| # taz.de -- Gespräche zwischen Deutschland und China: Angespannt wie lange nic… | |
| > Am Mittwoch kommen Berlin und Peking virtuell zu Regierungskonsultationen | |
| > zusammen. Die lange Liste an Streitthemen erschwert das bislang gute | |
| > Verhältnis. | |
| Bild: Chinas Premier Li Keqiang und Bundeskanzlerin Merkel bei einer Videokonfe… | |
| Peking/Berlin dpa | Kanzlerin Angela Merkel und Chinas Premier Li Keqiang | |
| kommen am Mittwoch gemeinsam mit ihren Ministern virtuell zu | |
| Regierungskonsultationen zusammen. Die Gespräche werden überschattet von | |
| Problemen der deutschen Wirtschaft und wachsenden politischen Spannungen. | |
| Es ist die sechste Auflage der seit 2011 alle zwei Jahre in diesem großen | |
| Format stattfindenden Gespräche – diesmal gibt es wegen der Pandemie | |
| erstmals nur eine Videokonferenz. Auch ein direktes Gespräch zwischen | |
| Merkel und Li Keqiang ist geplant. In Peking kommen ferner | |
| Unternehmensvertreter zu einem Wirtschaftsforum zusammen. | |
| Im Vorfeld warnte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, | |
| Norbert Röttgen (CDU), vor zu viel Vertrauensseligkeit im Umgang mit China. | |
| „China verfolgt in Deutschland und anderen Teilen der Welt eine | |
| strategische Softpower-Politik“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk | |
| Deutschland (RND). „Vieles geschieht subtil“, so Röttgen. „Man kriegt ei… | |
| Fuß in die Tür, nimmt Einfluss und schafft bei Bedarf Abhängigkeiten.“ In | |
| Deutschland werde das Vorgehen wenig wahrgenommen. „Ich finde das naiv. Ich | |
| empfehle dagegen Realismus.“ | |
| Parteienvertreter forderten die Bundesregierung auch auf, | |
| Menschenrechtsverletzungen in China und dessen jüngste Strafaktionen gegen | |
| Kritiker in Deutschland und Europa klar anzusprechen. | |
| Die Liste der Streitthemen, die das traditionell gute Verhältnis beider | |
| Seiten belasten, ist lang: | |
| ## Sanktionen | |
| Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten hat die Europäische Union im | |
| März wieder Sanktionen gegen China wegen Verletzungen der Menschenrechte | |
| verhängt. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen Verantwortliche für die | |
| Unterdrückung der Uiguren. Als Reaktion verhängte Peking noch weitergehende | |
| Sanktionen gegen deutsche und andere EU-Abgeordnete, Akademiker und auch | |
| das Mercator-Institut für China-Studien (Merics) in Berlin, was Empörung | |
| ausgelöst hat. | |
| ## Uiguren | |
| Nach Angaben von Menschenrechtlern sind in Xinjiang Hunderttausende Uiguren | |
| [1][in Umerziehungslager gesteckt worden]. Peking spricht von | |
| Fortbildungseinrichtungen. Viele Uiguren werden auch zu Haftstrafen | |
| verurteilt. China wirft Mitgliedern der muslimischen Minderheit | |
| Separatismus und Terrorismus vor. In einem Beschluss des britischen | |
| Parlaments wird der chinesische Umgang mit der muslimischen Minderheit der | |
| Uiguren als „Völkermord“ eingestuft. Auch im Bundestag wird über die | |
| völkerrechtliche Bewertung diskutiert. | |
| ## Investitionsabkommen | |
| Ende vergangenen Jahres haben sich China und die EU grundsätzlich auf ein | |
| [2][Investitionsabkommen] geeinigt, das unter deutscher Führung | |
| vorangetrieben worden war. Es soll den Zugang zum chinesischen Markt | |
| verbessern. China verspricht nur vage „nachhaltige Anstrengungen“ zur | |
| Ratifizierung von zwei Konventionen gegen Zwangsarbeit. Noch ist das | |
| Abkommen nicht fertig ausgehandelt. Es muss auch vom Europaparlament | |
| gebilligt werden, wo der Protest gegen Chinas Sanktionen wächst. | |
| ## 5G-Ausbau | |
| Der Bundestag hat vergangene Woche ein neues IT-Sicherheitsgesetz | |
| verabschiedet, das dem chinesischen Telekomriesen Huawei eine Beteiligung | |
| am Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes deutlich erschwert. Hintergrund | |
| ist die Sorge vor Spionage und Sabotage. Der Netzwerkausrüster und Chinas | |
| Regierung weisen die Vorwürfe zurück. | |
| ## Hongkong | |
| Mit einem Sicherheitsgesetz schränkt Peking die politischen Freiheiten in | |
| Hongkong ein. Es zielt auf Aktivitäten, die als umstürzlerisch, | |
| separatistisch, terroristisch oder verschwörerisch eingestuft werden. | |
| Großbritannien und andere westliche Länder sehen darin einen Bruch der | |
| völkerrechtlich bindenden Gemeinsamen Erklärung für die Rückgabe Hongkongs | |
| 1997 an China, die Autonomie garantiert. | |
| ## Einreiseprobleme | |
| Die deutsche Wirtschaft beklagt mangelnde Visavergabe, kurzfristige | |
| Änderungen von Vorschriften und zum Teil unzumutbare Hotels für die | |
| zweiwöchige Zwangsquarantäne bei der Einreise. Es sei kaum möglich, | |
| Mitarbeiter für Installation, Reparatur oder Wartung nach China zu | |
| schicken. Die Hürden sind Umfragen zufolge derzeit das größte Problem der | |
| in China tätigen deutschen Unternehmen. | |
| ## Journalismus | |
| Die Bundesregierung sorgt sich um [3][verschlechterte Arbeitsbedingungen | |
| deutscher Korrespondenten in China]. Beide Länder streiten über die | |
| Zulassung neuer Journalisten. Auch können deutsche Korrespondenten in China | |
| – anders als Geschäftsleute – nicht einfach ausreisen, weil eine | |
| Wiedereinreise wegen der Pandemie in der Regel nicht erlaubt wird. | |
| Infolgedessen verringert sich die Zahl deutscher Journalisten in China. | |
| ## Südchinesisches Meer | |
| China beansprucht den größten Teil des rohstoffreichen Seegebietes, durch | |
| das wichtige Schifffahrtsstraßen gehen. Das Schiedsgericht in Den Haag hat | |
| diese Ansprüche bereits 2016 abgewiesen. Peking ignoriert das Urteil jedoch | |
| und baut dort trotzdem Militäranlagen. Die USA schicken Marineschiffe, um | |
| für die Freiheit der Schifffahrt einzutreten und ihre Interessen in der | |
| Region zu wahren. Die Bundesregierung erwägt, in diesem Jahr eine Fregatte | |
| in das Gebiet zu entsenden. | |
| 28 Apr 2021 | |
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