# taz.de -- Germania klagt gegen den Geheimdienst: Beleidigte Burschen | |
> Die rechte Studentenverbindung Germania klagt gegen ihre Beobachtung | |
> durch den Verfassungsschutz. Der beobachtet extremistische Mitglieder. | |
Bild: Waren wohl etwas zu lang in der Sonne: Hamburger Burschenschaftler von Ge… | |
HAMBURG taz | Die Hamburger Burschenschaft Germania will den Ruch der | |
Verfassungsfeindlichkeit loswerden. Seit Jahren steht die schlagende | |
Verbindung in den Jahresberichten des Landesamtes für Verfassungsschutz. | |
Jetzt hat die Burschenschaft dagegen geklagt. Sie will nicht mehr in den | |
Berichten auftauchen. „Das ist der Sinn der Klage“, bestätigt Stefan | |
Böhmer, Rechtsanwalt der Burschenschaft. | |
Die Klage beim Verwaltungsgericht hat Böhmer bereits im April eingereicht. | |
Bisher sind Schriftsätze zwischen den Rechtsbeiständen des | |
Verfassungsschutzes und der Burschenschaft hin und her gegangen. Die | |
weiteren rechtlichen Schritte vor dem Verwaltungsgericht seien noch unklar, | |
sagt der Pressesprecher des Gerichts, Max Plog. | |
Das Landesamt für Verfassungsschutz am Johanniswall ist bei Nachfragen | |
zurückhaltend. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns bei einem | |
laufenden Klageverfahren hierzu derzeit inhaltlich nicht äußern“, antwortet | |
Pressesprecher Marco Haase. | |
In den vergangenen Jahren haben sich die verschiedenen Landesämter und | |
-behörden des Verfassungsschutzes mit der Beobachtung von Burschenschaften | |
insgesamt eher schwer getan. Die Grenzen in diesem studentischen Milieu | |
zwischen bloß konservativ oder schon rechtsextrem waren und sind | |
umstritten. Bis heute wird etwa darüber spekuliert, inwieweit der | |
politische Einfluss Alter Herren – diesen Status erreichen die | |
Burschenschaftsmitglieder mit Abschluss des Studiums oder dem Eintritt ins | |
Berufsleben – eine geheimdienstliche Beobachtung dieser Lebensbünde | |
unterbindet. | |
## Seit 2013 unter erneuter Beobachtung | |
Auch die Germania wurde nicht kontinuierlich beobachtet. Im November 2013 | |
stufte der Verfassungsschutz die Burschenschaft erneut als | |
Beobachtungsobjekt ein. Auf den Sachverhalt angesprochen, verweist Haase | |
auf eine alte Pressemitteilung und einen früheren Jahresbericht. | |
In beiden Darstellungen führt der Verfassungsschutz aus, dass innerhalb des | |
Dachverbandes Deutsche Burschenschaften (DB) Bünde in der | |
Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) organisierten seien, die | |
„überwiegend nationalistisch-revisionistisch ausgerichtet“ seien und am | |
„volkstums-bezogenen Vaterlandsbegriff“ festhielten. | |
„Verbandsintern“, schreibt der Verfassungsschutz weiter, „wurde wiederholt | |
der Vorwurf erhoben, einzelne Burschenschaften der BG würden | |
rechtsextremistische Positionen vertreten. Dazu zählt die Hamburger | |
Burschenschaft Germania“. | |
Und als weitere Begründung für die Beobachtung führt der Verfassungsschutz | |
für das Jahr 2013 an, dass zumindest von Teilen der studierenden Mitglieder | |
rechtsextremistische Bestrebungen ausgingen und dieser Personenkreis die | |
politische Ausrichtung der Burschenschaft beeinflusse. | |
Im Laufe der Jahre hat das Hamburger Bündnis gegen Rechts immer wieder auf | |
die Verstrickungen der 1919 gegründeten Burschenschaft mit Rechten | |
hingewiesen – von der NPD bis zur Identitären Bewegung. Der AStA | |
organisierte Proteste vor dem Haus der Germania in der Sierichstraße. | |
Die anhaltende Kritik an der Verbindung blieb nicht ohne Wirkung. Im Mai | |
2017 trennte sich der Ehrenvorsitzende des Reservistenverbandes der | |
Bundeswehr in Hamburg, Ramon-Stefan Schmidt, von der Burschenschaft. Der | |
Alte Herr will erst dann erfahren haben, das der Verfassungsschutz seinen | |
Bund beobachtete. | |
8 Nov 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Burschenschaft | |
Rechtstextreme | |
Schwerpunkt Neonazis | |
Hamburg | |
Verfassungsschutz | |
Der Hausbesuch | |
Burschenschaft | |
Schwerpunkt Neonazis | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Der Hausbesuch: Schon das Wort triggert | |
Studentenverbindungen sind gestrig, konservativ und eher rechts. Oder? Zu | |
Besuch bei zwei jungen Menschen in Köln, die das etwas anders sehen. | |
Gericht lehnt Burschenschaft-Antrag ab: Germanen bleiben rechtsextrem | |
Die Burschenschaft Germania will nicht im Verfassungsschutzbericht | |
auftauchen. Aber das Verwaltungsgericht Hamburg lässt sie abblitzen. | |
Bewaffnete Burschenschaftler in Hamburg: „Germanen“ horten Waffen | |
Die Hamburger Burschenschaft Germania gilt als rechtsextrem. Trotzdem | |
besitzen einige ihrer Mitglieder scharfe Waffen – legal. | |
AfDler mit rechtsextremen Verbindungen: In Bundestag und Burschenschaft | |
Der AfD-Abgeordnete Jörg Schneider ist Mitglied der Hamburger | |
Burschenschaft Germania. Die wird vom Verfassungsschutz intensiv | |
beobachtet. | |
Landtagsfraktion in Thüringen: AfD will Akademikerverband gründen | |
Burschenschafter in der AfD wollen einen Akademikerverband gründen. Damit | |
dürfte der Einfluss rechter Studentenverbindungen wachsen. | |
AfDler in Mecklenburg-Vorpommern: Mit rechten Burschen gefeiert | |
Der heutige AfD-Fraktionsvorsitzende in MV hat mit rechtsextremen | |
Burschenschaften gefeiert, die beide vom Verfassungsschutz beobachtet | |
werden. | |
Streit in der Burschenschaft: Deutsch, wer deutsches Blut hat | |
Germanennachweise und Rassevorschriften: Ein Streit in der Deutschen | |
Burschenschaft zeigt, wie selbstverständlich völkisches Gedankengut in den | |
Männerbünden zelebriert wird. |