# taz.de -- Burschenschaft Germania zieht weg: Ausgegrölt | |
> Die rechtsextreme Hamburger Burschenschaft Germania hat ihr Haus in | |
> Hamburg-Winterhude verlassen. Ein Grund waren Beschwerden wegen | |
> Lärmbelästigung. | |
Bild: Damit ist jetzt Schluss: Burschenschaftler auf dem Balkon ihres Hauses in… | |
Der Name steht nicht mehr an der Tür. Auf dem Briefkasten kleben Zettel mit | |
der Botschaft „!!!Verzogen!!!“ und „Nachsendeauftrag beachten“. Am Balk… | |
des Gebäudes in der Sierichstraße weht keine Deutschlandfahne mehr. Die | |
Hamburger Burschenschaft Germania (HBG) hat ihr Haus im feinen Winterhude | |
verlassen. | |
Über den Hauseingang hängt mittlerweile ein Transparent mit dem Namen | |
„Amberlynne Park“. Die Unternehmergesellschaft bestätigt der taz: „Wir s… | |
da ansässig.“ Die Feierkultur der sich selbst als deutsche Elite | |
verstehenden Burschenschaftler scheint zum unfreiwilligen Auszug geführt zu | |
haben, erklärt das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR). | |
Seit Jahrzehnten nutzte die [1][rechtsextreme Burschenschaft] das | |
zweistöckige Gebäude. Der Verein „Harry Lange e. V.“ war der Träger des | |
Hauses. | |
Über die schlagende Verbindung hat das HBgR immer wieder informiert und | |
protestiert – traten bei der HBG doch auch einschlägige Referenten auf, | |
etwa der geschichtsrevisionistische deutsche Autor Gerd Schulze-Rhonhof | |
oder der islamfeindliche Schriftsteller Akif Pirinçci. Kontakte zur NPD und | |
zur Identitären Bewegung wies das Bündnis der Burschenschaft auch nach. Die | |
Germanen nennen sich selbst „patriotisch“ und versichern freimütig: „Wir | |
bekennen uns zu unserem Vaterland.“ | |
Den Auszug haben engagierte Anwohner:innen wegen des Lärms eingeleitet. | |
Die Bewohner feierten gern [2][burschenschaftliche Events] mit viel Bier | |
und lautem Gesang – mitunter auch samt „Heil Hitler“-Rufen. 2016 wurde das | |
Gegröle aktenkundig. | |
Schon zwei Jahre zuvor führten Beschwerden der Nachbarschaft wegen | |
Ruhestörungen zu Polizeieinsätzen. Die Nachbarn erwirkten 2017 ein | |
Unterlassungsurteil. Die Alten Herren um den Vorsitzenden Bernd Kozinowski | |
versuchten ihre jungen Burschenschaftler etwas zu zügeln. Die Alten Herren, | |
ehemalige Studenten der Burschenschaft, die das Geld auch für den Unterhalt | |
des Hauses aufbringen, hatten aber wohl nur mäßigen Erfolg. Keine | |
Überraschung: 2019 warben die Germanen für ihren „Norddeutschen | |
Heimatabend“ mit dem Slogan „Wer sich erinnern kann, war nicht dabei …“. | |
Neben einer „Reichsgründungsfeier“ wurde vor Gericht auch ein Verstoß in | |
der Nacht vom 20. auf den 21. April 2018 aufgelistet – an Adolf Hitlers | |
Geburtstag. Die Folgen: Insgesamt kamen Ordnungsgelder für Verstöße von | |
12.000 Euro zusammen. Die Kosten des Verfahrens für acht Verstöße musste | |
der Altherren-Verband AHV tragen. Hätte er sie nicht beglichen, wäre | |
Kozinowski für 48 Tage in Haft gekommen. Vor Gericht führte der AHV an, | |
dass die verlangte Sicherheit von 80.000 Euro für den Fall von weiteren | |
Verstößen die Weiterführung der Burschenschaft gefährde. Das Vertrauen in | |
den eigenen Nachwuchs scheint aber gesunken, sodass der Auszug beschlossen | |
wurde. | |
Felix Krebs vom HBgR sagt: „Der erste Preis für antifaschistische | |
Zivilcourage geht an die Nachbarschaft aus der Sierichstraße. Chapeau!“ | |
16 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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