| # taz.de -- Debatte um legale Partyorte in Berlin: Wer sagt, wo gefeiert wird? | |
| > Die Idee ist gut: Die Bezirke sollen Flächen für legale Partys anbieten. | |
| > Doch weiterhin bleibt unklar, wie sie jetzt auch umgesetzt werden soll. | |
| Bild: Legal, illegal, scheißegal: In Berlin wird weiter gefeiert werden | |
| Berlin taz | Friedrichshain-Kreuzberg hat einen Ruf als Partybezirk zu | |
| verlieren – und genau das passiert gerade. Dort sind große namhafte Clubs | |
| wie das Berghain, Watergate, About Blank und die Fetenmeile auf dem | |
| RAW-Gelände ansässig; sie alle kämpfen ums Überleben, weil sie wegen Corona | |
| auf nicht absehbare Zeit geschlossen bleiben müssen. | |
| Gleichzeitig hält sich der Bezirk in der aktuellen Debatte über Flächen für | |
| legale Partys unter freiem Himmel zurück: Es gebe schlicht kein passendes | |
| Gelände dafür, sagt Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), anders als in | |
| anderen Bezirken. „Wir haben das genau geprüft.“ | |
| Grund ist dabei weniger die grundsätzlich fehlende Eignung, sondern die | |
| Folgen der Feiern: „Wir haben ja unsere Erfahrungen mit dem Myfest“, sagt | |
| Herrmann und spielt damit unter anderem auf Müllberge nach Partyende an. | |
| Deswegen seien weder die Sportplätze noch Grünanlagen im Bezirk dafür | |
| geeignet. Auch die Clubcommission, die eine bisher nur teilweise | |
| veröffentlichte Liste mit 20 möglichen Freiluft-Partyorten erstellt hat, | |
| habe kein Gelände in Friedrichshain-Kreuzberg für tauglich befunden. | |
| Sowohl die Clubcommission, ein Verbund zahlreicher Partyorte, wie auch | |
| Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) [1][setzen sich dafür ein], dass | |
| Bezirke Flächen für genehmigte Open-Air-Partys bereitstellen. So könnten | |
| Veranstalter, darunter auch Clubs, wieder etwas Geld verdienen; zugleich | |
| würde auf diese Weise wilden, sprich illegalen Partys das Publikum | |
| abgezogen werden. Zuletzt hatte Samstagnacht [2][eine Feier mit mehreren | |
| tausend Teilnehmenden in der Hasenheide], auf der Corona-Auflagen | |
| weitgehend ignoriert wurden, für Schlagzeilen gesorgt. | |
| Als eine der Ersten hatten sich die drei | |
| Linkspartei-BezirksbürgermeisterInnen von Pankow, Marzahn-Hellersdorf und | |
| Lichtenberg für solche unbürokratisch zu genehmigten Veranstaltungen | |
| eingesetzt. „Wir wollen die bezirklichen Frei- und Grünflächen, Straßen und | |
| Plätze und womöglich auch Sportaußenanlagen öffnen für eine einzigartige | |
| Open-Air-Saison für Kunst, für Theater und Musik“, hieß es damals; man | |
| hoffte auf NachahmerInnen. Das war Anfang Juni. Seitdem ist wenig passiert. | |
| ## Was macht der Kultursenator? | |
| Und nun droht die Initiative im üblichen Berliner Kompentenzstreit zwischen | |
| Landes- und Bezirksebene zerrieben zu werden. Denn: Der Ball liege nun bei | |
| Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der die Initiative auch unterstützt | |
| hatte, findet Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Herrmann. „Eine | |
| zentrale Organisation in enger Zusammenarbeit mit den Bezirken sei der | |
| richtige Weg; die Federführung sollte bei der Kulturverwaltung liegen“, | |
| sagte sie der taz am Dienstag. Schließlich, so Herrmann, verfüge das Land | |
| über eigene dafür taugliche Flächen, und Klaus Lederer arbeite auch gut und | |
| gern mit der Clubcommission zusammen. | |
| Letzteres stimme zwar, entgegnet Daniel Bartsch, Sprecher der | |
| Kulturverwaltung. Dennoch zeigte er sich irritiert über die Forderung. | |
| „Zuständig für solche Veranstaltungen sind die Bezirke. Sie müssen sie | |
| genehmigen und die Einhaltung der Auflagen überwachen“, sagte er. | |
| Unterdessen hat der Bezirk Marzahn-Hellersdorf am Montagabend in einer | |
| Mitteilung die Namen und Email-Adressen derjenigen Ansprecherpartnerinnen | |
| veröffentlicht, bei denen Open-Air-Veranstaltungen angemeldet werden | |
| müssen. „Die Idee, auch auf leer stehenden Brachen größere Konzerte | |
| durchzuführen, ist bereits mehrfach positiv unterstützt worden“, teilte | |
| Kulturstadträtin Julia Witt (Linke) mit. | |
| In der Innenstadt geht man davon aus, dass solche Angebote von Feierwütigen | |
| gern angenommen würden. „Wer Party machen will, geht dafür auch ein paar | |
| Meter weiter“, glaubt Monika Herrmann. Sprich: in den Nachbarbezirk oder an | |
| den Stadtrand. Wenn das allerdings alle machen, dürfte der Stadtrand damit | |
| überfordert und der Ruf von Friedrichshain-Kreuzberg als Partybezirk | |
| Vergangenheit sein. | |
| 28 Jul 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Feiern-trotz-Corona/!5699195 | |
| [2] /Wildes-Feiern-in-Berlin/!5699142 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
| ## TAGS | |
| Klaus Lederer | |
| Monika Herrmann | |
| Party | |
| Berliner Nachtleben | |
| Kolumne Durch die Nacht | |
| Berliner Nachtleben | |
| Party | |
| Berlin-Neukölln | |
| Clubs | |
| Rave | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Illegale Partys sorgen für Unmut: Gebt den Ravern endlich einen Acker! | |
| Dem unbändigen Willen zur Party müssen geordnete Wege geebnet werden. Die | |
| Raver brauchen eine Freifläche in Marzahn, Oberschöneweide oder sonst wo. | |
| Debatte um illegale Partys geht weiter: Lasst sie doch auch feiern! | |
| Die illegalen Partys in der Hasenheide sorgen für Negativschlagzeilen und | |
| Unmut. Aber ist die Kritik gerechtfertigt? Ein Wochenkommentar. | |
| Feiern trotz Corona: Freiluftpartys bald legal? | |
| Der Sommer ist halb vorbei, legale Open-Air-Partys gab es bisher keine. | |
| Einige Bezirke wollen nun Flächen bereitstellen. | |
| Party muss, Müll muss nicht: Kein Gras mehr in der Hasenheide | |
| Es muss gefeiert werden, zur Not auch in den Parks, das ist klar. Aber die | |
| Nachtnutzer sollten dabei auch an die Tagnutzer denken. | |
| Wildes Feiern in Berlin: Folge dem Bass | |
| Polizei löst wilde Technoparty mit 3.000 Gästen in der Hasenheide auf. | |
| Clubcommission fordert Flächen für legale Veranstaltungen. | |
| Illegale Raves in Berlin: Parks nachts immer beliebter | |
| Eine Bilanz der Polizei gibt Aufschluss über die Ausmaße der illegalen | |
| Partys meist junger Menschen nachts in Berlins Parks |