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# taz.de -- Illegale Raves in Berlin: Parks nachts immer beliebter
> Eine Bilanz der Polizei gibt Aufschluss über die Ausmaße der illegalen
> Partys meist junger Menschen nachts in Berlins Parks
Bild: Improvisierter Open-Air-Club: Der Volkspark Hasenheide
Anlage eingepackt, ab in den nächsten Park und Musik anmachen – fertig ist
die Party. Wann die Berliner Clubs wieder aufmachen dürfen, ist trotz aller
Lockerungen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen noch unklar. Das Feierbedürfnis
vieler Berliner*innen scheint durch die Pandemie aber wenig getrübt zu
sein.
Die Berliner Parks entwickelten sich in den vergangenen Wochen zu beliebten
Spots für improvisierte Partys. Teilweise feierten Tausende Menschen in der
Hasenheide, im Gleisdreieck- und im Mauerpark. Das zeigt eine Antwort auf
eine taz-Anfrage an die Berliner Polizei. Folgen der illegalen Feierei,
heißt es darin, seien vor allem Lärmbelästigungen und verschmutzte
Grünflächen.
In der Bilanz, die den Zeitraum vom 21. Juni bis 5. Juli 2020 abdeckt, gibt
die Berliner Polizei detailliert Auskunft darüber, wie oft sie ausrücken
musste, um improvisierte Partys in Parks aufzulösen.
Die Antwort offenbart, dass die Polizei in dem Zeitraum offenbar wenig tun
konnte, um das Partytreiben einzuschränken. Meist handelte es sich bei den
Feiernden um Gruppen von mehreren hundert Personen. Am 27. Juni wurde sogar
eine Ansammlung von 1.500 Menschen in der Hasenheide aufgelöst. Nach nur
wenigen Stunden mussten die Beamt*innen erneut anrücken; am darauf
folgenden Wochenende wurde abermals eine Menschenmenge von 700 Personen in
dem beliebten Neuköllner Grüngelände aufgelöst.
## Kaum Infektionsschutz
Im Gleisdreieckspark in Schöneberg zeichnete sich ein ähnliches Bild:
13-mal rückte die Polizei in dem Zeitraum aus, um dort Feiern von teilweise
bis zu 500 Menschen aufzulösen. Der Mindestabstand oder andere
Infektionsschutzmaßnahmen wurden demnach nur selten eingehalten. Grund für
die Einsätze waren vor allem Lärmbelästigungen, angezeigt durch Anwohnende
und Parkbesuchende. Denn teilweise kamen nicht nur batteriebetriebene
Boxen, sondern auch professionelle Anlagen zum Einsatz.
Gelitten unter den Partys habe auch die Pflanzenwelt der Parks, so die
Polizei. Besonders in der Hasenheide seien Grünflächen zertrampelt, in die
Büsche uriniert und Müll und Glasflaschen zurückgelassen worden, so die
Pressestelle.
Rechtliche Folgen hatte das Einschreiten dennoch nur selten: In der
Hasenheide wurden in dem Zeitraum nur zwei Anzeigen wegen Verursachung
unzulässigen Lärms verhängt. Die Einsätze verliefen überwiegend friedlich,
meist lösten sich die Gruppen mit dem Erscheinen der Polizei von selbst
auf. Nur im Mauerpark und vereinzelt am Gleisdreeick kam es häufiger zu
Auseinandersetzungen mit Beamt*innen, als sie „aggressive Kleingruppen“
zerstreuen wollten.
Der Lobbyverband Clubcommission setzt sich dafür ein, das Feierbedürfnis
auch in Coronazeiten in legale Bahnen zu lenken: „Bevor es eskaliert,
müssen Alternativen geschaffen werden“, so Pressesprecher Lutz
Leichsenring. So könne beispielsweise bei legalen Veranstaltungen durch
Zugangskontrollen, beschränkte Teilnehmerzahl und Hygienemaßnahmen das
Infektionsrisiko gemindert werden. Auch Lärm- und Umweltbelastung könnten
durch das Bereitstellen geeigneter Flächen und Infrastruktur verhindert
werden, so Leichsenring.
15 Jul 2020
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Rave
Schwerpunkt Coronavirus
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Open-Air-Festival
Müll
Klaus Lederer
Berlin-Neukölln
Clubs
Schwerpunkt Coronavirus
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Kolumne Durch die Nacht
Kolumne Berlin viral
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