# taz.de -- Entspannung an Großhandelsmärkten: Habeck erwartet sinkende Gaspr… | |
> Der Wirtschaftsminister geht für 2023 von fallenden Preisen für Gas auch | |
> für Verbraucher aus. Zuletzt füllten sich auch die Speicher wieder. | |
Bild: Als die Gasnot noch größer aussah: Wirtschaftsminister Robert Habeck im… | |
BERLIN dpa | Bürger in Deutschland müssen laut Wirtschaftsminister Robert | |
Habeck noch ein Jahr lang mit hohen Gaspreisen rechnen. „Wann sinken die | |
Preise? Ich hoffe, dass es gegen Ende 2023 schon besser ist, wenn auch | |
nicht auf dem Niveau von 2021“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen | |
Presse-Agentur. „Das Jahr über werden wir höhere Preise noch aushalten | |
müssen.“ Danach werde die Infrastruktur voraussichtlich so weit ausgebaut | |
sein, dass genügend Ersatz für das ausbleibende russische Gas nach | |
Deutschland fließe [1][und sich die Preise von selbst wieder regulierten]. | |
Zuletzt war der Gaspreis an Europas Großhandelsmärkten zwar schon gesunken. | |
Auf die Gasrechnung der Verbraucher hatte das aber noch keine unmittelbaren | |
Auswirkungen, da sich viele Versorger mit langfristigen Verträgen | |
eingedeckt haben. Dennoch sieht Habeck eine positive Entwicklung. | |
„Die Preise sind seit dem Sommer gesunken, das ist erstaunlich, da wir | |
mitten im Winter sind“, sagte der Wirtschaftsminister. So sei der Gaspreis | |
am sogenannten Spotmarkt vor Weihnachten von 130 auf etwas unter 100 Euro | |
pro Megawattstunde gefallen. „Das ist deutlich zu hoch, gar keine Frage“, | |
betonte er. Aber der Preis sei weniger explodiert, als man befürchtet habe. | |
Auf dem Spotmarkt wird Gas angeboten, das man heute kauft und morgen | |
bezieht. Bis Mitte 2021 lag der Spotmarkt-Preis in der Regel in der | |
Preisspanne 10 bis 30 Euro. Im Vergleich dazu habe sich der Preis mehr als | |
verdreifacht, räumte der Wirtschaftsminister ein. „Wenn man aber aus dem | |
Sommer 2022 darauf schaut und die hohen Preise von zeitweise über 300 Euro | |
im August in Erinnerung hat, sieht es anders aus.“ | |
## Versorgung durch Flüsiggas | |
Antwort auf die hohen Preise sei zum einen die Gaspreisbremse, die ein | |
gewisses Kontingent an Gas für Verbraucher bis zum Frühjahr 2024 künstlich | |
auf einen Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde drückt. Vor allem aber müsse | |
die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, betonte Habeck. „Die Preise sind | |
so hoch, weil die Hälfte des Gases, das Deutschland verbraucht, durch | |
Putins Lieferstopp weggebrochen ist, und wir außer den Pipeplines keine | |
Lieferinfrastruktur hatten.“ | |
Schwimmende Terminals für Flüssiggas sollen Abhilfe schaffen. „Wenn wir es | |
schaffen, das in dem jetzt vorgelegten Tempo weiter auszubauen, dann | |
schließen wir Deutschland wieder an den Weltmarkt an“, beteuerte Habeck. | |
„Und dann werden wir auch die Weltmarktpreise bekommen, die deutlich unter | |
dem liegen, was wir jetzt haben.“ | |
[2][Mit Blick auf die Versorgungssicherheit] sagte der Grünen-Politiker, er | |
sei der froh, dass die Temperaturen nach eisigen Wochen vor Weihnachten | |
wieder gestiegen seien. „Natürlich geht es mir wie wohl den meisten | |
Menschen im Land: Ich finde Winter schön, wenn er kalt ist“, betonte er. | |
Außerdem mache ihm die zu spürende Klimaerhitzung natürlich Sorgen. „Aber | |
ich will zugeben, dass ich in diesem Jahr durchaus froh bin, wenn es im | |
Winter nicht so knackig kalt wird.“ | |
## Gasmangel nicht zu erwarten | |
Während der Kältewelle Mitte Dezember war der Füllstand der Gasspeicher | |
teils um mehr als einen Prozentpunkt pro Tag gesunken. Zuletzt aber stieg | |
er sogar wieder – wohl wegen der für Dezember milden Witterung. Am ersten | |
Weihnachtstag waren die Speicher nach Daten des europäischen | |
Gasspeicherverband GIE zu mehr als 88 Prozent gefüllt. | |
Habeck sieht die Versorgung für den aktuellen Winter daher gesichert. Wenn | |
die Speicher Anfang Februar noch zu 40 Prozent gefüllt seien, dann sehe es | |
auch für den Winter 2023/24 gut aus, sagte er. „Wenn die Bedingungen so | |
bleiben, wie sie sind, werden wir keine Gasmangellage bekommen. Damit meine | |
ich jetzt nicht die Wetterlage, sondern die Bereitschaft der Bürger und der | |
Industrie einzusparen, den hohen Speicherstand und die Versorgung über das | |
nichtrussische Ausland.“ Bei einer Gasmangellage müsste etwa die | |
Gasversorgung für Firmen rationiert werden – danach sieht es laut Habeck | |
derzeit aber nicht aus. | |
Damit zeigt sich der Wirtschaftsminister deutlich optimistischer als viele | |
Bürger. Denn einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge | |
rechnet eine große Mehrheit der Deutschen damit, dass Erdgas in diesem oder | |
im nächsten Winter knapp wird. Nicht einmal jeder Dritte glaubt demnach, | |
dass die Gasversorgung über beide Winter hinweg gesichert ist. | |
Bundesregierung und Bundesnetzagentur appellieren immer wieder an | |
Verbraucher und Wirtschaft, sparsam mit Gas umzugehen, damit der Brennstoff | |
nicht rationiert werden muss. Habeck hat den Eindruck, dass [3][die Bürger | |
gut mitziehen]. „Dass wir so dastehen, liegt daran, dass die Deutschen im | |
Herbst Gas gespart haben“, betonte er. „Die Menschen wissen, dass sie ihren | |
Geldbeutel schonen, aber auch die Widerstandskraft des Landes damit | |
hochhalten.“ | |
Eine solche Solidarleistung sei nicht selbstverständlich. „Man verzichtet | |
auf Komfort und auf Luxus in den Büros und auch zu Hause. Das ist in der | |
Konsumgesellschaft, in der wir leben, was völlig Ungewöhnliches. Da kann | |
ich nur Danke sagen“, betonte Habeck. | |
28 Dec 2022 | |
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