| # taz.de -- Deutsche Wohnen & Co enteignen zulässig: Sozialismus kann kommen | |
| > Die Abstimmung über die Enteignung von Immobilienfirmen ist zulässig. | |
| > Entschieden werden könnte über das Volksbegehren im Herbst 2021. | |
| Bild: Sind die Hundstage bald vorbei? Das Berliner Enteignungs-Volksbegehren is… | |
| Berlin taz | Das Volksbegehren Deutsche Wohnen und Co. enteignen ist | |
| rechtlich zulässig. Die juristische Prüfung der Innenverwaltung von Andreas | |
| Geisel (SPD) ist abgeschlossen, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. | |
| Der Senat hat nun 15 Tage Zeit, eine Stellennahme zum Volksbegehren | |
| abzugeben. Danach muss sich das Parlament innerhalb von vier Monaten mit | |
| der Enteignungsfrage befassen. Rouzbeh Taheri vom Volksbegehren sagte der | |
| taz: „Mitte Februar bis Anfang März wollen wir in die nächste Stufe gehen | |
| und Unterschriften sammeln.“ | |
| Ein Volksentscheid zur Bundestagswahl im September 2021 scheint damit | |
| möglich, wenn es der Initiative gelingt, die für einen Volksentscheid | |
| erforderlichen rund 170.000 Unterschriften zu sammeln. „Wir freuen uns, | |
| dass die unendliche Geschichte endlich ein Ende hat“, sagte Taheri. „Das | |
| Ergebnis war uns klar. Wir hatten nie Zweifel, das unsere Initiative | |
| rechtlich zulässig ist.“ Die Klage gegen die lange Prüfdauer ziehe das | |
| Bündnis nun zurück, weil sie gegenstandslos geworden sei. | |
| In der [1][Pressemitteilung] des Senats dazu heißt es, dass das Anliegen | |
| des Volksbegehrens mit Bundesrecht vereinbar sei. Eine inhaltliche | |
| Bewertung sei damit allerdings nicht verbunden. Zudem gebe es noch | |
| materiell-rechtliche Bedenken mit Blick auf die Eigentumsgarantie nach | |
| Artikel 14 Grundgesetz, weil im Beschlussentwurf noch tragfähige | |
| Begründungen für die Auswahl der Wohnungen sowie Härtefallregelungen | |
| fehlten. | |
| Zudem enthalte der Beschlussentwurf keinen Vorschlag zur | |
| Entschädigungshöhe. Gleichwohl sei nicht ausgeschlossen, dass „ein | |
| verfassungsmäßiger Entwurf für ein Vergesellschaftungsgesetz vorgelegt | |
| werden könnte.“ Es kann nach Auffassung der Innenverwaltung also ein | |
| wasserdichtes Enteignungsgesetz geben. | |
| ## Vergesellschaftung gegen Mietenwahnsinn | |
| Die Volksinitiative zielt angesichts der großen Wohnungsnot in Berlin | |
| darauf ab, private Immobilienfirmen mit mehr als 3.000 Wohnungen zu | |
| enteignen und in kommunalen Besitz zu überführen. 57.000 gültige | |
| Unterschriften für einen Antrag auf ein Volksbegehren hatte die Initiative | |
| vergangenes Jahr der Innenverwaltung überreicht. Erforderlich sind dafür | |
| lediglich 20.000. Möglich sind Enteignungen nach Artikel 15 Grundgesetz. | |
| Die Kosten würden sich je nach Schätzung auf 7 bis 37 Milliarden Euro | |
| belaufen. Nach einer [2][Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung] wären von der | |
| Enteignungsforderung rund 250.000 Wohnungen betroffen. | |
| 441 Tage hat die rechtliche Prüfung durch den Senat am Ende gedauert. Die | |
| Volksinitiative, aber auch Linke und Grüne hatten Innensenator Geisel immer | |
| wieder Verschleppung des Volksbegehrens vorgeworfen. Der ursprüngliche | |
| Beschlusstext des Volksbegehrens wurde vor Abschluss der Prüfung in | |
| Verhandlungen mit den Juristen der Innenverwaltung noch leicht abgeändert. | |
| Die jetzige Fassung sei damit formal zulässig, heißt es. | |
| Die ursprüngliche Beschlussfassung sei juristisch unstatthaft gewesen. | |
| Darin hatte es geheißen, dass der Senat ein Gesetz beschließen soll, das | |
| Enteignungen von Wohnungskonzernen ermögliche. | |
| Im neuen Beschlusstext steht: „Daher wird der Senat von Berlin | |
| aufgefordert, alle Maßnahmen einzuleiten, die zur Überführung von | |
| Immobilien sowie Grund und Boden in Gemeineigentum“ geeignet seien. Der | |
| neue Beschluss ist für den Senat formal unverbindlich, wie es in der | |
| Mitteilung der Innenverwaltung heißt. Staatsrechtler Ulrich Battis hatte | |
| eine solche Änderung auch politisch motiviert genannt. Taheri vom | |
| Volksbegehren geht allerdings davon aus, dass die „minimale Änderung“ | |
| inhaltlich das Anliegen nicht verändert. | |
| Eine inhaltliche Befassung der rot-rot-grünen Koalition steht für Dienstag | |
| auf der [3][Tagesordnung des Senats]. Allerspätestens in der übernächsten | |
| Woche soll eine entsprechende Stellungnahme beschlossen sein. Derzeit | |
| stimmen sich die Koalitionsparteien in einer Arbeitsgruppe dazu ab. Die SPD | |
| ist gegen Enteignungen, die Linke dafür, die Grünen mit Abstrichen | |
| ebenfalls. | |
| Abgeordnete der Grünen und Linken machten am Donnerstag weiter Zeitdruck. | |
| Michael Efler (Linke) twitterte: „Es geschehen noch Wunder. Jetzt muss der | |
| Senat den Weg frei machen. Am besten am nächsten Dienstag!“ | |
| Katrin Schmidberger von den Grünen schrieb: „Jetzt liegt der Ball bei | |
| Rot-Rot-Grün.“ Man müsse nun in den Arbeitsmodus, „um konkrete Regelungen | |
| zu finden.“ Wer den Volksentscheid gewinnen wolle, müsse bereits jetzt die | |
| Details für ein Gesetz klären, so Schmidberger: „Wir stehen dafür bereit.�… | |
| 17 Sep 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/sen/inneres/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitt… | |
| [2] https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/Studien_3-19_Prof… | |
| [3] /Volksbegehren-Deutsche-Wohnen-enteignen/!5709735 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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