# taz.de -- Das Woelki-Gutachten: Wenig überzeugend | |
> Das Missbrauchsgutachten aus Köln liefert bei Weitem nicht die | |
> Erkenntnisse, die eine umfassende Aufarbeitung braucht. Es ist allenfalls | |
> ein Anfang. | |
Bild: Weiterhin viele Fragen offen: der Kölner Kardinal Woelki am Donnerstag m… | |
Endlich. Endlich werden Namen genannt. Das Gutachten, mit dem der Kölner | |
Kardinal Rainer Maria Woelki eine Anwaltskanzlei in der Domstadt beauftragt | |
hatte und das am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, macht | |
Schluss mit der Geheimniskrämerei der katholischen Kirche bei der | |
Aufarbeitung sexueller Gewalt an Kindern. Nur wenn Namen genannt werden, | |
können (noch lebende) Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. | |
Woelki hat auch sogleich durchgegriffen: [1][Erste Geistliche wurden bis | |
auf Weiteres vom Dienst suspendiert]. Dabei geht es laut Woelki um | |
„Vertuschung“. | |
Doch so gut das auf den ersten Blick aussehen mag, so suspekt bleibt der | |
Vorgang. In Fragen formuliert, klingt das so: [2][Warum hält Woelki ein | |
erstes Gutachten zum hundertfachen Missbrauch von Kölner Priestern unter | |
Verschluss?] Warum beauftragt der Kardinal für ein zweites Gutachten eine | |
Kanzlei just in der Stadt, in der er selbst eine starke Machtposition | |
ausübt? Und warum kommt ausgerechnet diese von Woelki beauftragte Kanzlei | |
zu dem Ergebnis, dass Woelki selbst nichts vorzuwerfen ist? | |
Woelki begründet die Vergabe des zweiten Gutachtens mit „rechtlichen | |
Bedenken“ und methodischen Mängeln des ersten Gutachtens. Nur: Welche | |
Bedenken und Mängel könnten das sein? Welche Konsequenzen könnten daraus | |
folgen – außer jenen für die Täter und die für Vertuschung Zuständigen? | |
Solange das Gutachten im Panzerschrank liegt, kann das niemand überprüfen. | |
Deshalb schließen sich weitere Fragen an: Ist Woelki nicht trotzdem Teil | |
eines über Jahrzehnte entstandenen intransparenten und fragwürdigen Systems | |
in Köln, so wie [3][der Aufarbeitungsaktivist Matthias Katsch] vermutet? | |
Wie wollen Woelki und die katholische Kirche ihren Aufklärungswillen | |
glaubhaft vermitteln, wenn das Gutachten zwar mächtig an Seiten ist, aber | |
schwach in seiner Überzeugungskraft? | |
Nein, dieses Gutachten liefert bei Weitem nicht die Erkenntnisse, die eine | |
umfassende Aufarbeitung braucht. Es ist allenfalls ein Anfang. | |
18 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Gutachten-zu-Missbrauch-in-Bistum-Koeln/!5759594 | |
[2] /Deutsche-Bischofskonferenz/!5750530 | |
[3] /Betroffenensprecher-ueber-Missbrauch/!5752329 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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