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# taz.de -- Erlangener Studentenverbindungen: Schlagen und schweigen
> Nach dem blutigen „Ehrenduell“ in Erlangen ermittelt die Polizei wegen
> Verdachts auf Körperverletzung. Die beteiligten Verbindungen mauern.
Bild: Das Haus der Burschenschaft Danubia in München. Die Danubia wird vom Ver…
Erlangen taz | Das Fechtduell mit zwei Verletzten in Erlangen hat ein
juristisches Nachspiel. Wie ein Sprecher der Polizei am Freitag mitteilte,
ermittle die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen zwei Burschenschaftler
im Alter von 25 und 28 Jahren wegen des Verdachts der gefährlichen
Körperverletzung.
Die [1][blutigen Duelle] fanden am 10. Februar zwischen der Burschenschaft
Germania und der Turnerschaft Munichia Bayreuth statt. Im Haus der Germania
in Erlangen fochten sie eine „Pro-Patria-Suite“ – ein „Duell um die Ehr…
Eine Einladung der Turnerschaft zu dem Abend, die der taz vorliegt,
bestätigt, dass so ein „Ehrenduell“ gefochten werden sollte.
Der Ausgang ist bekannt: Insgesamt sind zwei Fechter im Alter von 21 und 24
Jahren an dem Abend schwer verletzt worden, einer wurde ins Krankenhaus
gebracht, bei dem zweiten Verletzten musste ein Krankenwagen gerufen
werden.
In internen Chats schildert ein „Alter Herr“ des Erlanger Corps Pomerania
Silesia Bayreuth die Verletzungen so: „Es gab eine Knochenrille und beim
zweiten Paukanten konnte eine Arterie nicht geschlossen werden.“ In den
Chats beklagen die unterschiedlichsten Herren von Burschenschaften bis
Corps, dass ein Krankenwagen gerufen wurde.
## Aufgescheuchte Corpsstudenten
Mit Verweis auf einen Bericht der taz schreibt der Vorsitzende des Verbands
Alter Corpsstudenten (VAC) in einem Rundschreiben, dass bei
Presserückfragen „NICHTS gesagt“ und „nur die Namen, Telefonnummern und
E-Mail der Anrufer aufgeschrieben“ werden sollen.
Der VAC warnt seine Mitglieder vor den Folgen, „wenn seriöse Presseorgane“
über solche „Vorfälle“ wie in Erlangen berichteten. „Wir alle müssen s…
viel sensibler vorgehen und es sollten Stellungnahmen und Bilder zum
Fechten in sozialen Medien grundsätzlich unterlassen“ werden.
Auch der Vorsitzende der Germania mahnt an: „Wir möchten euch bitten, zu
dieser Sache nichts nach außen zu kommunizieren“. Die Germania habe
beschlossen, „auf keinerlei Anfragen von außen zu reagieren“.
Die internen Chats belegen, was externe Beobachter schon lange annehmen: Um
die Ehre wird öfters gefochten. So forderte beispielsweise im Oktober 2020
die Burschenschaft Frankonia Erlangen die Munichia zum Duell. Für den 18.
Februar diesen Jahres lud die Heidelberger Allemannia zu einer
Pro-Patria-Suite ein. Eine solches Duell ist für den 1. April auf dem Haus
der Burschenschaft Germania Tübingen gegen die Alte Straßburger
Burschenschaft Germania zu Tübingen geplant.
## BGH-Urteil entscheidend
Eine Pro-Patria-Suite hat nichts mit der heute üblichen Bestimmungsmensur
zu tun, erklärt die Kulturwissenschaftlerin Alexandra Kurth, die über
Studentenverbindungen promoviert hat. Nach einer Entscheidung des
Bundesgerichtshofs (BGH) ist Körperverletzung bei Fechtkämpfen nicht
strafbar, wenn die Kontrahenten in den Kampf einwilligen.
Diese Bewertung treffe aber nicht bei „Ehrenhandel“ zu. Also auch nicht in
dem vorliegenden Fall. Aus diesem Grund ermittelt nun auch die
Staatsanwaltschaft gegen zwei Beteiligte. Allerdings ist fraglich, ob die
Polizei die Ermittlungen erfolgreich zu Ende führen können wird. Laut einem
Polizeisprecher seien die beiden Männer „nicht sehr redefreudig“. Und die
übrigen Zeugen des blutigen „Ehrenduells“ dürften es wohl auch nicht sein.
5 Mar 2023
## LINKS
[1] /Erlanger-Studentenverbindungen/!5917975
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Burschenschaft
Fechten
Studenten
Kolumne Der rechte Rand
Deutsche Burschenschaft
Burschenschaft
Verfassungsschutz
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