# taz.de -- Diskriminierung von Frauen: Pissen für alle und zwar umsonst | |
> Ab nächstem Frühjahr sollen in Parks 24 ökologische öffentliche Toiletten | |
> aufgestellt werden – mit Frauenpissoir. Kosten sollen sie aber weiterhin. | |
Bild: Gleichberechtigung hört nicht an der Klotür auf | |
Jetzt, wo die Tage wieder länger und die Temperaturen immer wärmer werden, | |
zieht es viele Berliner*innen in die öffentlichen Parks. Man trifft | |
sich mit Freund*innen, trinkt ein paar Bier oder Limos und spätestens nach | |
ein paar Stunden meldet sich die Blase. [1][Diese zu erleichtern, ist | |
jedoch gar nicht so einfach]. | |
Die Restaurants und Bars rund um die Parks sind von den vielen Klosuchenden | |
derart genervt, dass man dort oft nicht mal gegen Geld die Toilette | |
benutzen darf. Einfach ins öffentliche Grün zu pinkeln kommt für viele auch | |
nicht infrage, sei es aus Umweltgründen oder aus Scham – insbesondere für | |
Frauen* ist es wenig attraktiv, am helllichten Tag vor den Augen der | |
Parkbesucher*innen blank zu ziehen. | |
Bleiben also die öffentlichen Toiletten. 418 gibt es davon insgesamt in | |
Berlin, rund 280 davon sind City-Toiletten der Firma Wall. [2][Diese sind | |
allerdings nicht für jede*n kostenfrei zugänglich]. Alle Menschen, die | |
nicht das Pissoir auf der Rückseite der Klohäuschen nutzen können – also | |
schon mal alle Frauen und damit die Hälfte der Berliner*innen – müssen | |
50 Cent pro Klogang zahlen. | |
Aber Moment mal, ist es nicht illegal, Menschen aufgrund ihres Geschlechts | |
zu benachteiligen? Papperlapapp, sagt die Senatsverwaltung, [3][die Kabinen | |
sind für alle und die Pissoirs für Wildpinkler] – und das können, wie | |
allgemein bekannt ist, nur Männer. | |
Dennoch sollen pünktlich zur Wildpinkelsaison im nächsten Frühjahr neue, | |
gendergerechte und ökologische öffentliche Toiletten aufgestellt werden – | |
und zwar mit Frauenpissoirs. Potzblitz. Bevor die Begeisterung über die | |
Katapultierung des Frauenbilds der Berliner Verwaltung ins 21. Jahrhundert | |
überschäumt: Auch die neuen Klokabinen sollen nach einer einjährigen | |
Testphase Geld kosten. | |
Die Argumente, warum das so ist, sind so vielfältig wie reaktionär. Meist | |
laufen sie darauf hinaus, Obdachlose und Junkies fernzuhalten. Statt | |
Sozialarbeit oder blauer Anti-Drogen-Beleuchtung bleibt es dabei, fürs | |
Pissen blechen zu müssen. Ein progressiver Umgang mit gesellschaftlichen | |
Problemen sieht wahrlich anders aus. | |
12 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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