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# taz.de -- Alte Herren im Verteidigungsministerium: „Rechtsextremistisch bee…
> Der Alte Herr Jan H. feiert das Fechten als „waffenstudentischen
> Tradition". Er ist nicht der einzige Burschenschaftler im
> Verteidigungsministerium.
Bild: Burschenschaftler mit gezückten Degen: Szene von einem Burschentreffen a…
Eine Mensur ist kein Freizeitsport, meint Jan H. Er ist Alter Herr der
Landsmannschaft „Mecklenburgia-Rostock“ zu Hamburg und findet, dass das
Duellieren in erster Linie die Wehrhaftigkeit schult. Die Idee, beim
Fechten besser von einer „kampf- und körperbetonten Sportart“ zu sprechen,
kommt H. fast einem Werteverrat gleich. Ohnehin hält er eine „Anpassung an
den Zeitgeist“ bei nahezu jeder [1][Tradition von Landsmannschaften] als
einen Verlust von Ehre und Identität.
Wehrhaftigkeit, die durchs Fechten geübt werden soll, beschäftigt H. auch
beruflich. Er ist Referent beim Bundesverteidigungsministerium (BMVg), in
der Abteilung Planung I „Strategische Steuerung und Planung“,
Unterabteilung BMVg Plg I 5 „Multinationale Verteidigung NATO, EU und VN,
Interoperabilität, Standardisierung“.
Die Position zur Mensur legte H. in einem Artikel für das Magazin des
Coburger Convent (CC) dar. In dem Dachverband ist die Landsmannschaft
Mitglied. Den Beitrag veröffentlichte Martin Vaupel, Pressesprecher des CC
und Chefredakteur des Magazins, aber nicht. Die Aussagen H.s kommen für
Vaupel ungelegen, versuchen doch die schlagenden Verbindungen gegenwärtig
einen Dreh zu finden, um das Fechten zu beschönigen. Schon länger steht ein
[2][mögliches Verbot] im Raum.
Dem Alten Herrn im Ministerium ficht das nicht an. Der „Geist“ ihrer
„[3][waffenstudentischen Tradition] mit den Leitbegriffen von Ehre,
Freiheit, Freundschaft, Vaterland“ verlange von den Landsmannschaften,
„nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der Tat, d.h. mit der Waffe in
der Hand, wehrhaft zu sein“. Der Wille, sich auch „gegen unsere Gegner zu
wehren“, käme „auch in der Mensur zum Ausdruck“. Das Fechten solle nicht
sportlicher Teil einer bunten Gesellschaft werden.
H.s Landsmannschaft ist nicht bloß eine von vielen Landsmannschaften.
Bereits 1993 erklärte der Verfassungsschutz Hamburg, dass die Mecklenburgia
„zumindest rechtsextremistisch beeinflusst“ sei. Enge Kontakte bestehen
auch zur Hamburger Burschenschaft „Germania“, die der Verfassungsschutz
auch schon in seinen Jahresbericht erwähnte. Bei Nachfragen ist das BMVg
dennoch sehr zurückhaltend. „Ich bitte um Verständnis, dass wir zu
Einzelpersonen aus Gründen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte
keine Auskünfte im Sinne Ihrer Fragestellung erteilen und nicht erteilen
dürfen“, sagt eine Sprecherin.
Der Alte Herr ist nicht der einzige Korporierte, der im BMVg auffiel. Jan
G. und Marko B. von der Hamburger Burschenschaft „Germania“ sollen
[4][ebenso im Ministerium tätig sein]: G. als Regierungsdirektor und B. als
höherer Beamter. 2020 und 2021 wurde ihre Mitgliedschaft in der
Burschenschaft bekannt. Das BMVg teilte damals mit, dass eine Überprüfung
liefe. Ob und wie die ausgegangen ist, ist allerdings offen: „Zu Fragen im
Zusammenhang mit etwaigen Disziplinarverfahren können und dürfen wir keine
Auskunft erteilen“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.
2 Jun 2023
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## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
Burschenschaft
Rechtsextremismus
Hamburg
Verteidigungsministerium
Deutsche Burschenschaft
Fechten
Burschenschaft
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