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# taz.de -- Gefechte in Tschad: Die Panzer fahren auf
> Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und aus Libyen einmarschierten
> Rebellen dauern an. Die Opposition in Tschad hat ein Ultimatum gestellt.
Bild: Ein Panzer vor dem Präsidentenpalast in N'Djamena am 19. April
Tunis taz | Auch am Montag sind die Kämpfe in Tschad weitergegangen. In der
Stadt Mao 280 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt N'Djamena lieferten sich
Rebellen der FACT (Front für Wandel und Eintracht in Tschad), die am 11.
April [1][aus Libyen heraus die Grenze in ihr Heimatland überschritten] und
über 2.000 Kilometer in Toyota-Jeeps zurückgelegt hatten, Augenzeugen
zufolge weiter heftige Gefechte mit der Armee.
Am Sonntagabend hatte die Regierung von [2][Präsident Idriss Déby] im
Staatsfernsehen die Zerschlagung der Rebellen verkündet: 300 ihrer Kämpfer
seien „neutralisiert“ worden. Doch Bewohner von Mao berichten der taz am
Telefon, dass zwei Versuche der Regierungstruppen, die Rebellen zu
vertreiben, am Sonntag gescheitert seien. „Bei den Angriffen gegen 13 Uhr
und 15 Uhr starben viele Soldaten“, so ein lokaler Anführer der
Toubou-Gemeinde. Eigenen Angaben zufolge haben die FACT-Kämpfer mehrere
hochrangige Armeeoffiziere getötet. Am Montag fuhren in der Hauptstadt
N'Djamena Panzer auf.
Die meisten FACT-Kämpfer gehören der Volksgruppe der Toubou an und stammen
aus der Region um Mao. Vor ihrem Einmarsch hatte die FACT in Libyen auf der
Seite des [3][Warlords Chalifa Haftar] gekämpft. Der Feldmarschall musste
trotz französischer und russischer Militärhilfe im Sommer 2020 seine
Belagerung der libyschen Hauptstadt Tripolis abbrechen und sich nach
Zentral- und Ostlibyen zurückziehen.
Seine tschadischen Verbündeten überquerten die Grenze nach Tschad am Tag
der dortigen Präsidentschaftswahl, nachdem russische Militärexperten sie
ausgebildet hatten. Augenzeugen berichten, sie seien sehr gut ausgerüstet,
mit wärmesuchenden Panzerabwehrraketen und neuen Funkgeräten.
## Frankreich hält sich zurück
„In N'Djamena macht sich langsam Panik breit, denn auch schon vor dem
Angriff gab es Spaltungstendenzen in der Armee Débys. Alles hängt von der
Reaktion der Franzosen ab“, sagt der Exiltschader Ahmed Hassan, der Kontakt
zu Hauptstadtbewohnern hält. Nahe N'Djamena unterhält Frankreich eine
seiner größten Militärbasen in Afrika, französische Luftangriffe haben 2008
und 2019 Rebelleneinmärsche in die Hauptstadt gestoppt. Doch zur
Verwunderung vieler Beobachter hat die französische Luftwaffe jetzt die
FACT-Kolonnen auf dem Weg nach Mao zwar überflogen, aber nicht bombardiert.
FACT-Führer Mohamed Mehdi kündigte an, die Tschader im Widerstand gegen den
seit 30 Jahren herrschenden Déby einen zu wollen. Am Sonntag forderten
führende Oppositionspolitiker einen Waffenstillstand und Dialog zwischen
Regierung und Rebellen. Dafür gaben sie beiden Seiten bis zum 25. April
Zeit und forderten die internationale Gemeinschaft auf, einen Bürgerkrieg
zu verhindern.
19 Apr 2021
## LINKS
[1] /Rebelleneinmarsch-aus-Libyen/!5761973
[2] /Kritik-an-neuer-Verfassung-im-Tschad/!5499547
[3] /Haftars-Niederlage-in-Libyen/!5684933
## AUTOREN
Mirco Keilberth
## TAGS
Tschad
Libyen
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