# taz.de -- „Guardians of the Galaxy 2“ im Kino: Egos knallen aufeinander | |
> Die leichte Seite des Marvel-Comic-Universums: Der ulkige Superheldenfilm | |
> lebt von einer unbändigen Freude an Bildern. | |
Bild: „I am Groot“ – auch wortkarge Holzmännchen können das Universum r… | |
Musik hilft immer. Mag ja sein, dass es eigentlich darum geht, ein riesiges | |
Monster aus einer anderen Dimension abzuwehren, damit die Galaxis nicht | |
gleich am Anfang zu Klump geht – aber auch dann reicht die Zeit noch für | |
einen anständigen Soundtrack beim Monsterkloppen. | |
Das Monster ist schneller da als gedacht und größer ist es auch, aber | |
glücklicherweise sind auch in „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ nicht alle | |
Helden immer ausgelastet. So bleibt dem kleinen Baumwesen Groot während der | |
Eröffnungssequenz Muße für eine Tanzeinlage, während seine Kollegen das | |
Monster in Schach halten. | |
Der Kampf gegen das Monster ist eine Auftragsarbeit. Das Sovereign People, | |
ein genetisch perfektioniertes Volk goldglänzender menschenförmiger Wesen, | |
hat die zusammengewürfelte Truppe der Guardians angeheuert, um seinen | |
größten Schatz – mächtige Batterien – zu verteidigen. | |
Rocket, der sprücheklopfende Waschbär der Guardians, kann der Verlockung | |
nicht widerstehen, sich einige der Batterien anzueignen. Eine Entscheidung, | |
die sich rächt, die Guardians werden kurz nach ihrem Aufbruch von einer | |
Armada von Hologrammraumschiffen beschossen. Als auch die Armada die | |
Batterien nicht zurückbringen kann, beauftragt Ayesha, die Anführerin des | |
Sovereign People, eine Truppe von galaktischen Kopfgeldjägern, die | |
Ravagers, damit, die Guardians und die Batterien zu finden und | |
wiederzubringen. | |
Auf der Flucht knallen die Egos der Guardians wie im ersten Teil heiter | |
aufeinander und sorgen für die nötigen Nebenhandlungen: Peter Quill, auf | |
der Erde geboren und nach dem Tod seiner Mutter von Ravagern aufgezogen, | |
hat aus einem Gespräch mit Ayesha erfahren, dass er nur zum Teil menschlich | |
ist. Unverhofft trifft er auf der Flucht auf ein Wesen mit dem sprechenden | |
Namen Ego (wunderbar langhaarmackerig: Kurt Russell), das behauptet, Peters | |
Vater zu sein. | |
James Gunn ist es gelungen, die spielerische Leichtigkeit des ersten Teils | |
der „Guardians“-Reihe in die Fortsetzung zu retten. In vielen anderen | |
Filmen der marvelschen Kinowelt führt das komplexe Universum der Figuren | |
unterdessen dazu, dass die Filme vor lauter narrativer Akrobatik kaum mehr | |
atmen können. Filme wirken wie überlange Serienepisoden, die nur dazu | |
dienen, die Handlung an den Ausgangspunkt des nächsten Films zu schleppen. | |
Das überspannende Universum geteilter Entwicklungen wirkt zunehmend | |
erschlagend auf die einzelnen Filme. | |
## Schlichte Story, verschrobene Charaktere | |
Die „Guardians“-Reihe hingegen setzt auf eine schlichte Story, die viel | |
Raum für Gunns Idiosynkrasien und eine unbändige Freude an Bildern lässt. | |
Die verschrobenen Charaktere der Gruppe erlauben Teamwork, Spannungen und | |
immer neue Konstellationen. Eine Vielfalt, gegen die das Team der Avengers | |
wie ein auf Figuren verteilter Werkzeugkasten wirkt. | |
Wie der erste Teil lebt auch „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ von | |
Ungleichzeitigkeiten: Kabelgefriemel während des Kampfes mit einem riesigen | |
Monster, entschleunigtes Driften des Raumschiffs durch die Weiten des | |
Weltalls zu gut gealterten Popklassikern. Von allen Marvelfilmen sind die | |
„Guardians“ derzeit diejenigen, die am stärksten auf Dialoge und Bilder | |
setzen und die Spezialeffekte stärker einbetten. | |
In Marvels Universum stehen die „Guardians“-Filme dafür, den Fokus vom | |
überspannenden Erzählbogen wieder auf die einzelnen Filme | |
zurückzuverlagern. Wenn sich Marvel durchringen könnte, diesen Ansatz auf | |
einige der zahlreichen geplanten Spin-offs zu übertragen, wäre das eine | |
erfreuliche Diversifizierung. | |
Statt den Independentfilm anzutäuschen, indem immer neue Gewinner des | |
Sundance-Festivals als Regisseure verpflichtet werden, könnte Marvel sein | |
Universum endlich in der Tradition des Genrefilms nutzen: als großer | |
Spielplatz, auf dem alles erlaubt ist, solange ein paar Grundregeln | |
eingehalten werden. | |
27 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Fabian Tietke | |
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