# taz.de -- Kampf um den CDU-Vorsitz: Kandidaten ohne Garnitur | |
> In die Neuaufstellung der CDU kommt Bewegung: Karin Prien will Vize | |
> werden, Helge Braun könnte den „Herren aus NRW“ Konkurrenz machen und | |
> Spahn verzichtet. | |
Berlin taz | Karin Prien ist die erste Christdemokratin, die sich aus der | |
Deckung wagt. Sie werde beim Parteitag im Januar [1][als stellvertretende | |
Parteichefin kandidieren], sagte die schleswig-holsteinsche | |
Bildungsministerin am Mittwoch in einem Interview. Und sie machte klar: | |
Ihre Kandidatur sei unabhängig davon, wer künftig als Vorsitzender an der | |
Spitze der CDU stehen wird. In ein Team um einen Kandidaten wolle sie sich | |
nicht einreihen. | |
„Ich finde es kurios, dass es gerade nur noch darum zu gehen scheint, dass | |
sich einzelne Kandidaten mit einer Schar weiblicher Mitstreiterinnen | |
umgeben, die dann eher als Garnitur rüberkommen“, sagte die als liberal | |
geltende Prien dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das sei nicht ihr | |
Selbstverständnis. Es gehe für die CDU um mehr als um die Frage, wie „die | |
Herren aus NRW“ zu ihrem Recht kommen würden. Damit gab Prien den Herren | |
aus NRW gleich mal einen mit. | |
Gemeint sind insgesamt vier Männer aus Nordrhein-Westfalen, die als | |
Aspiranten auf den CDU-Vorsitz gelten: Friedrich Merz, der vor 20 Jahren | |
schon einmal Fraktionschef war, der derzeitige Vorsitzende des Auswärtigen | |
Ausschusses Norbert Röttge und der Chef der Mittelstandsvereinigung Carsten | |
Linnemann und der derzeitige Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus. | |
Jens Spahn, der ebenfalls als Anwärter auf diesen Posten galt, erklärte am | |
Mittwoch, er verzichte auf eine neuerliche Kandidatur. Er wolle sich in | |
seinem Ministeramt ganz dem Kampf gegen die Corona-Pandemie widmen, habe | |
Spahn gesagt. | |
Noch hat niemand offiziell seine Kandidatur erklärt. Von Merz und Röttgen | |
wird in der CDU erwartet, dass sie das noch in dieser Woche tun werden. | |
Eigentlich wurde damit schon am vergangenen Wochenende gerechnet. Seit | |
vergangenen Samstag können sich Kandidaten für die Nachfolge von Armin | |
Laschet bewerben, sie müssen sich dann einer Mitgliederbefragung stellen, | |
am Ende wird [2][ein Parteitag Mitte Januar in Hannover entscheiden.] | |
## Traut sich Braun? | |
Doch aus der Partei hört man seit Tagen, die Kandidaten seien noch auf der | |
Suche nach Frauen, die mit ihnen im Team antreten wollen – möglicherweise | |
als Generalsekretärin. Diese Suche scheint bislang nicht erfolgreich | |
gewesen zu sein. Die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Ellen Demuth | |
hat sogar öffentlich eine Abfuhr erteilt. Sie war im vergangenen Jahr mit | |
Röttgen gegen Laschet und Merz angetreten, hat nun aber erklärt, dass sie | |
dies nicht wiederholen will. | |
Doch möglicherweise bekommen die Herren aus NRW nun Konkurrenz. Denn | |
inzwischen gilt der scheidende Kanzleramtsminister Helge Braun | |
[3][ebenfalls als möglicher Kandidat]. Michael Meister, der wie Braun | |
Mitglied der hessischen CDU und derzeit noch parlamentarischer | |
Staatssekretär im Bundesbildungsministerium ist, schlug diesen am Mittwoch | |
für den Spitzenposten vor. „Helge Braun ist ein kluger Kopf mit Ideen für | |
die Zukunft. Er kann präzise Botschaften formulieren und durchdringt | |
komplexe Sachverhalte“, sagte Meister. | |
Braun soll dem Vernehmen nach eine Kandidatur erwägen und dafür auch die | |
Unterstützung des hessischen CDU-Vorsitzenden Volker Bouffier haben. Ob er | |
tatsächlich kandidieren werde, stehe aber offenbar noch nicht endgültig | |
fest, hieß es. „Ich hoffe für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein | |
Kandidatenfeld mit echten Alternativen“, hatte Braun zuletzt in einem | |
Interview mit der FAZ gesagt. | |
Der meist freundlich wirkende Braun, der Arzt ist, gilt als enger | |
Vertrauter von Noch-Kanzlerin Angela Merkel. Einiges spricht dafür, dass im | |
Merz-Lager seine Kandidatur als erneuter Versuch gewertet würde, Merz als | |
Vorsitzenden zu verhindern. Diesem werden bei einer Mitgliederbefragung | |
gute Chancen nachgesagt. Laut einer neuen Umfrage allerdings hält nur 17 | |
Prozent der Bevölkerung sowohl Merz als auch Röttgen für das Amt für | |
geeignet. Bei den Unionsanhänger:innen lag Merz vorn – mit 29 | |
Prozent. | |
10 Nov 2021 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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