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# taz.de -- Illegales Fechten in Leipzig: Duelle bei den braunen Knaben
> Eine Schülerverbindung hat ein illegales Duell angekündigt. Es könnte bei
> der Burschenschaft Germania stattfinden, die als rechtsextremer
> Verdachtsfall gilt.
Bild: Im Februar 2023 verletzten sich zwei Duellanten schwer bei einem Duell
In Leipzig will die Schülerburschenschaft Saxonia Dresden mit einer
„norddeutschen Pennalie“ ein Ehrenduell austragen. „Werte Herren
Waffenstudenten“, schreibt der Einladende in internen Chats. Alle
„Interessierten“ seien „recht herzlich zur Hatz“ mit der
Schülerburschenschaft am Samstag eingeladen. Auf Grundlage der „Linzer
Pauk- und Ehrenordnung“ (LPO) solle gefochten werden.
In dem 26 Seiten umfassenden österreichischen Regelwerk heißt es auf Seite
1: „Die Waffenehre, d.h. das Recht, Genugtuung zu fordern und zu geben,
besitzen Mittelschüler, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, sowie alle
Personen, welchen der ‚Allgemeine Ehrenkodex‘ die Waffenehre zuspricht“. …
den deutschen Regelwerken wird eine „Hatz“ als „Pro Patria-Suite“
bezeichnet. Dieser burschenschaftliche Begriff steht für eine Mensurform,
also traditionelles Fechten. Duelle um die „Ehre“ sind allerdings
strafrelevant. Deutsche Schülerverbindungen beziehen sich gerne auf das
Regelwerk aus Österreich.
Ort und Zeit der „Hatz“ will die Schülerburschenschaft Saxonia Dresden, die
2020 gegründet wurde, erst nach der Anmeldung angeben. Schülerverbindungen
haben seltener als studentische Burschenschaften eigene Häuser. Das Duell
dürfte deshalb wohl bei einer schlagenden Studentenverbindung in Leipzig
ausgetragen werden, etwa bei der Burschenschaft Germania. Die war 2022
teils mit rassistischen Prepper-Aktivitäten aufgefallen, sie wurde im
September vom Landesamt für Verfassungsschutz [1][als rechtsextremer
Verdachtsfall eingestuft].
In Dresden ist Saxonia nach eigenen Angaben offenbar aber gerade dabei,
sich eigene Räumlichkeiten einzurichten. Gezielt wirbt die Verbindung auf
Instagram: „Du bist Student oder Schüler in Dresden und Umgebung und suchst
ein Umfeld abseits des politisch-korrekten Schulalltags? Dann schreib uns!“
## Schwerverletzte Duellanten
Im Sommer 2022 ließ sich die Schülerverbindung vom extrem rechten
Dachverband „Allgemeiner Pennälerring“ aufnehmen. Im Februar 2023
beteiligte sie sich an einer extrem-rechten Gedenkveranstaltung anlässlich
der Bombardierung von Dresden am 13. und 14. Februar 1945.
In den internen Chats sucht die Saxonia Dresden noch nach einer
„unparteiischen Person“ für die „Hatz“, die drei „ziehende Partien a…
ausgetragen haben müsse. Einzelne Herren fragen sich, ob der Begriff „Hatz“
angebracht sei. „Naja wenn du auf LPO fichst, kannst du auch Hatz sagen“,
erwidert ein Chatteilnehmer.
Die „Linzer Pauk- und Ehrenordnung“ legt genau fest, wann eine „Hatz“
ausgetragen werden darf und muss. „Wurde eine waffenstudentische
Vereinigung durch eine andere beleidigt und war eine friedliche Beilegung
nicht möglich (…), so hat die beleidigte Vereinigung der beleidigenden eine
Hatz zu brummen“ heißt es. „Auswärtige“ oder „örtliche
Ehrenangelegenheiten“, die von Korporationen ausgetragen werden, seien eine
„Hatz“. Wer in einer Hatz „herausgestellt“ sei, könne nicht „ohne
zwingenden Grund“ zurücktreten.
[2][Seit Februar ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth] wegen
eines blutigen Duells zwischen der Erlanger Burschenschaft Germania und der
Turnerschaft Munichia Bayreuth. Im Haus der Germania fochten sie eine „Pro
Patria-Suite“, zwei Duellanten verletzten sich schwer. Gegen zwei
Burschenschaftler im Alter von 25 und 28 Jahren wird wegen gefährlicher
Körperverletzung ermittelt.
Die schlagenden Korporationen befürchten nun eine gesellschaftliche Debatte
um die Mensur. Ihre Devise: Reihen schließen, und schweigen. Den „Ball
flach halten“ empfahl auch ein evangelischer Militärdekan vom „Zentrum
Innere Führung“ der Bundeswehr in Koblenz. Seit 35 Jahren ist er „Erlanger
Germane“.
Nach Angaben der Autonomen Antifa Freiburg sei der Militärdekan mit dem 64.
Deutschen Kontingent KFOR (der NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force) in
Prishtina im Einsatz und berichtete von weiteren Burschenschaftern vor Ort.
Eine Sprecherin der Autonomen Antifa sagt, der Militärdekan offenbare „en
passant einen inoffiziellen Zirkel korporierter Offiziere der Kosovo-Truppe
der NATO aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“.
Der Autonomen Antifa Freiburg fielen zuerst die Chats auf. Die Empfehlung
aus den schlagenden Verbindungen, jetzt keine Bilder oder Kommentare online
zu stellen, hat manche Waffenbrüder noch nicht erreicht. „Ich will im
Screenshot sein“, bittet ein Korporierter.
18 Mar 2023
## LINKS
[1] /taz-Recherche-zu-Burschenschaft/!5880664
[2] /Erlangener-Studentenverbindungen/!5917106
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Fechten
Burschenschaft
GNS
Dresden
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Rechtsextremismus
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Rechtsextremismus
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