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# taz.de -- Geplanter Abriss der City-Hochhäuser: Neuer Diskussionsbedarf
> Der Internationale Denkmalrat sieht den geplanten Abriss der
> 50er-Jahre-Hochhäuser kritisch: Er beeinflusse das Umfeld des Welterbes
> Kontorhausviertel negativ.
Bild: Waren früher mal weißer: die City-Hochhäuser
HAMBURG taz | Der Abriss des City-Hofs geht nicht so geräuschlos über die
Bühne, wie es sich der rot-grüne Senat wohl erhofft hat. Wie eine Anfrage
der Linken in der Bürgerschaft ans Licht brachte, sieht der Internationale
Rat für Denkmalpflege ([1][Icomos]) das Vorhaben mit Sorgen: Er
beeinträchtige die Pufferzone rund um das Unesco-Welterbe „Hamburger
Speicherstadt und Kontorhausviertel“.
Weil die Stellungnahme von Icomos schon seit April vorliegt, ohne dass sie
der Senat veröffentlicht hätte, wirft ihm die Linke vor zu tricksen. „Der
bisherige Umgang des Senats mit dem Denkmalschutz war schon übel“, schimpft
Heike Sudmann von der Linken. „Doch mit dem Verschweigen der heftigen
Kritik setzt der Senat dem Ganzen noch die Krone auf und gefährdet auch
noch das Weltkulturerbe“, kritisiert die Abgeordnete.
Die vier denkmalgeschützten Hochhäuser am Klosterwall galten lange Zeit als
Ärgernis. Erst im Zuge der Diskussion über den Abriss geriet wieder in den
Blick, dass sie mit ihrer weißen Originalfassade einmal schön waren und mit
ihrer den Geesthang hinab verlaufenden Einkaufspassage samt Parkhaus und
Tankstelle auch einmal modern.
Der mögliche Abriss hatte auch in der Bewerbung für das Weltkulturerbe bei
der Unesco eine Rolle gespielt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
beschied dem Senat 2015, es wäre nicht nur ein „Zeugnis kulturellen
Unverständnisses“, sondern auch ein „Widerspruch zum Bekenntnis der
Welterbekonvention, das kulturelle Erbe zu erhalten“, wenn in unmittelbarer
Nähe zum neuen Welterbekomplex aus Kontorhausviertel und Chilehaus die
denkmalgeschützten City-Hochhäuser abgerissen würden.
Auch ein Sprecher von Icomos warnte bereits in einer Anhörung der
Bürgerschaft vor dem Abriss. Es sei nicht ausgeschlossen, dass dadurch der
Welterbestatus in Gefahr gerate.
Nach Darstellung des Senats hat Icomos von Hamburg im Februar eine
Kulturverträglichkeitsprüfung für den Abriss gefordert. Die Kulturbehörde
wurde tätig und stellte fest, dass der Abriss keine Auswirkungen auf den
außergewöhnlichen universellen Wert der Welterbestätte habe. Denn der
City-Hof habe sich „architektonisch bewusst von dem Kontorhausviertel
abgesetzt“. Icomos ist mit dieser Sicht jedoch „nicht einverstanden“.
Hier gebe es offensichtlich noch Diskussionsbedarf, sagt Enno Isermann, der
Sprecher der Kulturbehörde. Aufgrund der bisherigen Äußerungen der Unesco
und aktuellen Hinweisen sei die Behörde „optimistisch, dass sich die
aufgeworfenen Fragen klären lassen“. Das gelte nicht zuletzt deshalb, weil
die Unesco den Welterbstatus ja in Kenntnis der Abrisspläne für den
City-Hof vergeben habe.
Die Linke fordert, der Senat solle die Stellungnahme des Icomos
veröffentlichen und die Abrissvorbereitungen abbrechen – solange bis sich
Icomos und Unesco abschließend geäußert hätten. Außerdem solle der Senat
eine „offene Diskussion mit Beteiligungsverfahren“ starten, die dem Umfeld
der Welterbestätte gerecht werde.
Den Vorwurf der Trickserei untermauert die Linke auch damit, dass der Senat
zunächst behauptet hatte, in den heutigen Gebäuden seien wegen der offenen
Bauweise keine Wohnungen unterzubringen. Ausweislich eines Senatsprotokolls
hat er diese Auffassung selbst korrigiert: Die Einhaltung der
Lärmgrenzwerte sei an wenigen Stellen bis zum zweiten Obergeschoss möglich,
heißt es da.
17 May 2018
## LINKS
[1] https://www.icomos.de/index.php?lang=Deutsch&contentid=1&navid=1
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
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