# taz.de -- Feuer in Spanien: Urlaubsland ist abgebrannt | |
> Ascheregen, gelber Himmel – Spanien wird von Waldbränden in bisher nicht | |
> gekanntem Ausmaß heimgesucht. Die Feuerwehren sind völlig überfordert. | |
Bild: Südeuropa brennt: Feuer in Vilar de Condes im spanischen Galicien | |
Viele Urlaubsberichte aus Spanien sehen dieses Jahr anders aus als üblich. | |
Statt Fotos von Bergtouren oder vom Baden im See schickt, wer in den | |
spanischen Norden und Nordwesten gefahren ist, Erschreckendes per | |
Messengerdienst an Freunde und Daheimgebliebene. „Der Himmel ist gelb, die | |
Sonne rot. Asche hat’s eigentlich die ganze Woche geregnet, am meisten aber | |
in der Nacht vom 14. auf den 15. August“, schreibt eine Freundin, die ihre | |
Familie in Galicien besuchte. | |
Ein anderer Freund, der jeden Sommer zwei bis drei Wochen in Asturien | |
verbringt und gerne wandert, berichtet von viel zu hohen | |
Sommertemperaturen und auch von „Asche und Rauch die ganze Zeit“. Seine | |
Familie besuchte die Seen von Covadonga im Nationalpark Picos de Europa, | |
„just bevor der Waldbrand ausbrach“. „Was für ein Horror“, sagt er. Wa… | |
sei nicht mehr möglich. Das betrifft nicht nur die Regionen, in denen es | |
brennt. Selbst in den Bergen Zentralspaniens geht der Rauch auf die Lunge. | |
Starke Winde verbreiten ihn übers ganze Land. Sogar in Madrid, Hunderte | |
Kilometer von den großen Waldbränden entfernt, stinkt es verbrannt. | |
In nur drei Wochen sind mehr als 3.640 Quadratkilometer abgebrannt, eine | |
Fläche von der Größe Mallorcas. Eine solche Waldbrandwelle hat Spanien | |
[1][noch nie gesehen]. Die Brandherde wüten im nordwestspanischen Galicien, | |
in den Provinzen Ávila, León und Zamora im Norden der zentralspanischen | |
Region Kastilien und León und weiter im Süden in der Extremadura. Bei | |
Redaktionsschluss waren noch immer 18 Brandherde ganz oder teilweise außer | |
Kontrolle. Naturschutzgebiete, ganze Viehherden, abgelegene Dörfer fallen | |
den Flammen zum Opfer. Über 34.000 Menschen mussten evakuiert werden. | |
Dutzende wurden zum Teil schwer verletzt. Vier Tote sind bisher zu | |
beklagen. | |
Laut der Umweltschutzeinheit der spanischen Polizeitruppe Guardia Civil | |
sind 96 Prozent der Brände Folge menschlichen Handelns, sei es absichtlich | |
oder fahrlässig, der Rest ist meist auf die Folgen von Blitzeinschlägen | |
zurückzuführen. 33 mutmaßlich Verantwortliche für Brände wurden bisher | |
festgenommen. Ihnen drohen bis zu 20 Jahren Haft. Gegen weitere 93 wird | |
ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat auch die Verwaltung im Blick. Sie | |
prüft, ob die vom Feuer am stärksten betroffenen Gemeinden über den | |
vorgeschrieben kommunalen Brandschutzplan verfügen oder nicht. | |
## „Waldbrände werden im Winter gelöscht“ | |
Die regionalen Feuerwehren sind völlig überfordert. Es fehlt ihnen in den | |
drei Regionen – alle vom konservativen Partido Popular (PP) regiert – an | |
Mitteln und Personal. In Kastilien und León, wo der PP nur dank | |
Unterstützung durch die rechtsextreme [2][V]ox die Parlamentsmehrheit hat, | |
werden die Waldbrandbekämpfungsbrigaden in den Wintermonaten nach Hause | |
geschickt. Alles andere sei Geldverschwendung, [3][ließ die | |
Regionalregierung wissen]. | |
„Waldbrände werden im Winter gelöscht“, sagt allerdings der Volksmund und | |
mahnt Aufräumarbeiten in den Wäldern im Winter an, um sie von | |
hochentzündlichem Unterholz und Gestrüpp zu befreien. Wo dies geschieht, | |
brennt es tatsächlich weniger. Vielerorts, so etwa im Tal Valdeón in | |
Nationalpark Picos de Europa, waren es die Bewohner der kleinen | |
Ortschaften, die ihre Dörfer retteten. Sie widersetzten sich der | |
Evakuierung und bekämpften mit prekären Mitteln die heranrückende | |
Feuerfront. | |
Spaniens Regierungschef, der Sozialist Pedro Sánchez, spricht von | |
Klimanotstand. Nicht dass es brennt, sondern wie es brennt, sei Folge des | |
Klimawandels. Viele der unkontrollierbaren Feuer sind sogenannte Waldbrände | |
der sechsten Generation. Solche Brände setzen so viel Energie und Hitze | |
frei, dass sie ein Eigenleben führen – anders als die üblichen Brände. Die | |
Feuer bewegen sich mit Geschwindigkeiten von weit über 20 Kilometer pro | |
Stunde, breiten sich gar gegen den Wind oder ganz untypisch bergab aus, | |
ändern unerwartet ihre Richtung und sind in der Lage, die Wetterbedingungen | |
in ihrer Umgebung zu verändern. So erzeugen sie Wolken, Stürme und sogar | |
Blitze. Das Inferno zu kontrollieren, ist kaum möglich. | |
Regierungschef Sánchez wird im September einen nationalen Klimaplan | |
ausarbeiten, für den er alle Parteien gewinnen will. Die konservative und | |
rechtsextreme Opposition will davon nichts wissen. Klimapolitik gilt ihnen | |
als ideologisch. | |
22 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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