# taz.de -- Gutachter geben grünes Licht: Der City-Hof wird fallen | |
> Die Gutachter der Icomos-Kommission sehen den Welterbe-Status der | |
> Hamburger Speicherstadt nicht gefährdet, wenn die City-Hof-Häuser | |
> abgerissen werden. | |
Bild: Soll in den nächsten Monaten abgerissen werden: Der City-Hof in der Hamb… | |
HAMBURG taz | Das monatelange Ringen um den City-Hof hat ein Ende. Der seit | |
2013 denkmalgeschützte Gebäudekomplex am Klosterwall darf abgerissen | |
werden. Zu diesem Schluss kommt der Internationale Rat für Denkmalpflege | |
(Icomos) in seinem Abschlussbericht. | |
In der Diskussion über den vom Senat angekündigten Abriss der | |
City-Hof-Häuser ging es vor allem um die Frage, ob das den | |
prestigeträchtigen Welterbestatus der Speicherstadt und des | |
Kontorhausviertels mit Chilehaus gefährde. Denkmalschützer und Architekten | |
hatten sich seit Monaten gegen die Pläne der Stadt gewehrt. | |
Vergeblich, wie jetzt klar ist: Die vier Türme des City-Hofs sind die | |
ersten Hochhäuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Innenstadt gebaut | |
wurden. Jetzt sollen sie einem Neubau mit roter Backsteinfassade weichen. | |
Ein Investor plant, dort neben etwa 150 Mietwohnungen Büroräume, Hotels und | |
eine Kita unterzubringen. Gegner des Bauvorhabens befürchten, dass der | |
Neubau die Sichtachse auf Speicherstadt und Kontorhausviertel versperren | |
könnte. | |
Für die Bewertung der Situation war eigens eine Icomos-Kommission im August | |
nach Hamburg gekommen. Icomos berät die Unesco in denkmalpflegerischen | |
Angelegenheiten. In ihrem Anfang März vorgelegten Abschlussbericht bedauern | |
die Gutachter zwar den geplanten Abriss der vier hellen Kachelhäuser aus | |
den 1950ern, eine Gefährdung des Welterbes bestehe aber nicht. | |
Es scheint, als wolle der rot-grüne Senat diese Entscheidung nutzen und den | |
Neubau so schnell wie möglich vorantreiben. Die Behörde für | |
Stadtentwicklung und Wohnen hat den Abriss gestern genehmigt. „Ich begrüße | |
diese Entscheidung, die zu einer städtebaulichen Weiterentwicklung mit | |
einem erheblichen Anteil an neuen Wohnungen und zu einer weiteren Belebung | |
der Innenstadt führen wird“, sagt Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). | |
Man werde sich „behutsam“ mit der Neugestaltung des Areals | |
auseinandersetzen. | |
Noch im November vergangenen Jahres hatte der Denkmalverein Hamburg dem | |
Senat vorgeworfen „mit unlauteren Mitteln den City-Hof-Abriss | |
voranzutreiben“, nachdem er diesen als ungefährlich für den Welterbestatus | |
eingestuft hatte. Er bleibt bei seiner Einschätzung des bevorstehenden | |
Abrisses als eines „Verlusts für die Hamburger Denkmallandschaft der | |
Nachkriegszeit“. | |
Doch nicht nur die Denkmalschützer zeigen sich besorgt. Auch aus den | |
anderen Parteien regt sich Kritik. Dietrich Wersich (CDU) findet das | |
Vorgehen des Senats „zum Fremdschämen“. Er kritisiert, dass mit der | |
Abrissgenehmigung vollendete Tatsachen geschaffen würden, bevor die Behörde | |
den Bericht der Bürgerschaft überhaupt vorgelegt hat. „Rot-Grün und | |
Denkmalschutz passen in Hamburg einfach nicht zusammen“, sagt er. | |
Unverständnis äußert auch Die Linke: „Der Denkmalschutz wird mit Füßen | |
getreten“, sagt Heike Sudmann. Sie moniert vor allem, dass bisher kein | |
rechtssicherer Bebauungsplan vorliege. | |
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hingegen betont, dem Abriss sei eine | |
ausführliche Planung vorausgegangen. Man habe sich „die Entscheidung nicht | |
leicht gemacht“ und wolle die Entwicklungen „mit hoher Sensibilität“ | |
begleiten. Das nimmt ihm Sudmann nicht ab. Diese Äußerung sei „der blanke | |
Hohn“. Auch FDP-Mann Jens Meyer spricht von einer „Farce, geprägt von | |
Intransparenz und Trickserei“. | |
Brosda verspricht, man werde die „im Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen | |
berücksichtigen und weiter in engem Austausch mit der Unesco und Icomos | |
bleiben“. Das scheint nötig zu sein. Denn Icomos mahnt in seiner Expertise, | |
dass künftige Projekte in der sogenannten Pufferzone mit Sensibilität für | |
historische Werte geplant werden. Die Abrissarbeiten sollen im Mai | |
beginnen. Nach aktuellem Zeitplan erfolgt im Herbst 2020 die | |
Grundsteinlegung. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. | |
21 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Jana Eggemann | |
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