# taz.de -- Ewigkeitschemikalien in den USA: Elf Milliarden für Umweltschäden | |
> Der US-Konzern 3M will in einem Rechtsstreit nun Geld bezahlen, weil er | |
> für die Verschmutzung von Wasser verantwortlich ist. | |
Bild: Die Firma 3M verwendet PFAS um Klebstoffe, Schleifpapier und IT-Technik h… | |
BERLIN taz | Vom Pizzakarton über Laptops bis hin zur Regenjacke. All diese | |
Produkte sollen haltbar und wasserfest sein. Viele von ihnen enthalten | |
deshalb sogenannte Ewigkeitschemikalien, die teilweise Jahrhunderte | |
brauchen, um sich zu zersetzen. Die Verwender dieser per- und | |
polyfluorierten Chemikalien (PFAS) verschmutzen damit weltweit das Wasser. | |
Einer von ihnen ist der [1][US-Konzern 3M]. Er hat sich jetzt zu einer | |
Zahlung von umgerechnet etwa 11,4 Milliarden Euro bereit erklärt, um | |
Rechtsstreitigkeiten mit Wasserversorgern beizulegen. | |
Zur Gruppe der PFAS gehört eine Vielzahl von Substanzen. Der Konzern 3M | |
verwendet sie, um Klebstoffe, Schleifpapier und IT-Technik herzustellen. | |
Das Problem: [2][PFAS sind stark gesundheitsschädlich]. Die Stoffe stören | |
den Hormonhaushalt. Studien weisen darauf hin, dass sie krebserregend sind | |
und Diabetes auslösen können. Bei belasteten Ratten zeigte der Chemieriese | |
DuPont bereits in den 1960er Jahren, dass sich die Leber vergrößerte. | |
Und das Gift ist weit verbreitet: Allein in Deutschland lässt sich an 1.500 | |
Orten PFAS nachweisen. Das zeigte eine aktuelle Recherche von NDR, WDR und | |
der SZ. Sie gelangen durch vielfältige Wege in das Wasser, etwa durch | |
Abwasser von Fabriken, die Verteilung von belasteten Produkten als | |
Düngemittel auf Feldern. Bei der aktuellen Klage in den USA ging es um | |
Löschschäume, die auf Militärgeländen und Flugplätzen verwendet wurden und | |
über Jahrzehnte ins Trinkwasser gelangten. | |
## 17 Milliarden Euro Schäden | |
Das Geld, das 3M als Vergleich zahlen will, soll Technologien voranbringen, | |
die Chemikalien filtern können. Auch Wasseranalysen sollen damit finanziert | |
werden. Zuvor muss sie allerdings durch ein Bundesgericht genehmigt werden. | |
Der Vergleich sei ein bedeutender Schritt, findet der amerikanische | |
Umweltanwalt Robert Bilott. Endlich kämen “die für die Kontamination der | |
Trinkwasserversorgung verantwortlich sind, für den Schaden auf – und nicht | |
die Opfer.“ Der US-Anwalt vertritt derzeit zahlreiche Wasserversorger im | |
ganzen Land, die durch Ewigkeitschemikalien geschädigt wurden. | |
Fünf europäische Staaten, darunter Deutschland, haben Anfang des Jahres | |
dafür gestimmt, PFAS in Europa komplett zu verbieten. Denn schon jetzt sei | |
die Sanierung von betroffenen Orten extrem teuer, zeigt eine [3][Studie des | |
Nordischen Ministerrats]. Bis zu 11 Milliarden Euro pro Jahr würde die | |
Sanierung allein in Europa kosten, schätzt der Rat – und davon sind die | |
Folgen für die Gesundheit noch ausgenommen. Diese sind laut dem Bericht des | |
Nordischen Ministerrats um einiges höher, sie liegen zwischen 52 und 84 | |
Milliarden Euro. | |
## Neue Technologien | |
„Sanierungen sind extrem schwierig und häufig wenig effektiv; denn PFAS | |
lassen sich aus Wasser und Boden nur schwer wieder entfernen“, ergänzt | |
Luise Körner von der Abteilung Stoffe und Technologien des Umweltverbandes | |
BUND. | |
Hoffnung gibt eine neue [4][Studie der University of British Columbia]. | |
Forscher*innen haben dort in diesem Jahr ein absorbierendes Material | |
entwickelt, das PFAS im Wasser bindet und mithilfe von biochemischen und | |
elektrochemischen Verfahren zerstört werden kann. Im Gegensatz zu | |
bisherigen Technologien kann dieses Material bis zu 99 Prozent der | |
Substanzen filtern. Es wird aktuell in mehreren Feldstudien in Kanada | |
getestet. | |
23 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Chemikalien-in-Belgien/!5936730 | |
[2] /Gesundheitspolitiker-ueber-Chemikalien/!5931655 | |
[3] https://www.norden.org/en/publication/cost-inaction-0 | |
[4] https://news.ubc.ca/2023/03/22/new-ubc-water-treatment-zaps-forever-chemica… | |
## AUTOREN | |
Ann-Kathrin Leclere | |
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