch hat sich Braun den Ruf | |
eines guten und fleißigen Politikmanagers erarbeitet. Rhetorisches Talent | |
allerdings wird ihm weniger nachgesagt, es kann durchaus passieren, dass er | |
sich in langatmigen Ausführungen verliert. | |
Braun, der 1990 in die CDU eintrat, sitzt seit 2002 im Bundestag, mit einer | |
Unterbrechung von 2004 bis 2009, als er den Wiedereinzug verpasste. Dreimal | |
gewann er das Direktmandat in Gießen, zuletzt aber unterlag er einem | |
Sozialdemokraten. Seit geraumer Zeit wird Braun als möglicher Nachfolger | |
des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier genannt. | |
Wichtige Funktionen in der Partei hatte Braun bislang nicht inne, am | |
Wochenende wurde er als Kreisvorsitzender in Gießen wiedergewählt. Jetzt | |
aber will er den Sprung an die Bundesspitze wagen, seine klare | |
[4][Verortung im Merkel-Lager] dürfte das nicht unbedingt leichter machen. | |
Noch bis Mittwoch können [5][Kandidat:innen für den CDU-Vorsitz] | |
nominiert werden. Norbert Röttgen verkündet am Freitagmorgen seine | |
Kandidatur in der Bundespressekonferenz, Friedrich Merz’ Kandidatur wurde | |
noch erwartet. Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte, nicht antreten zu | |
wollen. Der neue CDU-Chef muss eine Mitgliederbefragung gewinnen, Mitte | |
Januar wird er dann auf einem Parteitag formal gewählt. | |
11 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Moegliche-Kandidatur-um-Laschet-Nachfolge/!5814498 | |
[2] /Rennen-um-den-Parteivorsitz/!5814865 | |
[3] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5814875 | |
[4] /Die-CDU-in-der-Krise/!5803985 | |
[5] /Mangelnde-Diversity-bei-CDU-und-CSU/!5801558 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
CDU | |
Parteivorsitz | |
Kandidatur | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
CDU | |
CDU-Parteivorsitzende | |
Norbert Röttgen | |
CDU-Parteivorsitzende | |
CDU-Parteivorsitzende | |
Kolumne Die Woche | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Friedrich Merz und die Chefsuche der CDU: Er kann’s nicht | |
Merz ist der falsche Kandidat für den CDU-Vorsitz. Außer der Fähigkeit, | |
seine Partei nach rechts zu rücken, bringt er nichts für dieses Amt mit. | |
Friedrich Merz kandidiert als CDU-Chef: Einer geht noch | |
Zum dritten Mal wirft der Ex-Unionsfraktionschef seinen Hut in den Ring im | |
Kampf um die Spitze seiner Partei. Ralph Brinkhaus wird dagegen nicht | |
antreten. | |
Kandidatur für den CDU-Vorsitz: Röttgen startet zweiten Versuch | |
Der Außenpolitiker Norbert Röttgen kandidiert als CDU-Chef. Wird er | |
gewählt, soll Franziska Hoppermann aus Hamburg Generalsekretärin werden. | |
Rennen um den Parteivorsitz: Spahn will nicht CDU-Chef werden | |
Der scheidende Gesundheitsminister verzichtet laut Bericht auf eine | |
Kandidatur. Er wolle sich ganz auf den Kampf gegen die Pandemie | |
konzentrieren. | |
Kampf um den CDU-Vorsitz: Kandidaten ohne Garnitur | |
In die Neuaufstellung der CDU kommt Bewegung: Karin Prien will Vize werden, | |
Helge Braun könnte den „Herren aus NRW“ Konkurrenz machen und Spahn | |
verzichtet. | |
Klimakonferenz und Parteipolitik: Problembär beim Klima | |
Grüne und FDP müssen sich klimapolitisch auf ein Minimum einigen. Und die | |
CDU muss eine Führungsfigur finden, die sich möglichst von Trump | |
unterscheidet. |