# taz.de -- AfDler mit rechtsextremen Verbindungen: In Bundestag und Burschensc… | |
> Der AfD-Abgeordnete Jörg Schneider ist Mitglied der Hamburger | |
> Burschenschaft Germania. Die wird vom Verfassungsschutz intensiv | |
> beobachtet. | |
Bild: Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider ist Alter Herr der Germania… | |
HAMBURG taz | Das Hamburger Bündnis gegen Rechts nennt ihn den „ersten | |
rechtsextremistischen MdB seit 60 Jahren“: Der AfD-Bundestagsabgeordnete | |
Jörg Schneider gehört der Hamburger Burschenschaft Germania an, wie er | |
gegenüber der taz offen einräumt. Von 1988 bis 1992 sei er aktives Mitglied | |
gewesen, seit 1992 Alter Herr der Verbindung. | |
Parteimitglied und Burschenschafter: In der AfD ist diese Verbindung | |
wahrlich keine Seltenheit. Doch der Fall Schneider ist besonders. Denn die | |
Hamburger Burschenschaft Germania ist nicht nur rechtsoffen, sondern klar | |
rechtsextrem. Seit Jahrzehnten fällt die Burschenschaft mit eindeutigen | |
Positionen und Verbindungen auf. | |
2013 erwähnte der Hamburger Verfassungsschutz (VS) die schlagende | |
Verbindung erstmals in seinem Jahresbericht. Seit 2014 widmet der VS den | |
Germanen jährlich ein eigenes Kapitel. Im aktuellen Bericht schreibt das | |
Landesamt, dass die Burschenschaft „im Jahr 2017 ihre Beziehungen zu | |
anderen Gruppierungen in der rechtsextremistischen Szene“ ausgebaut habe. | |
So bestünden zwischen der Germania und der „Identitären Bewegung“ enge | |
Beziehungen und personelle Überschneidungen. | |
Alles weit nach der aktiven Zeit Schneiders bei der Hamburger Germania, | |
kann man einwenden. Das findet auch Schneider: „Versuche, mich nun mehr als | |
25 Jahre danach wegen meiner Aktivenzeit zu diskreditieren, sind völlig | |
haltlos“, sagt er der taz. | |
## Schon in den Neunzigern beobachtet | |
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts, das Schneiders Mitgliedschaft | |
öffentlich gemacht hat, sieht das anders: Als Alter Herr unterstütze man | |
seine Burschenschaft weiter, es sei von einer engen Verbindung auszugehen. | |
Tatsächlich trennt auch der Verfassungsschutz nicht zwischen Aktiven und | |
Alten Herren. | |
Mehr noch: Bereits in der aktiven Zeit von Schneider beobachtete das | |
Landesamt die Germanen. Über das Klima in der Burschenschaft Anfang der | |
neunziger Jahre, also während Schneiders aktiver Zeit, schreibt der | |
Hamburger Verfassungsschutz in einem bis heute nicht veröffentlichten | |
Bericht, der der taz in Auszügen vorliegt: „Nationalistisches, | |
rassistisches und antisemitisches Gedankengut ist (…) innerhalb der aktiven | |
Teile der Burschenschaft weit verbreitet.“ | |
Auf Veranstaltungen der Burschenschaft werde „z. T. nationalsozialistisches | |
Liedgut gesungen und in eigenen Liedtexten das NS-Regime verherrlicht“. | |
Weiter heißt es in dem Bericht: „Aus ihrer Ablehnung der Demokratie und | |
ihrer Befürwortung des ‚Führerprinzips‘ machen viele ‚Germanen‘ keinen | |
Hehl.“ | |
Der VS berichtet zudem über Wehrsportübungen von Rechtsextremen und | |
Germanen, die sie ab 1991 abhielten. 1991 war einer der Burschenbrüder | |
Schneiders der damalige Landesvorsitzende der 1995 verbotenen | |
„Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“, der mit „Heil Euch, Kameradinn… | |
und Kameraden“ zu Treffen ins Germanenhaus einlud. | |
## Bundeswehr und Burschenschaft | |
In den neunziger Jahren war Schneider Jugendoffizier der Bundeswehr. | |
Gegenüber der taz will er mit dem Verweis auf diese Tätigkeit jeden Zweifel | |
an seinem Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung wegwischen: Er habe | |
mit Schülern über die Armee und Sicherheitspolitik diskutiert, für diesen | |
„sensiblen Dienstposten“ wäre er sicher von der Bundeswehr überprüft | |
worden, meint der Bundestagsabgeordnete aus Gelsenkirchen. | |
Nicht alle in der Bundeswehr sehen eine Germania-Mitgliedschaft allerdings | |
so unproblematisch wie Schneider: Im vergangenen Jahr verließ der | |
Ehrenvorsitzende des Reservistenverbandes der Bundeswehr in Hamburg, | |
Ramon-Stefan Schmidt, die Germanen – aufgrund ihrer rechtsextremen | |
Bestrebungen. | |
Schneider gibt an, heute wegen der „räumlichen Entfernung nur sporadischen | |
Kontakt“ zu seiner Burschenschaft zu haben. Zur Weihnachtsfeier 2016 sei | |
der 54-Jährige aber gekommen und habe „eine Vielzahl mir bis zu diesem | |
Zeitpunkt noch nicht bekannten, neuen Mitgliedern getroffen, die auch die | |
AfD unterstützen“. | |
Ein Austritt komme für ihn nicht in Frage, antwortet er der taz. „Als | |
aktives Mitglied habe ich von den Vergünstigungen profitiert, die durch den | |
Beitrag der Alten Herren finanziert werden.“ Es käme ihm „schäbig“ vor, | |
sich „jetzt durch Austritt vor meinem Beitrag zu drücken“. | |
14 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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