# taz.de -- Hightech-Produkte schneller vermarkten: Im Sprint zu disruptiven In… | |
> Mit der „Agentur für Sprunginnovationen“ möchte die Bundesregierung, | |
> dass neue Technologien schnell in Produkte umgesetzt werden. | |
Bild: Cyberlabor: Mit der Agentur für Sprunginnovationen soll die Zukunft schn… | |
BERLIN taz | In der Innovationspolitik hat die Bundesregierung eine | |
Hängepartie beendet und den Sprung ins Unbekannte gewagt. In dieser Woche | |
wurde von den beiden zuständigen Bundesministerien für Forschung und | |
Wirtschaft die Gründungskommission für die [1][seit einem Jahr geplante | |
„Agentur für Sprunginnovationen“] eingesetzt, die künftig unter dem bemü… | |
witzigen Kürzel „SprinD“ (Sprunginnovationen Deutschland) auftreten. Die | |
zwölf Experten kamen am Dienstag zu ihrer konstituierenden Sitzung im | |
Berliner Ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen. | |
Hauptaufgabe der Kommission ist es, an der Suche für die Geschäftsführung | |
für die Agentur und der Entscheidung über ihren Standort mitzuwirken. Die | |
Gründung der Agentur wurde jetzt für die Jahresmitte 2019 angekündigt. Die | |
Einrichtung der Gründungskommission sei dafür ein „entscheidender | |
Baustein“, erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. „Wir holen | |
Expertinnen und Experten aus Innovation, Wissenschaft, Wirtschaft und | |
Politik zu uns an den Tisch.“ Gemeinsam werde man „daran arbeiten, in | |
Deutschland Ideen mit Sprunginnovationspotenzial erfolgreich in den Markt | |
zu bringen“. | |
Zum Vorsitzenden der Kommission wurde der bisherige Leiter der | |
Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), Dietmar Harhoff, | |
benannt, der sich wiederholt für neue Wege zur Förderung von „disruptiven | |
Innovationen“ ausgesprochen hat. Im Hauptberuf ist der | |
Wirtschaftswissenschaftler einer von drei Direktoren am Max-Planck-Institut | |
für Innovation und Wettbewerb in München. Über die Ernennung freute sich | |
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Nachdem Professor Harhoff zwölf | |
Jahre lang den Vorsitz der Expertenkommission Forschung und Entwicklung | |
innehatte, ist er wie kaum ein anderer im deutschen Innovationssystem zu | |
Hause“, erklärte Altmaier. „Mit seiner Erfahrung wird er die Agentur von | |
Anfang an auf das richtige Gleis setzen.“ | |
Die weiteren Mitglieder der Gründungskommission kommen aus den Bereichen | |
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Für die akademische Forschung sitzen | |
die Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt/Main, Birgitta Wolff, und | |
Achim Kampker von der RWTH Aachen – mit seinem Elektrotransporter | |
„Streetscooter“ selbst erfolgreicher Innovator – mit am Tisch. Stark | |
vertreten ist mit sieben Experten die Wirtschaftsseite, die von | |
Großunternehmen wie Telefónica Germany über Finanzierungsgesellschaften wie | |
Alubi Capital GmbH bis hin zu „Hidden Champions“ und Start-ups reichen | |
(CureVac AG, ProGlove, innosabi GmbH). Die Politik wird von zwei | |
Bundestagsabgeordneten der Regierungsparteien vertreten – Stefan Kaufmann, | |
CDU, und Manja Schüle, SPD –, was der Opposition nicht gefallen hat. | |
## Grüne müssen draußen bleiben | |
„Wir hätten dabei gerne mitgeholfen, wurden allerdings als Opposition nicht | |
eingeladen“, äußerte sich Anna Christmann, Sprecherin für Innovations- und | |
Technologiepolitik der grünen Bundestagsfraktion. „Von einer echten | |
Beteiligung des gesamten Bundestags kann also keine Rede sein.“ | |
Zentrale Wegmarken für die SpringD-Agentur hatte die EFI-Kommission bereits | |
in ihrem jüngsten Gutachten für die Bundesregierung Ende Februar | |
formuliert. „Wesentliche Erfolgsfaktoren der neu gegründeten Agentur werden | |
die Unabhängigkeit der Organisation und die Gewinnung unternehmerisch | |
orientierter, technisch und wissenschaftlich hoch qualifizierter | |
Persönlichkeiten für Leitungsfunktionen sein“, heißt es dort. Das Scheitern | |
von Projekten müsse von vorne herein einkalkuliert und dürfe nicht zu früh | |
als Misserfolg interpretiert werden. Es brauche Zeit und eine genügend | |
große Zahl an Projekten. Gemessen an diesen Anforderungen sei das für die | |
Agentur „eingeplante Budget bisher zu knapp ausgelegt“, monierten die | |
EFI-Gutachter. | |
Als Budget für die zivile SprinD-Agentur hat die Bundesregierung in der | |
Anlaufphase 2019 bis 2022 bislang 151 Millionen Euro eingeplant. Für eine | |
zehnjährige Laufzeit ab 2019 rechnet sie mit einem zusätzlichen | |
Mittelbedarf von einer Milliarde Euro. Für eine zweite Innovationsagentur | |
für Cybersicherheit, die von den Ministerien für Verteidigung und Inneres | |
verantwortet wird, stellt der Bund bis 2022 rund 215 Millionen Euro zur | |
Verfügung. | |
17 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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