# taz.de -- Corona-Virus und Konsum: Nur ein Kunde auf 20 Quadratmetern | |
> Die unterschiedllichen Corona-Regeln für den Einzelhandel in den Ländern | |
> führen zu Protesten. Nun klagt eine Kaufhauskette in NRW. | |
Bild: Manche Läden bereiten sich schon auf die Wiedereröffnung vor | |
BERLIN taz | Wer coronamüde demnächst mal ausgiebig shoppen will, fährt | |
besser nach Nordrhein-Westfalen. Dort dürfen ab Montag auch jene Läden | |
öffnen, die in großen Shoppingmalls beheimatet sind. In Bayern hingegen | |
bleiben die Einkaufszentren geschlossen. Der Infektionsschutz unterscheidet | |
sich gebiets- und fallweise und die Proteste dagegen mehren sich. | |
Die Essener Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat jetzt in einem | |
Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster Klage gegen die | |
[1][coronabedingte Schließung] ihrer Kaufhäuser in NRW eingereicht. Das | |
Land hat Gelegenheit, dazu Stellung zu beziehen. Eine Entscheidung dazu | |
werde aber im Laufe dieser Woche „nicht mehr ergehen“, teilte das Gericht | |
am Freitag mit. | |
Die Bundesregierung und die MinisterpräsidentInnen der Länder hatten sich | |
am Mittwoch auf neue Vorgaben auch für den Einzelhandel geeinigt, die von | |
den einzelnen Ländern ausgestaltet werden. Danach dürfen frühestens ab | |
Montag Geschäfte wieder öffnen, deren Verkaufsfläche 800 Quadratmeter nicht | |
übersteigt, wobei es Ausnahmen gibt. | |
Eine Frage, die sich dabei stellt, lautet, ob die kleineren Geschäfte in | |
den Shoppingmalls dann auch öffnen dürfen, was ja ein Gedränge in den | |
Einkaufszentren zur Folge haben könnte. Außerdem beklagen Kaufhäuser, dass | |
beispielsweise große Autohändler, in NRW sogar Möbelhäuser öffnen dürfen, | |
obwohl sie mehr Verkaufsfläche haben als 800 Quadratmeter, Kaufhäuser aber | |
geschlossen bleiben müssen. | |
## Für den Infektionsschutz | |
Die Länder beantworten diese Fragen unterschiedlich. Ein Sprecher des | |
[2][Gesundheitsministeriums in Bayern] erklärte dazu auf Anfrage der taz, | |
„Großkaufhäuser und Shoppingmalls“ blieben auch in der nächsten Zeit in | |
Bayern noch geschlossen, „auch wenn die dort integrierten Fachgeschäfte für | |
sich genommen unter 800 Quadratmeter Ladenfläche liegen. Gegen eine Öffnung | |
sprechen gewichtige Infektionsschutz-Gründe.“ | |
Anders sieht man die Sache in Nordrhein-Westfalen. Ein Sprecher der | |
Staatskanzlei NRW sagte, „Einkaufszentren, Shoppingmalls und vergleichbare | |
Einrichtungen dürfen öffnen, damit die Geschäfte, die darin liegen und | |
öffnen dürfen, aufgesucht werden können.“ | |
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte dazu erklärt, dass die | |
Betreiber der Einkaufszentren dafür zuständig seien, dass die | |
Abstandsregeln eingehalten werden. In der Öffentlichkeit und damit auch in | |
den Gängen der Malls gilt ein Abstandsgebot von 1,50 Meter bis zwei Meter | |
zu anderen PassantInnen. | |
## Mehr Platz in Bayern | |
Ausreichend Abstand soll auch in den Geschäften eingehalten werden, aber | |
auch für die erlaubte Kundendichte gibt es unterschiedliche Vorgaben. In | |
der Corona-Schutz-Verordnung in NRW heißt es dazu, die „Anzahl von | |
gleichzeitig im Geschäftslokal anwesenden Kunden darf eine Person pro zehn | |
Quadratmeter nicht übersteigen“. In Bayern hingegen gilt ein Verhältnis von | |
einer Person auf 20 Quadratmetern als Limit für den Besucherandrang im | |
Laden. | |
Zu kontrollieren ist die Besuchermenge gegebenenfalls durch | |
Sicherheitspersonal, das man am Eingang der Geschäfte als auch am Eingang | |
zu den Malls positionieren muss. | |
Im Einzelhandel gibt es die Überlegung, ob man Kaufhäuser nicht einfach | |
etagenweise öffnen könnte, so dass die Vorgabe von einer Verkaufsfläche von | |
800 Quadratmetern damit nicht überschritten würde. Die Handelsverbände in | |
Berlin-Brandenburg und in Niedersachsen-Bremen rechnen damit, dass die | |
Betreiber dies versuchen werden. | |
Wäre eine solche Lösung beispielsweise in Berlin möglich, dann würde man in | |
dem fünfgeschossigen Naturkaufhaus in Berlin die ersten beiden Etagen | |
öffnen, sagte ein Sprecher des Hauses in Steglitz der taz. | |
## Keine Tricks mit Absperrungen | |
In Bayern ist man da aber rigoros: Die Flächengrenze von 800 Quadratmetern | |
beziehe sich auf „objektiv baulich vorhandene Verkaufsfläche“, so der | |
Ministeriumssprecher. „Es ist daher nicht gestattet, durch Absperrungen | |
oder Ähnliches ‚unter die Grenze‘ zu kommen.“ | |
In der Corona-Schutzverordnung in Bayern wird das Verkaufspersonal | |
angewiesen, Masken zu tragen, die Betreiber müssen ein „Schutz- und | |
Hygienekonzept“ vorlegen. Ähnliches gilt auch anderswo. Wie die | |
Einzelhändler an entsprechende Schutzmasken für ihre Beschäftigten kommen | |
und das möglicherweise nötige Sicherheitspersonal finden und bezahlen | |
können, um das Abstandsgebot zu überwachen, ist vielerorts noch völlig | |
unklar, heißt es bei den Handelsverbänden. | |
17 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/ | |
[2] /Bayern-und-das-Coronavirus/!5676406 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Einzelhandel | |
Bundesländer | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Urteile zu Corona-Shopping: Verkaufsflächen vor Gericht | |
In Bremen bestätigt ein Urteil die 800-m2-Grenze für den Einzelhandel. In | |
Hamburg könnte sie in dieser Woche fallen. | |
Geschäfte öffnen wieder: Nur Verkäufer tragen Mundschutz | |
Die Geschäfte in Bremen haben wieder auf: Manche rechnen mit zehn | |
Quadratmetern pro Kund*in, andere mit 20, um die Auflagen einhalten zu | |
können. | |
Aufweichungen der Corona-Regeln: Locker ins Desaster | |
Die Verbreitung von Lobbyinteressen ist verständlich. Aber auch ein fatales | |
Signal – denn es geht um Leben und Tod. | |
Mundschutz gegen Corona: Maskenschutz möglich machen | |
Die Regierung empfiehlt den Mundnasenschutz. Aber sie kümmert sich nicht | |
ausreichend um Masken für alle. | |
Kampf gegen Corona-Epidemie: Vorsichtige Lockerungen | |
Geschäfte dürfen unter Auflagen öffnen, der Schulbetrieb startet nur | |
eingeschränkt: Bund und Länder bleiben weiterhin vorsichtig. | |
Corona-Krise im Einzelhandel: Kauft online, jetzt! | |
Die Krise trifft den Einzelhandel hart. Nicht nur kleine Läden, sondern | |
auch große. Onlinekäufe würden helfen. | |
Arbeitsschutz in Zeiten von Corona: Bitte mehr Abstand | |
Im Privatleben sind soziale Kontakte tabu und werden sogar bestraft. Aber | |
für Betriebe, Behörden und Büros gibt es keine verbindlichen Regeln. |