Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Corona und die Fußball-EM: Sport als Zumutung
> Die EM hat gezeigt: Der Fußball ist mächtiger als der Infektionsschutz.
> Auch die Olympischen Spiele in Tokio werden eine Risikoveranstaltung
> sein.
Bild: Virusparty: Auch am Sonntag werden wieder 65.000 Fans im Stadion von Wemb…
Die Bilder, die uns diese [1][Fußballeuropameisterschaft] liefert, sind
eine Zumutung. Auch diesen Sonntag werden wieder 65.000 Fans im Stadion von
Wembley sein, wenn England gegen Italien um den Titel spielt. Die
Bildregie, die im Auftrag der [2][Europäischen Fußballunion Uefa] darüber
entscheidet, welche Szenen in unsere Wohnzimmer gesendet werden, wird immer
wieder auch das Publikum zeigen. Wir werden sehen, wie die Menschen im
Stadion bangen und wie sie sich herzen, wenn ein Tor gefallen ist. Es
werden Bilder sein wie aus einer anderen Zeit, Bilder, die kaum auszuhalten
sind.
Die Uefa wollte genau das. Sie wollte ein Turnier, das aussieht, als wäre
da draußen nicht [3][jenes Virus unterwegs, das die Welt seit anderthalb
Jahren zu beherrschen versucht]. Sie hat die Ausrichterstädte und -staaten
erpresst und gegeneinander ausgespielt. Nur wer garantierte,
Zuschauer:innen zuzulassen, durfte Spiele ausrichten.
Der Fußball hat den Infektionsschutz geschlagen. Er war mächtiger. Die
Folgen sind bereits messbar. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC, die
das Turnier beobachtet, hat mehr als 2.500 Menschen gezählt, [4][deren
Coronainfektionen mit dem Turniergeschehen zu tun hatten]. Sie haben
Fußball in Stadien oder auf Fanmeilen verfolgt, waren infiziert von
Russland nach Finnland unterwegs oder von Wembley nach Schottland.
Kann es das wert gewesen sein? Oder hält man das starke
Infektionsgeschehen, so wie in Großbritannien, trotzdem für beherrschbar?
Wer kann das schon sagen? [5][Bei jedem Eigentor dieser EM], bei jeder
[6][umstrittenen Szene], bei all der Freude über den Sport, der da
getrieben wird, schwingen diese Fragen mit. Sie sind es, die den
Sportkonsum derzeit zu einer Zumutung machen. Von Deutschland aus mit dem
Finger auf England und die Uefa zu zeigen, so wie es Innen- und
Sportminister Horst Seehofer jüngst getan hat, ist indes zu einfach.
## Fußball beherrscht Politik
Der Fußball hat auch hierzulande die Politik fest im Griff. Da müssen
wackere Veranstalter:innen von kleinen Kultur-Events unter freiem
Himmel [7][immer wieder neue Hygienekonzepte erstellen] und markieren mit
Kreidekreisen die Orte, an denen sich die Freund:innen der kleinen Kunst
aufzuhalten haben. Währenddessen wird entschieden, dass zum
Bundesligastart im August wieder bis zu 25.000 Leute in die Stadien
dürfen.
Und wenn die Uefa wirklich des Teufels ist, wofür ja nun wirklich einiges
spricht, warum unterwirft sich Deutschland diesem Verband dann eigentlich
und rollt ihm für die Fußball-EM 2024 gerade den roten Teppich aus? Die
nächste Männer-EM im Fußball findet in Deutschland statt. Sie soll genau
solche Bilder liefern, wie sie dieser Tage aus London gesendet werden.
Andere Bilder werden in drei Wochen von [8][Tokio] aus in die Welt
geschickt. In Japan herrscht wieder Coronanotstand, und so blieb den
Organisatoren und Verantwortlichen des Internationalen Olympischen Komitees
nichts anderes übrig, als zu beschließen, [9][keine Zuschauer:innen zu
den Wettbewerben zuzulassen]. Die Anreise von Olympiafans aus dem Ausland
hat man schon länger untersagt.
Alles gut also? Über 11.000 Sportler:innen aus wirklich aller Damen und
Herren Länder werden zu den Spielen anreisen. Dazu kommen Trainer,
Funktionäre und jede Menge Berichterstatter und Techniker von
Medienunternehmen. Eine Fußball-EM ist im Vergleich dazu ein Zwergenevent.
[10][Danach stehen die Paralympics an], zu denen noch einmal mehr als 4.000
Athlet:innen erwartet werden. Nach Kontaktvermeidung sieht das nicht
aus, auch wenn es Hygienekonzepte gibt.
Dass nach der Verschiebung der Spiele von 2020 in dieses Jahr nicht
ernsthaft über eine Absage nachgedacht wird, liegt auch an der unheimlichen
Macht des Sports. Will eine Stadt die [11][Olympischen Spiele] ausrichten,
muss sie sich dem IOC unterwerfen, muss Milliarden investieren, um den
Zuschlag zu bekommen. Dann sind es die Sportverbände, die den Regierenden
die Regeln diktieren. Auch das ist eine Zumutung.
11 Jul 2021
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Fussball-EM-2024/!t5308320
[2] /Politologe-ueber-die-Macht-der-Uefa/!5780592
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[4] /Corona-Infektionen-durch-EM-Spiele/!5779338
[5] /EM-Bilanz-vor-dem-Achtelfinale/!5778020
[6] /Nach-dem-Elfmeter-fuer-England/!5780891
[7] /Kultur-in-Deutschland-nach-der-Pandemie/!5779150
[8] /Keine-Kondome-fuer-Olympia/!5780133
[9] /Sommerspiele-in-Tokio/!5784618
[10] /Schwerpunkt-Paralympics-2024/!t5033370
[11] /Schwerpunkt-Olympische-Spiele-2024/!t5058793
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Paralympics 2024
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Sport trotz Corona
GNS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Kolumne Olympyada-yada-yada
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
Coronaregeln bei Olympia in Tokio: Eng an eng in die Blase
Der taz-Olympiareporter hat Tokio erreicht. Hinter ihm liegt ein langes
Ringen mit den Regeln zum Infektionsschutz – ein Erfahrungsbericht.
Publikum bei Sportveranstaltungen: Elite und Pöbel
Mit dem modernen Sport kamen auch die Zuschauer in die Arenen. Wie Sport
zum Massenphänomen wurde und welche Probleme damit aufgekommen sind.
Sponsorenrückzug von Olympia: Sie wollen nicht mehr mitspielen
Top-Sponsor Toyota erachtet die Olympischen Spiele in Tokio als
meidenswertes Umfeld – und sagt die Anzeigenkampagne kurzerhand ab.
Propaganda und sportliche Sprache: Das Amt für Sportwerbung empfiehlt
Schon 1936 versuchten die Nazis mit Hilfe der Sportsprache Propaganda zu
betreiben. Auch für Tokio 2021 ist das interessant.
Zum Ende des Fußballturniers: Eine Social-Media-EM
Wer gewinnt und wer verliert im Fußball, ist nicht immer so eindeutig wie
ein 1:0. Diesmal gilt: gewonnen hat das Spiel, verloren die Uefa.
Italien ist Europameister: Der gekaperte Fußball
Mit aller Macht wurde das EM-Turnier durchgepaukt. Nun ist es vorbei, die
Uefa kann ihr Geld zählen. Doch wofür wurde das alles gemacht?
Deltavariante des Coronavirus: Wettlauf gegen die 4. Welle
Wieso steigen die Infektionszahlen? Wirken die Impfungen wirklich
schlechter gegen die Deltavariante? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Anhaltende Kritik an Fußballbverbänden: Geht es der Uefa etwa ums Geschäft?
Jetzt bezichtigt auch Altkanzler Gerhard Schröder die Uefa der
Geschäftemacherei. Er scheint da einem ganz großen Ding auf der Spur zu
sein.
Corona-Infektionen durch EM-Spiele: Risikogruppe Fußballfan
Bei der EM ist es zu Masseninfektionen mit Corona gekommen. Wegen der
Gefahr neuer Mutationen nimmt die Uefa so weitere Tote in Kauf.
Coronafälle unter schottischen Fans: Virale Euphorie
Nach einer Studie der einheimischen Gesundheitsbehörde haben sich 1.991
schottische Anhänger bei ihren EM-Reisen mit Corona infiziert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.