Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Facebook löscht ikonisches Kriegsfoto: Die größte gemeinsame Spi…
> Facebook hat einen Post der norwegischen Zeitung „Aftenposten“ gesperrt,
> weil er ein nacktes Kind zeigt. Das Bild ist ein berühmtes Kriegsfoto.
Bild: Für Facebook zu anstößig: Die Vietnamesin Kim Phuc posiert mit dem Bil…
Ein Foto, das als [1][Momentaufnahme der Schrecken von Krieg] weltberühmt
wurde, ist offenbar zu nackt für Facebook. Es handelt sich um die Aufnahme
eines Mädchens, das unbekleidet mitten auf einer Landstraße auf die Kamera
zuläuft.
Das Foto, geschossen im Juni 1972 von dem AP-Fotografen Nick Út,
dokumentiert eine Episode aus dem Vietnamkrieg. Das Mädchen flieht vor
einem Angriff südvietnamesischer Flieger auf sein Dorf. An ihrem Körper
sind schwere Verbrennungen zu sehen, verursacht durch die Brandwaffe
Napalm, deren Einsatz inzwischen völkerrechtlich verboten ist.
Facebook interessiert die historische Ebene des Bildes offenbar nicht: Für
das Netzwerk ist es ein Kinder-Nacktbild wie jedes andere – und wurde daher
gelöscht. So zumindest heißt es bei der norwegischen Zeitung Aftenposten.
Deren Chefredakteur, Espen Egil Hansen, hat am Donnerstagabend in einem
Blogeintrag [2][angeprangert], dass das Bild von der Facebookseite der
Zeitung gelöscht worden sei.
Am Mittwoch habe man eine Nachricht mit Bitte um Löschung des Bildes
erhalten, ohne eine Reaktion abzuwarten habe man aber „eigenständig
eingegriffen“ und den Artikel, eine Auseinandersetzung mit ikonischen
Kriegsbildern, sowie das Bild von der Facebookseite gelöscht, schreibt
Hansen. Hansen richtet sich mit seinem Brief direkt an Facebook-Gründer
Mark Zuckerberg, nennt ihn „den mächtigsten Redakteur der Welt“ und wirft
ihm vor, er missbrauche seine Macht, um Debatten zu unterbinden. Seitens
Facebook gibt es dazu bisher keine Stellungnahme.
Die Löschpraxis des Sozialen Netzwerks, welches inzwischen immer mehr auch
als Nachrichtenquelle für viele NutzerInnen fungiert, geriet zuletzt schon
häufiger in die Kritik. Einerseits werfen KritikerInnen Facebook vor, bei
persönlichen Drohungen und menschenverachtenden Inhalten nicht schnell
genug oder gar nicht zu reagieren. Andererseits werden immer wieder Inhalte
mit absurden Begründungen entfernt.
Ein Beispiel dafür ist der Fall [3][des Übergrößen-Models Tess Holliday] im
Mai dieses Jahres. Ein Kampagnenfoto, auf dem Holliday in Dessous für eine
bessere Einstellung gegenüber dicken Körpern warb, wurde von Facebook
gesperrt, mit dem Hinweis, es widerspreche den Werberichtlinien des
Netzwerks in Sachen „Gesundheit und Fitness“. Nachdem der Fall
internationale Aufmerksamkeit erhalten hatte, nahm Facebook die Sperrung
zurück und entschuldigte sich.
## Prüde US-Vorortstandards
Nun hat Facebook also ein historisches Kriegsfoto für unangemessen
befunden, eines, das wie kein anderes eine historische Episode des 20.
Jahrhunderts dokumentiert und dafür sogar den Pulitzer-Preis erhalten hat.
Das Problem ist allerdings nicht, wie der Aftenposten-Chefredakteur die
Sache zuspitzt, dass hier ein allmächtiger Herr Zuckerberg an einem roten
Löschknopf sitzt und entscheidet, welche Diskurse stattfinden, sondern,
dass Facebook nach wenig ausdifferenzierten und offensichtlich prüden
US-Vorortstandards seine Inhalte filtert.
Damit fällt so mancher volksverhetzende Post unter die freie
Meinungsäußerung, während bei Nacktheit auf die Befindlichkeiten eines
imaginierten konservativen Publikums Rücksicht genommen wird. Nicht ein
Mann übt hier Macht aus – ein ganzes Netzwerk beschneidet weltweit Diskurse
auf eine fragwürdige Schnittmenge – und das ist sogar wesentlich
gefährlicher.
9 Sep 2016
## LINKS
[1] https://christopherbdalydotcom.files.wordpress.com/2012/05/12-4-napalm-girl…
[2] http://www.aftenposten.no/meninger/kommentar/Dear-Mark-I-am-writing-this-to…
[3] /!5307591/
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Schwerpunkt Meta
Vietnamkrieg
Nacktbilder
Schwerpunkt Meta
Fake News
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Meta
Instagram
Feminismus
Brüste
## ARTIKEL ZUM THEMA
Karikatur auf Facebook: Falsch verstanden
Weil sie eine Zeichnung teilten, blockierte Facebook einige Nutzer. Dass
die Beiträge anti-rassistisch waren, merkte Facebook erst später.
Zugeständnisse bei Facebook: Problembewusstsein okay
Mark Zuckerberg erklärt, er wolle gegen Falschmeldungen vorgehen. Gegen
Hass im Netz macht das Netzwerk Facebook (noch) nichts.
Quiz zum Facebook-„Whistleblower“: Fuck, Zuck!
Nach dem Enthüllungsinterview der „Zeit“: Sätze, die man als
Facebook-Whistleblower (nicht) sagt. Echt oder Fake? Raten Sie mit!
Nach Löschung von Kriegsbild: Facebook stellt Foto wieder online
Der Streit über die Sichtbarkeit eines Fotos aus dem Vietnamkrieg dauerte
Wochen. Facebook löschte, wurde kritisiert und zeigt das Bild nun doch
wieder.
Zensierte Brüste in Online-Netzwerken: Toter Fisch statt BH
Weibliche Brustwarzen auf Instagram sind ein No-Go. Gegen die Prüderie im
Internet wehren sich Frauen – mit Brüsten und Fischen.
Sexismus in Social Media: Zu dick für Facebook
Das Bild eines Plus-Size-Models wird gelöscht, weil sich Nutzer_innen
schlechtfühlen könnten. Die Körper dicker Frauen sind auf Facebook
„unerwünscht“.
Titstorm auf Facebook: Brust-war-zen!
Aus Protest gegen Facebooks No-Nippel-Policy posten Frauen Fotos, in denen
sie Männerbrustwarzen auf die ihren kleben. Herrje!
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.