# taz.de -- Corona-Shutdown macht Probleme: Virus gefährdet Welterbe | |
> Dem Schaubergwerk Grube Samson im Harz sind die Einnahmen weggebrochen. | |
> Förderung gibt es nicht. Dabei ist es einzigartig. | |
Bild: Ein Weltkulturerbe, das es in sich hat: die Grube Samson in St. Andreasbe… | |
Hamburg taz | Die Coronaepidemie bedroht den Betrieb einer | |
[1][Weltkulturerbestätte im Harz]. Die Pächter der Grube Samson in St. | |
Andreasberg haben Alarm geschlagen, weil sie ohne Besuchereinnahmen über | |
kurz oder lang aufgeben müssen. Denn keines der existierenden | |
Corona-Fördermodelle passt auf sie. Die Betreiber suchen jetzt zusammen mit | |
der Stadt Braunlage, der Stiftung Welterbe im Harz und dem | |
niedersächsischen Kulturministerium eine Lösung. | |
Die [2][Grube Samson] ist das letzte komplett erhaltene Erzbergwerk im | |
Oberharz. Als Besonderheit gibt es hier die weltweit letzte funktionierende | |
„Fahrkunst“ mit Drahtseilen, eine trickreiche Art von Aufzug, mit der | |
Bergleute die großen Höhenunterschiede beim Ein- und Ausfahren bewältigen | |
konnten, ohne die früher als unsicher geltenden Förderkörbe benutzen zu | |
müssen. | |
Die Fahrkunst wurde nötig, weil das ab 1521 abgeteufte Silberbergwerk | |
Anfang des 19. Jahrhunderts eine Schachttiefe von mehreren 100 Metern | |
erreichte und das Ein- und Ausfahren mit Leitern zu einer beschwerlichen | |
und gefährlichen Angelegenheit geworden war. Lange Zeit gehörte es zu den | |
tiefsten Bergwerken der Welt. 1910 wurde es geschlossen, 1950 zum Museum. | |
Seit 2010 gehört es zum [3][Unesco-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg, | |
Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft]. | |
2017 haben Hans-Günter Schärf und Christian Barsch das Bergwerk von der | |
Stadt Braunlage gepachtet und damit die Verpflichtung übernommen, dem | |
Publikum den kulturgeschichtlichen Wert des Ensembles aus Bergwerk und | |
oberirdischen Gebäuden zu vermitteln. | |
Wie Barsch erzählt, ließ sich das gut an. „Wir haben in den drei Jahren den | |
Umsatz um 70 Prozent gesteigert“, sagt er. 30.000 Besucher hätten das | |
Bergwerk im vergangenen Jahr besucht. „Mit dem Shutdown ist alles | |
weggebrochen“, sagt Barsch. Dafür gab es im März 3.000 Euro | |
[4][Corona-Soforthilfe], danach nichts mehr. „Mein Kollege und ich fallen | |
durch alle Förderraster“, sagt Barsch. | |
Das Problem ist die Rechtsform ihres Betriebs. Barsch und Schärf haben eine | |
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die Einnahmen gehen an | |
sie privat. Lebenshaltungskosten werden aber von den Förderinstrumenten | |
nicht abgedeckt. „Nach unseren geltenden Regeln könnten wir erst mal nicht | |
helfen“, bestätigt Margit Kautenberger vom Kulturministerium. | |
Barsch berichtet, er habe zwar eine Festangestellte in Kurzarbeit schicken | |
können. Bei den beiden 450-Euro-Kräften sei das aber nicht möglich gewesen, | |
denn ein mit Fördermitteln finanzierter Umbau des Museums stand an und auch | |
andere Betriebskosten wie Versicherungen liefen weiter. „Wir arbeiten seit | |
Mitte März umsonst“, sagt Barsch. Hartz IV komme für ihn nicht in Frage, | |
weil er zu viel Vermögen habe, sagt Barsch. | |
Zwar sei das Museum seit Anfang Mai wieder geöffnet. In das Bergwerk | |
einzufahren, sei aber nach wie vor verboten – dabei sei das Einfahren ins | |
Bergwerk, das, was die Gäste anziehe. Statt der für Mai zu erwartenden | |
15.000 Euro seien nur 300 Euro in die Kasse geflossen. Die Pächter, die | |
beide hier geboren sind, buttern zu. „Das kann man nur über einen | |
bestimmten Zeitraum machen“, sagt Barsch. | |
Ministerium, Welterbestiftung und Stadt versichern, dass das Schaubergwerk | |
erhalten bleiben müsse. „Touristisch und kulturell ist das eine ganz | |
wichtige Geschichte“, sagt Braunlages Bürgermeister Wolfgang Langer | |
(Bürgerliste). Braunlage mit seinen Ortsteilen St. Andreasberg und Hohegeiß | |
lebe vom Tourismus. „Wir stellen rund 30 Prozent der Übernachtungen im | |
Harz“, sagt er. Auf eine Attraktion wie die Grube Samson lässt sich da | |
schwerlich verzichten. | |
Am morgigen Donnerstag befasst sich der Stadtrat mit dem Problem. Dazu | |
kommen wird auch der Geschäftsführer der Stiftung Welterbe Gerhard Lenz. | |
„Wir sind im Boot, haben aber keine Lösung aus dem Rezeptbuch“, sagt | |
dieser. Die Stiftung könne kein Geld für den Alltagsbetrieb zuschießen. | |
„Wir werden im Laufe der Woche eine Lösung finden“, verspricht Lenz jedoch, | |
das könne aber nur eine strategische Lösung sein. Die Organisation als GbR | |
sei gut für Schönwetterzeiten gewesen. „Die Betriebsform steht auf der | |
Kippe“, sagt Lenz. | |
10 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Aufgeschreckte-Coachpotatoes/!5543467 | |
[2] https://www.grube-samson.de/ | |
[3] https://www.rammelsberg.de/ueber-uns/ansprechpartner | |
[4] https://www.nbank.de/Unternehmen/Investition-Wachstum/Niedersachsen-Soforth… | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
Weltkulturerbe | |
Unesco | |
Unesco-Welterbe | |
Harz | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Niedersachsen | |
Denkmalschutz | |
Harz | |
City-Hof | |
Bauhaus | |
Hildesheim | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Denkmalschützer schlägt Alarm: Weltkulturerbe verrottet | |
Goslar lässt seine wertvolle Altstadt verfallen. Diesen Vorwurf erhebt ein | |
Bericht der Denkmalorganisation World Heritage Watch. Die Stadt wehrt sich. | |
Besucher*innenansturm im Harz: Elend will einsam bleiben | |
Der Harzer Tourismusverband appelliert an Tagestourist*innen, zu Hause zu | |
bleiben oder die Wanderwege in tieferen Lagen zu nutzen. | |
Gutachter geben grünes Licht: Der City-Hof wird fallen | |
Die Gutachter der Icomos-Kommission sehen den Welterbe-Status der Hamburger | |
Speicherstadt nicht gefährdet, wenn die City-Hof-Häuser abgerissen werden. | |
Bauhaus in Berlin: Schlicht und ergreifend | |
Heute beginnt die Feier von 100 Jahren Bauhaus – auch in Berlin, wo das | |
Bauhaus zu Ende ging. Aber ist Berlin eine Bauhaus-Stadt? | |
Hildesheim will Kulturhauptstadt werden: Stadthistorische Sorgfalt | |
Hildesheim bewirbt sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Überzeugen | |
soll die Jury auch die stadtgeschichtliche Ausstellung „Kunstvoll! | |
Hildesheim in Malerei und Grafik“. |