| # taz.de -- Israelischer Experte über Energiepolitik: „Jetzt sind wir ölrei… | |
| > Der israelische Sicherheitsexperte Oded Eran über die Gas- und Ölreserven | |
| > seines Landes, daraus resultierende Chancen und Konflikte im Nahen Osten. | |
| Bild: Ein israelisches Kriegsschiff vor einer Förderplattform im Mittelmeer | |
| taz: In Israel kursiert ein Witz: Moses habe das Volk Israel durch die | |
| Wüste in das einzige Land geführt, wo es kein Öl gibt. Darüber kann nun | |
| niemand mehr lachen, denn beträchtliche Gas- und Ölvorkommen wurden | |
| entdeckt. Wird Israel nun zum Energieexporteur? | |
| Oded Eran: Präsident Schimon Peres sagte einmal, im Nahen Osten gebe es | |
| zwei Arten von Ländern: ölreiche und heilige. Eigentlich war unser Land | |
| bisher nur heilig, nun ist es auch ölreich. Die Öl- und Gasfunde sind von | |
| großer ökonomischer und geostrategischer Bedeutung. Gerade wurde ein | |
| Abkommen mit Jordanien über die Lieferung von Erdgas für die nächsten 15 | |
| Jahre unterschrieben. Für Jordanien ist das besonders wichtig, da seine | |
| Versorgung durch Terroranschläge auf die Pipeline der Sinai-Halbinsel, über | |
| die das Gas aus Ägypten kommt, mehrmals zerstört wurde. Wir werden auch die | |
| Palästinenser mit Gas versorgen. | |
| Das Exportgeschäft ist in dieser Region sicher nicht einfach … | |
| Ja, es gibt problematische Verhandlungen, so mit dem Libanon. Während wir | |
| schon unser Gas produzieren, steht eine Einigung mit dem Libanon noch aus. | |
| Da gibt es Dissens über die Grenzen im Meer. Das gilt auch für die | |
| Küstenlinie in Gaza. | |
| Sind die Grenzen nicht eindeutig? | |
| Unsere Offshore-Gasfelder Tamar und Leviathan befinden sich klar auf | |
| israelischem Gebiet. Allerdings gibt es eine Fläche von 850 | |
| Quadratkilometern im Meer an der israelischen, libanesischen und zyprischen | |
| Grenze, über die es Streit gibt. Unter diesem Gebiet liegt wohl auch Gas. | |
| Und warum können die Gasfunde der Palästinenser vor Gaza nicht gefördert | |
| werden? | |
| Israel hat schon 1999 erlaubt, dass die Autonomiebehörde die Konzessionen | |
| an ein Unternehmen geben kann. Die Bohrerlaubnis ging an British Gas. Aber | |
| nichts ist passiert. | |
| Und warum müssen die Palästinenser nun israelisches Gas importieren, wenn | |
| sie doch eigenes fördern könnten? | |
| Zuerst wollte der damalige Präsident Ariel Scharon nicht, dass die | |
| Palästinenser das Gas nutzen. Er war der Meinung, dies werde nur den | |
| Terrorismus finanzieren. Aber unter dem Druck des englischen Premiers Tony | |
| Blair musste Israel nachgeben. Allerdings geschah trotzdem nichts. Zudem | |
| ist nicht klar, wer in Gaza oder auch in Ramallah, wo die Autonomiebehörde | |
| sitzt, wirklich befugt ist, eine Bohrerlaubnis zu erteilen. Wenn British | |
| Gas morgen entscheidet, vor Gaza zu bohren, wird Israel das nicht | |
| verhindern. | |
| Im Januar hat Gazprom mit den Palästinensern verhandelt … | |
| British Gas wird seine Ansprüche nicht so leicht aufgeben. Die Russen | |
| versuchen seit Jahren, im östlichen Mittelmeer Fuß zu fassen – bisher | |
| relativ erfolglos. Mit Syrien haben sie auch verhandelt. Doch wer hat da | |
| das Sagen? | |
| Bevor man über Exporte nachdenkt: Braucht Israel das Gas nicht selber? | |
| Die entdeckten Gasmengen schätzen wir auf rund 1.000 Milliarden Kubikmeter. | |
| Die Regierung hat entschieden, dass Israel 540 Milliarden Kubikmeter für | |
| die nächsten 40 Jahre zur eigenen Versorgung verwendet. Den Rest können wir | |
| exportieren. Wir haben mit dem Gasfeld Tamar begonnen, das vor allem für | |
| Israel und die Exporte nach Jordanien, Palästina und Ägypten gedacht ist. | |
| Das weit größere Leviathan-Feld soll hingegen erst ab 2018 in Betrieb | |
| gehen. | |
| Es soll sogar Gas in die Türkei exportiert werden und dafür eine Pipeline | |
| gebaut werden. Das ist derzeit schwer vorstellbar … | |
| Ja, die türkische Regierung ist uns nicht sehr gewogen. Aber wenn man | |
| internationale Garantien bekommen könnte, würde das die Lage ändern. Auf | |
| türkischer Seite ist beispielsweise der deutsche Eon-Konzern beteiligt. | |
| Deshalb könnten deutsche Hermes-Exportbürgschaften den Deal absichern. | |
| Und dann käme die Pipeline? | |
| Das wird noch schwieriger. Denn die Pipeline muss durch drei | |
| unterschiedliche Wirtschaftszonen gehen: durch das zyprische Gebiet – damit | |
| haben die Türken ein Problem – oder durch Libanon und Syrien, damit haben | |
| die Türkei und Israel ein Problem. | |
| Könnte Israel irgendwann auch Gas in die EU liefern? | |
| Die israelischen Gasmengen sind proportional zur europäischen Nachfrage | |
| sehr gering. Aber wenn Europa Israel, den Palästinensern, Libanon und | |
| Syrien zusammen klarmacht, dass Europa ihr Gas will, könnte es klappen. Und | |
| zwar dann, wenn all diese Länder über eine Pipeline exportieren. Wenn ich | |
| bei der EU in Brüssel einen Posten hätte, würde ich mir darüber schon mal | |
| Gedanken machen. | |
| 25 Sep 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Götze | |
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