| # taz.de -- Grüne und CSU: Söder überspannt den Bogen | |
| > Das permanente Grünen-Bashing ist falsch. Wer die Grünen-Hetze der AfD | |
| > kopiert, macht sich nicht zur Alternative der Alternative. | |
| Bild: Söder hat es sonst nicht so mit Habeck und den Grünen – hier bei eine… | |
| Der Feind ist grün. [1][Diese Botschaft hat Markus Söder in den Mittelpunkt | |
| seiner Parteitagsrede gestellt] und damit den Ton für den Wahlkampf der CSU | |
| gesetzt. Doch die Botschaft ist falsch – und könnte fatale Folgen haben. | |
| Keine Frage zwar, dass sich zwei konkurrierende Parteien in der politischen | |
| Auseinandersetzung nichts schenken. Und dass es bei so unterschiedlichen | |
| Parteien wie CSU und Grünen schon mal kräftig rumpeln kann, ist | |
| eingepreist. Das sollte dem politischen Diskurs nicht schaden. Aber Söder | |
| überspannt den Bogen. | |
| Grünen-Politiker sind schon jetzt am häufigsten Ziel politischer | |
| Straftäter. Indem Söder die politische Auseinandersetzung mit den Grünen | |
| kontinuierlich zum Kulturkampf hochstilisiert, facht er den Hass gegen die | |
| Partei nur noch weiter an – und senkt das Niveau der Debattenkultur mit | |
| seinen Entgleisungen („grüne Margot Honecker“) immer weiter. | |
| Und die dogmatische Absage an eine schwarz-grüne Koalition ist auch nicht | |
| hilfreich. Sicher, die Aussage verpflichtet Söder zu nichts. Sind die | |
| Stimmen erstmal in der Urne, werden auch die Karten neu gemischt. Sollte | |
| ihm dann aus irgendwelchen Gründen eine Koalition mit den Grünen opportun | |
| erscheinen, wäre Söder der letzte, der sich an sein Vor-Wahl-Versprechen | |
| gebunden fühlte. Interessanterweise argumentiert Söder ja selbst in erster | |
| Linie mit wahltaktischen Gründen: Eine Union, die sich für eine Koalition | |
| mit den Grünen offen zeigt, werde nicht über 30 Prozent kommen, sagt er. | |
| ## Und was ist mit den Gemeinsamkeiten? | |
| Dass jedoch in einer Demokratie – gerade in Zeiten der Krise – alle | |
| demokratischen Parteien grundsätzlich miteinander koalieren können müssen, | |
| sollte eine Binse sein. Gerade jetzt wäre es nötiger denn je, bei allem | |
| Streit die Gemeinsamkeiten der demokratischen Parteien zu unterstreichen. | |
| Und natürlich sollten Koalitionen das Ergebnis von Wahlergebnissen sein und | |
| nicht eine Drohkulisse, um diese zu beeinflussen. Doch als Söders Vize | |
| Manfred Weber vor dem Parteitag darauf hinwies, bekam er vom Chef sofort | |
| eins auf den Deckel. Und auch schwarze Grünen-Versteher wie Hendrik Wüst | |
| [2][und Daniel Günther] können sich Söders regelmäßigen Spotts sicher sein. | |
| Das mag Söder lustig finden, dabei vergisst er aber vor allem eines: Der | |
| Feind steht rechts. Wer die Grünen-Hetze der AfD zu kopieren versucht, wer | |
| ihr mit einer möglichst scharfen Migrationspolitik hinterherhechelt, macht | |
| sich nicht zur Alternative der Alternative. Er gibt den Rechtsextremen | |
| damit nur recht – und macht sie für manche erst recht wählbar. | |
| 13 Oct 2024 | |
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| Dominik Baur | |
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