# taz.de -- Film „King Arthur: Legend of the Sword“: Kung-Fu ist immer von … | |
> Wehrhafte Fauna im Riesenformat: Guy Ritchie zeigt mit „King Arthur: | |
> Legend of the Sword“ eine aufgelockerte Version der Artus-Sage. | |
Bild: Mensch, Magierin, Schwert: Charlie Hunnam und Àstrid Bergès-Frisbey mit… | |
Elefanten. Aber was für welche! König Uther Pendragon | |
(majestätisch-nüchtern: Eric Bana) liegt im Clinch mit dem Magier Mordred, | |
und der schickt seine Dickhäuter als wandelnde Abrissbirnen gegen Camelot. | |
Die Tiere haben Ausmaße, mit denen jede zulässige Traufhöhe im | |
innerstädtischen Raum überschritten würde, aber man ist ja in den Bergen. | |
Zunächst bricht Mauer um Mauer der königlichen Festung krachend zusammen, | |
doch ohne den faulen Zauber von Mordred taugen dessen Viecher nicht eben | |
viel: Als König Uther den Kontrahenten mit dem Schwert erlegt, fallen die | |
Rüsseltiere wie von selbst in sich zusammen. | |
Der Brite Guy Ritchie trägt in seinem Familienspektaktel „King Arthur: | |
Legend of the Sword“ von Anfang an bevorzugt dick auf. Dazu ließ er sich in | |
seiner Improvisation über die Artus-Sage bereitwillig von der | |
computergestützten Fantasy-Ästhetik der „Herr der Ringe“-Schule | |
inspirieren, angefangen bei den Massenszenen mit wogenden streitenden | |
Heeren. Kampfeslustige Männer, ganz gleich in wie großer Zahl, sind ihm | |
aber anscheinend nicht genug. Auch die Fauna muss sich wehrhaft zeigen. | |
Dabei gilt: Je größer, desto besser. So eilen neben den Elefanten noch | |
riesenhafte Ratten, Fledermäuse, Adler und Schlangen durchs Bild. | |
In der Hauptsache kämpfen dennoch Menschen gegen Menschen, und das nicht zu | |
knapp. Gleich zu Beginn unterliegt Uther im Zweikampf gegen einen finsteren | |
Widersacher. Uthers sehr junger Sohn Arthur muss das Geschehen mitansehen, | |
kann mit einem Boot entfliehen und wächst unerkannt in einem Londoner | |
Bordell auf. Dort entdeckt er seine geschäftstüchtige Seite, in seiner | |
Freizeit lernt er mit großem Eifer Kung-Fu. Was man im England des frühen | |
Mittelalters als Jugendlicher halt so machte. | |
Der zum jungen Mann gereifte Arthur, mit elastisch-muskulöser | |
Körperlichkeit von Charlie Hunnam gegeben, hat seinen Familienhintergrund | |
längst vergessen, wird allerdings ständig von Albträumen heimgesucht. Als | |
dann noch der Burggraben um Camelot trockenfällt und Uthers verschollenes | |
Schwert Excalibur freigibt, ist es mit der beschaulichen Halbweltkarriere | |
von Arthur vorbei: König Vortigern (entschlossen finster: Jude Law), der | |
Bruder von Uther, ist bestrebt, den rechtmäßigen Thronfolger ausfindig und | |
unschädlich zu machen, und lässt sämtliche jungen Männer des Landes | |
antreten, damit sie versuchen, das Schwert aus dem Fels herauszuziehen, in | |
dem es unverrückbar feststeckt. | |
Als die Reihe an Arthur kommt, funkt und blitzt es verdächtig im Knauf. Das | |
Schwert gleitet widerstandslos in die Höhe und Arthur fällt, von der | |
ungewohnten Kraft der Waffe überwältigt, erst einmal in Ohnmacht. Um zu | |
lernen, mit seinem familiären Vermächtnis richtig umzugehen, ist der | |
angehende König in der Folge angewiesen auf die Kooperation mit diversen | |
Verbündeten, darunter die Magierin Guinevere (mysteriös die Augenfarbe | |
wechselnd: Àstrid Bergès-Frisbey), die einige der nicht normgerechten Tiere | |
befehligt. | |
## Anflüge von Buddy-Humor in saloppem Zungenschlag | |
Guy Ritchie besinnt sich für seinen „King Arthur“ auf seine überdrehten | |
Gangsterkomödien und konterkariert die heroische Inszenierung seines Stoffs | |
mit Anflügen von Buddy-Humor in saloppem Zungenschlag und einem immer | |
wieder ins Zweifeln geratenden Arthur: Charlie Hunnam gibt seinen Helden in | |
der ersten Hälfte des Films als Muskelberg, der sich seiner wirklichen | |
Fähigkeiten nicht im Geringsten bewusst zu sein scheint. | |
Auch die Actionszenen frischt Ritchie hin und wieder mit im Ansatz guten | |
Ideen auf, wozu sich seine Berufserfahrung mit Musikvideos als recht | |
hilfreich erweist. Kampfgeschehen inszeniert er denn auch gern als | |
rhythmisch passgenau zum Beat der Filmmusik geschnittene Sequenzen. Zu | |
loben ist ebenfalls Daniel Pembertons Soundtrack, der eine Art Clubmusik | |
auf historischen Instrumenten unter die Raufereien legt und deren | |
Atemlosigkeit mit gelooptem Hecheln zusätzlich unterstreicht. | |
Was zugleich eines der Hauptprobleme des Films ist: Auf die Dauer ist es | |
von allem ein bisschen zu viel. So schön die verschiedenen Einfälle im | |
Einzelnen auch sein mögen, in ihrer Fülle und stetigen Wiederholung droht | |
irgendwann Ermüdung. Und nicht alle Ideen erweisen sich als unverbraucht: | |
Wenn Arthur mit Excalibur loslegt und die Feinde in Zeitlupe zerlegt, | |
bedient er sich eines allzu bewährten Verfahrens, wie es unter anderem | |
schon Zack Snyder in seiner Comicverfilmung „300“ (2006) ausgiebig für die | |
Nahkampfgestaltung eingesetzt hat. | |
Am Ende bleibt ein typischer „Ja, aber“-Film. Was Ritchie einerseits an | |
Blockbuster-Routine vermeidet, übertreibt er andererseits hemmungslos und | |
will es dabei trotzdem immer noch allen rechtmachen. Oder muss es. Das | |
entspricht ein wenig der Entschlossenheit eines Gemischtwarenladens. | |
11 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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